Über einen Mangel an Beschäftigung können sich die heimischen Schweinehalter wahrlich nicht beklagen: Bis Februar nächsten Jahres müssen die Sauenbetriebe ein Konzept für ihr künftiges Deckzentrum vorlegen. Parallel nimmt der Dokumentationsaufwand immer weiter zu (Stichwort HIT-Abgangsmeldungen) und im Stall wird die Arbeit auch nicht weniger, wenn die Betriebe sukzessive in die Haltung von Langschwanztieren einsteigen. Das erfordert nämlich nicht nur mehr Platz und organisches Material, sondern vor allem eine deutlich intensivere Tierbetreuung.
Wie diese Herausforderungen zu stemmen sind und was passieren müsste, um die Landwirte beim erwünschten Umbau der Tierhaltung zu unterstützen, darüber diskutierte Dr. Jörg Bauer beim „Forum Schwein“ des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld mit Beratern, Behördenvertretern und Landwirten. Der neue Schulleiter der Technikerschule in Fritzlar möchte in Deutschland jedenfalls nicht das „Modell Großbritannien“ erleben, wo nach einer massiven Verschärfung der Haltungsauflagen 50 % der Schweineproduktion weggebrochen sind.
Damit das hierzulande nicht passiert, braucht es verlässliche Perspektiven für eine praktikable Schweinehaltung, mit der sich zumindest im Schnitt der Jahre auch Geld verdienen lässt. Zunächst erfordert die oft zitierte „Transformation der Tierhaltung“ jedoch große Investitionen, an welche sich angesichts der politischen Begleitung fast kein Praktiker herantraut: Die Landwirte befürchten mit dem Umbau der Tierhaltung allein gelassen zu werden.
Da ist es gut, dass die Schweinehalter zumindest bei einigen Routinearbeiten mittlerweile auf technische Entwicklungen zurückgreifen können, welche den Alltag erleichtern. Andreas Kornmann aus Romrod-Zell im Vogelsbergkreis zum Beispiel hat unter anderem eine Fütterungstechnik eingebaut, die im Abferkelstall und in der Ferkelaufzucht ein Futter aus verschiedenen Sorten verschneiden kann.
Außerdem dosiert die Technik den laktierenden Sauen sensorgesteuert bis zu siebenmal am Tag kleine Portionen in den Trog und informiert den Landwirt über den Futterverbrauch der Einzeltiere. Es gibt also durchaus Möglichkeiten, die Tierhaltung Stück für Stück weiterzuentwickeln, damit die Praktiker die Freude an der Arbeit behalten und die Verbraucher – anders als in Großbritannien – auch künftig auf regional erzeugte Lebensmittel zurückgreifen können.
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