Das Heizen mit Holz erlebt vor dem Hintergrund der Gaskrise einen neuen Boom. Sichere Verfügbarkeit und (relativ) niedriger Energiepreis sind die Vorzüge der Stunde. Wer nun darüber nachdenkt, seine alte (fossile) Anlage durch eine Holzheizung zu ersetzen oder zu ergänzen, sollte vorher gut planen. Denn bei der Umstellung von Gas oder Öl auf Holz reicht es nicht, einfach nur den Kessel auszutauschen. Häufig muss auch ein neuer Wärmespeicher her, ein Holzlager muss vorhanden sein und auch der Schornstein muss passen. Holzheizungen sind – vielleicht abgesehen vom kleinen Kaminofen – relativ teuer. Die Entscheidung betrifft die nächsten 15 bis 20 Jahre. Solange sollte die Versorgung mit Brennmaterial sicher sein und solange sollte jemand zeitlich und körperlich in der Lage sein, sich um die relativ arbeitsintensive Heizung zu kümmern.
FörderungSeit dem 15. August werden Holzheizungen mit höchsten 25 % gefördert (10 % Grundförderung, 5 % für besonders emissionsarme Anlagen und 10 % für den Austausch einer Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung).
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Vor einer Entscheidung stehen folgende Fragen:
- Möchten Sie einen oder wenige Räume beheizen oder eine Zentralheizung einrichten?
- Wie hoch ist der Wärmebedarf?
- Haben Sie langfristig eigenes Holz zur Verfügung bzw. eine Möglichkeit zum Zukauf?
- Wie viel Platz für Heizungsanlage, Vorratsbehälter und Brennstofflager steht zur Verfügung? Verfügen Sie über die notwendige Technik, also zum Beispiel über einen Schlepper mit Frontlader, um Hackschnitzel in den Vorratsbunker zu bringen, oder über einen Holzspalter für die Herstellung von Scheitholz? Können Sie vielleicht mit einem Nachbarn zusammenarbeiten? Sind Hackgut-Lieferanten in der Region ansässig?
- Möchten Sie die Holzheizung mit einem anderen Heizungssystem wie der alten Öl- oder Gasheizung oder einer Solarthermie- oder Photovoltaikanlage kombinieren?
- Wie viel Arbeitszeit können Sie für die Heizung aufwenden?Ein Teil der Fragen lässt sich recht einfach allein beantworten. Bei anderen Fragen ist es sinnvoll, Experten einzubinden: Wenden Sie sich deshalb möglichst frühzeitig an einen Berater, einen erfahrenen Heizungsbauer und auch an Ihren Schornsteinfeger. Frühzeitig auch deshalb, weil die Wartezeiten für Beratung, Angebote, Auslieferung und Einbau zurzeit relativ lang sein können.
Pufferspeicher und Asche
Damit Holzkessel effizient arbeiten und die Abgaswerte stimmen, müssen sie in einem vorgegebenen Leistungsbereich laufen. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Anlage mit einem ausreichend großen Wärmespeicher auszurüsten. Dieser dient quasi als Energiezentrale: Er speichert und puffert die erzeugte Wärme im Heizungswasser, bindet die Trinkwassererwärmung sowie bei Bedarf andere Energieträger wie Photovoltaik- und Solarthermieanlage oder Wärmepumpe ein. Heizungskessel und Pufferspeicher sollten gut aufeinander abgestimmt sein. Als Faustzahl gilt ein benötigtes Speichervolumen von 30 l pro kW Heizleistung bei automatischen Hackschnitzel- oder Holzpelletheizungen. Scheitholzkessel benötigen einen größeren Wärmespeicher (55 bis 100 l/kW Heizleistung), der auf den Füllraum des Kessels bzw. mindestens auf die in einem Abbrand anfallende Wärmemenge abgestimmt ist.
Folgende weitere Punkte sind bei allen Holzheizungen gleich:
- Sie müssen regelmäßig gereinigt und gewartet werden.
- Lackiertes und behandeltes Holz, bedrucktes Papier und Pappe sowie andere Abfälle haben in der Holzheizung nichts verloren.
- Es fällt Asche an, die unter anderem aufgrund des hohen Gehalts an Schwermetallen über den Hausmüll entsorgt wird.
- Einzelraumfeuerungsanlagen und Heizkessel (Neu- und Bestandsanlagen) müssen Emissionsgrenzwerte nach der 1. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) einhalten.
- Einzuhalten ist zudem die Feuerungsverordnung (FeuVO NRW). Sie macht unter anderem Vorgaben zur Ausgestaltung von Heizräumen, Brennstofflagern und Abgasanlagen. Ansprechpartner ist der Schornsteinfeger.
