Die Situation im niedersächsischen ASP-Gebiet droht zu eskalieren. Zwar wurden am vergangenen Freitag bei Manten in Geldern wieder etwa 1800 Schweine aus der von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Überwachungszone im Emsland und der Grafschaft Bentheim geschlachtet.
Doch noch ist kein Kilogramm Fleisch verkauft. Wieder ging alles in den Froster. Hier müssen dringend Lösungen her, denn in den Ställen im ASP-Gebiet stecken noch bis zu 200 000 Mastschweine und Ferkel fest. Derweil sind Verwertung und Bezahlung nach wie vor unklar.
Vermarktungswege gesucht
WLV-Präsident Hubertus Beringmeier hat – auch als Vorsitzender des Landesmarktverbandes für Vieh und Fleisch in NRW – die Fleischbranche aufgefordert, nach Möglichkeit alles zu unternehmen, um Vermarktungswege für das Fleisch zu finden. Immerhin will die Westfleisch SCE diese Woche 700 Mastschweine aus Vertragsbetrieben bei Uhlen in Lengerich (Emsland) schlachten. Und auch aus dem Hause Tönnies gibt es dem Vernehmen nach Signale, sich mit zunächst 800 Tieren pro Woche an der Schlachtung zu beteiligen.
Zusätzlich ist jedoch die Veterinäradministration gefordert, eventuelle Vermarktungswege rechtlich und verwaltungstechnisch zu begleiten und abzusichern. Denn die Verarbeiter brauchen Rechtssicherheit, wenn sie dieses Fleisch nach einer Erhitzung auf 80 °C für bestimmte Produkte einsetzen.
Wie aus der Branche zu hören ist, hat sich die neue NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen in Thüringen dafür eingesetzt, dass ein dortiger Fleischverarbeiter die Ware aus Geldern übernehmen und rechtssicher weiterverarbeiten kann. Doch noch läuft das nicht!
Unterdessen hat der Landkreis Emsland die bisherige 3-km-Schutzzone rund um den Ausbruchsbetrieb in Emsbüren Ende vergangener Woche per Allgemeinverfügung aufgehoben. Das Gebiet gehört jetzt zur 10-km-Überwachungszone. Damit fällt beispielsweise der Ferkeltransport innerhalb des Restriktionsgebietes etwas leichter.
Trotzdem leiden die Schweinehalter weiterhin enorm unter den massiven Handelsbeschränkungen. Die Tierseuchenkasse und das Land Niedersachsen sind deshalb ebenso wie der Bund gefordert, sich bei der EU für eine Sperrfrist-Verkürzung einzusetzen. Eine Öffnung bzw. ein Ende der Restriktionen in der Überwachungszone erst Mitte Oktober würde nämlich bedeuten, dass ein kompletter Mastdurchgang bis dahin in den Ställen bleibt. Die Tiere fressen weiter teures Futter und erreichen Gewichte weit jenseits der Maskengrenzen.
Ställe immer voller
In den Flatdecks der Ferkelerzeuger sieht es noch dramatischer aus. Hier sind solche Zeiten gar nicht durchzustehen. Da helfen auch keine Ertragsschadenausfallversicherungen. Die können – falls die Formulierungen das hergeben – zudem erst bei Vermarktung oder Keulung der Tiere zur Auszahlungen kommen. Im Moment werden die Ställe aber immer voller, statt leerer.
Beringmeier hat vor diesem Hintergrund noch einmal daran erinnert, dass die italienische Regierung ihren von der ASP betroffenen Schweinehaltern finanziell unter die Arme greift. Dergleichen stände der Landesregierung in Hannover auch gut zu Gesicht – zumal sie oft und gerne die Bedeutung Niedersachsens als „Agrarland Nummer eins“ betont. Zumindest in Vorlage zu gehen, wäre ja auch schon ein Weg!
Denn wenn dieses Desaster seinen Fortgang nimmt, wird das nicht nur Existenzen bei den Schweine haltenden Betrieben, sondern nachhaltig auch im vor- und nachgelagerten Bereich kosten.
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