Wir haben bei Tobias Scholz nachgefragt, wie weit der Bau ist. Er leitet den Sachbereich Schwein auf Haus Düsse.
Herr Scholz, im Frühjahr 2022 wurde der offizielle Grundstein für zwei neue Demonstrations- und Ausbildungsställe auf Haus Düsse gelegt. Wie weit ist der Bau des „Schweinestalls der Zukunft“ mittlerweile vorangeschritten?
Die Arbeiten zur Gründung aller Gebäudeteile (Stallsystem 1, Stallsystem 2 sowie das Funktionsgebäude) sind mittlerweile abgeschlossen: Die Bodenplatten und Kellerwände für die Entmistungssysteme sind erstellt. Und auch die beiden Stahlhallenkonstruktionen stehen. Zurzeit werden die Wände im Stallsystem 1 gemauert und letzte Betonierarbeiten im Unterflurbereich in diesem Gebäude ausgeführt. Im Stallsystem 2 wird gerade das Dach des Cabrioteils mit Glasscheiben ausgestattet.
Warum hat sich der Baubeginn denn so sehr verzögert?
Das hat mit den rechtlichen Vorgaben zu tun: Im März 2022 – zum Zeitpunkt des ersten Spatenstichs – lag die BImSch-Genehmigung vor. Da wir uns aber im Bereich des öffentlichen Vergabeverfahrens befinden, musste die zu diesem Zeitpunkt vorliegende Genehmigungsplanung noch in die Vergabeunterlagen für die einzelnen Gewerke eingearbeitet und anschließend öffentlich ausgeschrieben und dann beauftragt werden. Dieser Prozess hat alle Beteiligten viel Zeit und Nerven gekostet.
Waren Anpassungen notwendig oder bleibt es beim Grundkonzept mit zwei unterschiedlich gestalteten Außenklimaställen?
Die Stallgebäude selbst werden wie geplant gebaut. Beide Stallsysteme bieten ein erhöhtes Platzangebot für die Tiere, strukturierte Funktionsbereiche, organisches Beschäftigungsmaterial, Außenklimakontakt und technische Verfahren zur weitgehenden Kot-Harn-Trennung, um Emissionen zu reduzieren. Stall 1 bietet Platz für etwa 400 Mastschweine in zehn Buchten. Der Liegebereich hat einen planbefestigten, geneigten Boden mit Minimaleinstreu. Er lässt sich bei Bedarf im Sommer über eine gezielte Luftführung kühlen. Eine Überdruck-Lüftung sorgt für stets stabile Klimaverhältnisse ohne Zugluft. Durch sogenannte Rüsseltüren gelangen die Schweine in den überdachten Außenklimabereich in der Stallmitte, wo sie Futter, Wasser und Beschäftigungsmöglichkeiten bzw. -material finden. Unter dem teilperforierten Boden sind schräge Flächen und ein Schieber installiert.
Stall 2 ist als Kaltstallsystem mit aufklappbarem Glasdach für rund 290 Tiere konzipiert – eine Konstruktion, die bisher fast ausschließlich im Gewächshausbereich eingesetzt wird. Es gibt Liegekisten und einen Wühlbereich mit Hackschnitzelbett. Der Kotbereich ist als „Schweinetoilette“ mit speziellem, flüssigkeitsdurchlässigem Kunststoffförderband geplant. Dort wird der Kot der Schweine automatisch abtransportiert, während der Urin durch das Band sickert und separat aufgefangen wird. Auf diese Weise sollen Kot und Harn schnellstmöglich getrennt werden, um die Emissionen deutlich zu reduzieren. In der Mitte des Stalles ist eine begrünte Klimazone vorgesehen.
Diese Details sind vermutlich noch nicht erkennbar, wenn am 6. September ganz viele Landwirte zur Fachausstellung „Schwein & Huhn“ nach Haus Düsse kommen. Und die Baustelle selbst ist auch nicht besuchbar, oder?
Nein, diesen Bereich haben wir ganz bewusst nicht in die Ausstellung einbezogen. Menschenmassen auf einer „aktiven“ Baustelle – das ist allein schon aus Unfallverhütungsgründen nicht vertretbar! Stattdessen können sich die Messebesucher die beiden Stallkonzepte am extra dafür eingerichteten Infostand der Landwirtschaftskammer digital visualisiert im Detail ansehen und erklären lassen. Dort werden auch die weiteren, in Planung und Umsetzung befindlichen Düsser Bauvorhaben und Projekte vorgestellt. Dabei geht es beispielsweise um die überdachten Ausläufe für den Schweinemaststall „Süßholz“, um die Modernisierung der Ökoschweinehaltung, um die Neugestaltung der Düsser Sauenställe (Projekt ZISSAU) und die Investitionen in die Düsser Geflügelhaltung sowie die neuen Ställe im Bereich der Düsser Lehrwerkstätten Rind. Es gibt also reichlich Informationen und Diskussionsstoff.
Zurück zum Zukunftsstall: Wie sieht Ihr Fahrplan für die kommenden Wochen aus? Was wird am Neubau als Nächstes passieren und wann sollen die ersten Ferkel zur Mast eingestallt werden?
Wir möchten die Rohbauarbeiten bis Ende September weitestgehend abschließen. Dann geht es an den Innenausbau mit Installation der Techniken zur Klimasteuerung, zur Emissionsminderung und zur Tierversorgung. Auch das Funktionsgebäude mit Stallbüro und Besucherplattform soll dann weiter Gestalt annehmen. Ziel ist es, die Bauarbeiten für die wesentlichen Funktionsbereiche im Januar 2024 abschließen zu können. Anschließend sollen dann möglichst bald die ersten Ferkel einziehen und der Stall kann in Betrieb gehen.
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