Selbst gemacht oder zugekauft – Scheitholz
Scheitholzheizungen gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen und Größen. Moderne Scheitholzvergaserkessel arbeiten nach dem Prinzip des unteren Abbrands und besitzen eine intelligente Verbrennungsregelung mit Wirkungsgraden von über 90 %. Gerade bei Scheitholzheizungen bietet sich häufig der Einbau von Hybridsysteme an, also die Kombination mit alter, vorhandener Gas- oder Ölheizung, mit Holzpelletheizung oder Solarthermie. Diese unterstützen im Sommer bzw. wenn niemand verfügbar ist, der Holz nachlegen kann. Scheitholzheizungen sind aufgrund des hohen (Hand-) Arbeitsbedarfs für die Herstellung und die Lagerung der Scheite sowie für das Bestücken der Heizung eher etwas für Heizungen mit einer Leistung unter 50 kW.
Bewertung:
+ Eigenes Holz lässt sich gut verwerten und relativ preiswert aufbereiten. Ein Scheitholzzukauf ist auch möglich.
+ Geringere Investitionskosten als bei Hackschnitzelheizungen.
– Lagermöglichkeiten für die Scheite müssen vorhanden sein.
– Bei modernen Kesseln sind die Nachlegeintervalle deutlich gesunken (in der Heizsaison ein- bis zweimal täglich). Dennoch sind Scheitholzheizungen arbeitsintensiv. Auch die Herstellung und die Lagerung der Scheite lässt sich nur bedingt automatisieren.
Bequem und sauber – Holzpellets
Pelletheizungen kombinieren die Bequemlichkeit von etwa Gas- oder Ölheizungen mit der Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen. Holzpellets werden unter hohem Druck aus Sägemehl oder Sägespänen gepresst. Für Pellets gibt es Qualitätsnormen, die den Preisvergleich erleichtern und einen sicheren Betrieb gewährleisten. Pelletöfen werden ähnlich wie Kamine im Wohnbereich aufgestellt und schaffen durch freie Sicht auf die Verbrennung Gemütlichkeit. Pelletkessel sind effizienter und sorgen als Zentralheizung im ganzen Haus für Wärme und Warmwasser.
Bewertung:
+ Saubere Technik.
+ Vollautomatischer Betrieb.
+ Alter Öllagerraum oft als Pelletlager nutzbar.
+ Zukauf von genormten Pellets möglich.
– Stark gestiegene Preise: Nach Angabe des Deutschen Pelletinstituts kosteten Holzpellets im Juni 2022 mit rund 431 €/t fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (Juni 2021: 221 €/t).
– Recht hohe Investitionskosten
– Keine Verwendung von eigenem Holz möglich.
Pelletheizungen sind weniger arbeitsintensiv als Hackschnitzel- oder Scheitholzheizungen. Aber auch sie müssen regelmäßig gereinigt und die anfallende Asche muss entsorgt werden.
Hoher Wärmebedarf, eigenes Holz – Hackschnitzel
Hackschnitzelheizungen eignen sich ab einem Leistungsbedarf von etwa 30 kW, sind aber auch eine Alternative für hohe Bedarfe und Nahwärmenetze.
Entscheidend ist, dass vor Ort genügend ebenerdiger Platz für den Heizungsraum, den Vorratsbunker und das Hackschnitzellager sowie eine Bezugsquelle für die Hackschnitzel vorhanden sind. Hackschnitzel lassen sich mithilfe eines Lohnunternehmers selbst hacken oder auch in definierter Qualität zukaufen. Erkundigen Sie sich in Ihrer Region, was möglich ist. Großen Einfluss auf die Effizienz der Heizung und die Emissionswerte des Abgases hat die Qualität der Hackschnitzel. Diese sollten möglichst trocken und gleichmäßig groß sein und keine Nadeln, Blätter, Rindenanteile und Erde enthalten. Allgemein gilt: Je größer die Anlage desto flexibeler lassen sich verschiedene Hackschnitzelqualitäten und -größen einsetzen.
Bewertung:
+ Vollautomatischer Betrieb.
+ Herstellung aus eigenem Holz sowie Zukauf definierter Qualitäten möglich.
+ Auch für großen Wärmebedarf: Es besteht die Möglichkeit, über Nahwärmenetze mehrere Verbraucher anzuschließen.
– Relativ hohe Investitionskosten.
– Hoher Platzbedarf für Hackgutlager, Vorratsbunker und Pufferspeicher (ebenerdig außerhalb des Wohngebäudes).
• Wöchentlicher Arbeitsaufwand für Kontrollen, Reinigung und Auffüllen des Spänebunkers je nach Jahreszeit, Größe und Ausstattung der Anlage: etwa 5 bis 20 Minuten.
• Für eine hohe Effizienz und gute Abgasqualität muss die Verbrennung bei wechselnden Brennstoffen mithilfe einer Steuereinheit eingestellt werden. Das erfordert Zeit, Wissen und Erfahrung.
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