Wer mit einer eigenen Anlage Photovoltaik (PV)-Strom erzeugen möchte, muss nicht nur viel Geld investieren, sondern sich auch um den laufenden Betrieb, um Wartung und Reinigung, Versicherung und Meldepflichten kümmern. Wie wäre es stattdessen, eine Anlage zu mieten? Für einen monatlich fälligen Betrag versprechen Anbieter neben Planung und Installation der Anlage auch Zusatzleistungen wie Wartung und Versicherung zu übernehmen.
Der Mieter und Betreiber der Anlage verwendet den erzeugten Strom genau wie bei einer gekauften Anlage: Er nutzt ihn selbst oder speist ihn gegen die Einspeisevergütung ein. Lohnt sich das? Die Verbraucherzentrale NRW hat einen Blick auf PV-Mietmodelle geworfen.
Die Vorteile
Wer eine PV-Anlage mietet, muss den Kaufbetrag nicht in einer Summe aufbringen und sich weniger kümmern. Der Mietanbieter übernimmt die Installation der Anlage sowie die vereinbarten Servicedienstleistungen, wie Wartung und Versicherung.
Die Laufzeit der Verträge liegt meist zwischen 15 und 25 Jahren. Mieter können die Anlagen nach Ende der Vertragslaufzeit häufig kostenfrei übernehmen oder abkaufen. Auf der Kostenseite sind Mietangebote meist gut kalkulierbar: Sämtliche Kosten stehen häufig schon bei Vertragsabschluss fest.
Risiken und Pflichten
Ganz ohne Pflichten und Risiken ist das Mieten nicht. Interessierte sollten den Vertrag genau prüfen: Welche Serviceleistungen bietet der Anbieter? Welcher Aufwand und welche Kosten kommen auf sie zu?
- Manche Verträge sehen vor, dass Mieter Kosten für bestimmte Wartungs- und Reparaturarbeiten zumindest zum Teil übernehmen und/oder die Anlage versichern müssen.
- Um das Thema Steuern kommen auch Mieter nicht herum. Aber: Für Anlagen bis 10 kWp können Betreiber (also auch Mieter) beim Finanzamt Liebhaberei beantragen. Seit Anfang 2023 fällt für Anlagen unter 30 kWp keine Ertragssteuer mehr an.
- Seit dem 1. Januar 2023 beträgt der Umsatzsteuersatz bei gekauften Anlagen null Prozent. Viele Anbieter haben ihre Verträge so umgestellt, dass – bis auf einen Anteil für Serviceleistungen – der Nullsteuersatz auch für die Miete gilt.
Rechnet sich das?
Ob sich der Abschluss eines PV-Mietvertrages rechnet, lässt sich nicht pauschal beantworten. In der Regel ist das Mieten einer Anlage teurer als der Kauf. Oft ist der PV-Strom aus der Mietanlage dann nicht nur genauso teuer, sondern sogar teurer als Strom aus dem Netz.
Einen finanziellen Vorteil bringt das Mieten nur, wenn über die gesamte Betriebsdauer der Anlage gerechnet die Gesamtmietkosten geringer sind als die Summe, die sich aus der Bezugsstromersparnis und der Einspeisevergütung ergibt. Doch Vorsicht: Im Vorhinein ist es nicht ganz einfach abzuschätzen, wie viel des erzeugten PV-Stroms tatsächlich selbst genutzt werden kann. Noch weniger bekannt ist, wie sich die Strompreise in Zukunft entwickeln werden.
Auch der Betrachtungszeitraum ist wichtig. Einige Anbieter rechnen über 25 oder gar 30 Jahre und verschleiern so, dass sich über die deutlich kürzere Vertragslaufzeit vielleicht gar kein Kostenvorteil, sondern sogar ein nennenswerter Verlust ergibt.
Interessierte sollten Beispielrechnungen genau prüfen und hinterfragen und zudem die Rechnungen verschiedener Anbieter vergleichen.
Was ist mit Wallbox und Speicher?
Viele Anbieter bieten auch Speicher und Wallboxen zur Miete an. Interessierte sollten nicht nur prüfen, ob die Mehrkosten hierfür angemessen sind: Batteriespeicher haben mit vermutlich 10 bis 15 Jahren eine deutlich kürzere Lebensdauer als PV-Anlagen. Tauscht der Anbieter den Speicher aus, wenn dieser nicht mehr die volle Leistung bringt? Wer muss den Nachweis erbringen?
Ist sichergestellt, dass der Speicher über die gesamte Mietdauer die versprochene Kapazität liefert, also wenn nötig ausgetauscht wird, kann das die Attraktivität eines Mietangebots im Vergleich zum Kauf eines Speichers verbessern.
In vielen Fällen gilt für Privathaushalte aber, dass ein Batteriespeicher – egal, ob gemietet oder gekauft – aufgrund der aktuell noch hohen Kosten und der begrenzten Lebensdauer die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage nicht erhöht, sondern verschlechtert.
Das Fazit: Genau prüfen
Wer überlegt, eine PV-Anlage zu mieten, sollte die Verträge und die angenommene Wirtschaftlichkeit genau prüfen. Scheitert es am nötigen Kleingeld, kann es sinnvoller sein, die eigene PV-Anlage über einen Kredit zu finanzieren. Für PV-Anlagen gibt es zum Beispiel geförderte Kredite der KfW-Bank.
Bei Kauf einer Anlage haben Betreiber die volle Kontrolle über die installierte Technik. Das erfordert zwar Wissen bzw. Beratung, kann aber Dinge vereinfachen, wenn zum Beispiel ein Hausverkauf ansteht. Und noch eins: Die Vertragslaufzeit ist sehr lang. Was passiert, wenn der Anbieter in der Zwischenzeit Insolvenz anmelden muss?
www.verbraucherzentrale.de
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