In der Praxis bewirtschaften die Geschwister den Hof mit Ferkelaufzucht, Schweinemast, Ackerbau plus Wald gemeinsam. Jeder hat seine eigenen Zuständigkeiten und in diesem Bereich auch die Entscheidungsbefugnis. Die 34-jährige Judith macht das Agrarbüro für beide Betriebe und die Ferkelaufzucht, während Jonas sich um die Schweinemast, den Ackerbau und alle Reparaturen rund um den Hof kümmert.
Unterstützt werden sie von einem Mitarbeiter und ihren Eltern. Der Vater der beiden hat sich nach der Hofübergabe vor knapp fünf Jahren zwar aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, er ist für die Geschwister aber noch wichtiger Berater in kniffligen Situationen und hilft viel im Ackerbau.
Drei Kinder mit Agrarstudium
Wer bei Familie Bütfering den Hof weiter macht, war länger nicht klar. Denn drei der vier Kinder haben Landwirtschaft studiert und wären eingestiegen.
Rund um seinen 67. Geburtstag wollte ihr Vater den Betrieb übergeben. Die Interessen des ältesten Bruders liegen im Bereich Landtechnik, deshalb hat er den Geschwistern das Feld überlassen.
In Gesprächen innerhalb der Familie kristallisierte sich heraus, dass Judith und Jonas sich eine gemeinsame Zukunft auf dem Hof vorstellen können. Der Betrieb bietet die Voraussetzung, das Einkommen für zwei Familien und die Altenteilleistungen zu sichern. Auch familiär passt es: "Wir verstehen uns gut und haben eine sehr ähnliche Auffassung von Betriebsführung." Als sich abzeichnete, wie es weiter geht, hat sich die Familie beim WLV beraten lassen: Was gibt es für Modelle? Lässt sich der Betrieb teilen?
Im Anschluss beschloss die Familie, dass der Besitz zusammen bleibt: Dass Judith den Hof erbt, haben die Geschwister gemeinsam entschieden. Sie hatte bereits eine GbR mit ihrem Vater und arbeitete schon zwei Jahre auf dem Betrieb. Der fünf Jahre jüngere Jonas studierte damals nach der landwirtschaftlichen Ausbildung noch in Osnabrück.
Eigenen Betrieb für Jonas
Für Jonas hat die Familie aus dem Gesamtbetrieb einen Teil zur Pacht herausgenommen. Er hat Ferkel- und Mastställe und einen Teil der Ackerflächen langfristig von seiner Schwester gepachtet. "Die Teilung ist zwar bei der Buchführung, den Flächenanträgen und in anderen Bereichen mehr Arbeit, doch so hat jeder sein eigenes Einkommen", berichtet Judith.
Eltern wohnen im Dorf
Die Geschwister wohnen beide auf dem Hof im Doppelhaus, in dem sie aufgewachsen sind. Judith lebt mit ihrem Partner, der zweijährigen Tochter und dem vier Monate altem Sohn in der größeren Hälfte, Jonas mit seiner Freundin in der kleineren. Beide Partner sind außerhalb des Hofes berufstätig.
Das Verhältnis zwischen Eltern und den jungen Betriebsleitern ist sehr gut. Vielleicht ein Grund dafür: Die Eltern bauten in der Phase der Betriebsübergabe im 7-km-entfernten Lippborg ein Einfamilienhaus und sind dort hingezogen.
Sie kommen täglich auf den Hof, es wird zusammen gearbeitet, aber nicht gegessen. Durch die räumliche Distanz wird das Miteinander nicht zu eng.
Besprechungen morgens und mittags
Morgens wird bei einer Tasse Kaffee mit dem Mitarbeiter der Tag geplant. Größere Entscheidungen wie Neuanschaffungen, teure Instandhaltungsmaßnahmen oder andere Dinge rund um die Betriebsentwicklung diskutieren die Geschwister mittags nach dem Essen. "Wir sind gleich gestrickt, deshalb sind wir uns fast immer einig", erzählt Jonas. Bei der Zusammenarbeit werde nicht jede Stunde und jeder Euro aufgerechnet.
Das passt gerade gut zu Judiths Leben. Denn sie stillt ihren viermonatigen Sohn, was ihre Arbeitszeit im Ferkelstall einschränkt. Wenn Familienarbeitskräfte mit Herzblut auf dem Hof mitwirken, lassen sich die Aufgaben leichter umverteilen, nennt Judith einen Vorteil der Kooperation mit ihrem Bruder.
Nie allein mit Entscheidungen
Ein weiterer: Die Geschwister können sich bei wichtigen Entscheidungen beraten und stehen nicht allein davor. Außerdem vertreten sie sich im Krankheitsfall und jeder kann nach Absprache einen oder auch mehrere Tage frei nehmen. "Ich mache gern im Sommer etwas länger Urlaub. Das ist möglich, weil Jonas auf dem Hof ist und dann beispielsweise die Ernte einfahren kann", erzählt Judith. Dafür fährt Jonas im Winter gern Ski. Dann managt sie den Betrieb.
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