Lebensräume für Insekten

Blühflächen statt Kurzrasen

Nicht nur Landwirte können etwas für die Artenvielfalt tun, auch kommunale Flächen lassen sich so gestalten, dass Biene, Hummel & Co. sich wohlfühlen.

Wer Bienen, Hummeln und Schmetterlingen etwas Gutes tun will, sollte ihnen Rückzugsgebiete und Nahrung bieten. Dazu gilt es, die Flächen nicht ständig kurz und steril wie einen Golfplatz zu halten. Das gilt für Wegränder an Ackerkulturen ebenso wie für kommunale Grünflächen. Wie das funktionieren kann, zeigt die Stadt Willebad­essen im Kreis Höxter.

Dort hat man schon vor einigen Jahren begonnen, zahlreiche städtische Grünflächen extensiv zu bewirtschaften und nur noch zwei mal pro Saison zu mähen. In Teilbereichen wurden zusätzlich Blühmischungen ausgesät, die den Insekten als Futterfläche und den Anwohnern als Augenweide dienen. „Es gibt aber auch Bereiche, die wir bewusst kurz halten, damit unsere Mitbürger dort bei Bedarf spazieren gehen können oder Platz für ein Picknick finden“, erklären Bürgermeister Norbert Hofnagel und Bauhofleiter Hartmut Vössing das Kombi-Paket aus Artenschutz und Anwohnerinteresse.

Gemäht wird mit einem speziellen Anbaugerät für Traktoren („Grashopper“), welches das Mähgut aufnimmt, statt es auf der Fläche zu belassen. Hierdurch werden Nährstoffe entzogen, was jenen Arten entgegenkommt, die magere Böden bevorzugen. So können sich auch konkurrenzschwächere Kräuter etablieren und es entsteht langfristig eine noch buntere Blütenpracht und Vielfalt – ein Konzept, welches die Stadt gemeinsam mit der Landschaftsstation und der Unteren Naturschutzbehörde im Kreis entwickelt hat.

Ein Teil der Blühstreifen geht bewusst ganz ohne Mähschnitt in den Winter, um Insekten, aber auch Amphibien und Reptilien Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Wenn Hartmut Vössing und seine Kollegen die Grünflächen mähen, achten sie zudem auf eine großzügige Schnitthöhe von etwa 10 cm. Das ermöglicht es den Insekten, sich blitzschnell fallenzulassen und dadurch nicht ins Mähwerk zu geraten.

Das Grüngut soll übrigens künftig in nahegelegenen Biogasanlagen zur Energiegewinnung genutzt werden. Das schont Ressourcen und erlaubt eine gewisse Wertschöpfung. Weil die Grünflächen zudem nur noch ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden, lassen sich etwa 50 % der Bewirtschaftungskosten einsparen. Insofern profitiert von dem Konzept neben den Insekten auch die Kommune.