Vom jährlichen Flächen- bzw. Agrarantrag hängt für die heimischen Landwirte sehr viel ab: Nur wenn alle Formulare richtig ausgefüllt, alle Flächen korrekt einzeichnet und alle Häkchen an der richtigen Stelle gesetzt sind, besteht die Chance auf Auszahlung der wichtigen Ausgleichsprämien. Entsprechend hoch ist der Stress-Level jedesmal mal beim Ausfüllen und Einreichen des Flächenantrags.
Die Nerven liegen blank
In Hessen wurde diese Aufgabe in der vergangenen Woche jedoch zum regelrechten Nervenkrieg: Ausgerechnet in der „heißen Phase“ der Antragstellung kurz vor den Fristende am 15. Mai war nämlich das dafür eingerichtete Online-Agrarportal wegen technischer Probleme tagelang nicht erreichbar.
So konnten die Landwirte beispielsweise zwischen dem 3. und 7. Mai keine Anträge bearbeiten. Später funktionierte die Website zumindest zeitweise wieder. Aber dann wollten viele Antragsberechtigte gleichzeitig ins System – der 15. Mai rückte schließlich unaufhaltsam näher. Die Anspannung der Landwirte war regelrecht zu spüren.
Deshalb haben wir nach zahlreichen Leseranrufen am 7. Mai einige Fragen zum Thema an das zuständige Landwirtschaftsministerium in Wiesbaden geschickt. Dieses hat dann kurz vor Redaktionsschluss folgendermaßen geantwortet:
- Warum können so viele Landwirte ihren Flächenantrag derzeit nicht bearbeiten und einreichen?
Die Antragsstellung wurde am 17. März eröffnet. Bis zum 3. Mai lief das Agrarportal fehlerfrei und die Antragsabgabe war – bis auf kurze Downtime-Zeiten für Programmeinspielungen – jederzeit möglich. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden rund 7000 Anträge abgegeben. Der am Abend des 3. Mai festgestellte Systemausfall wurde mit einer Programmeinspielung am 7. Mai um 16 Uhr behoben. Seit diesem Zeitpunkt ist das Agrarportal wieder voll funktionsfähig und jederzeit erreichbar.
- Wie viele der hessenweit etwa 19 000 Anträge sind aktuell schon eingereicht?
Bis zum 10 Mai um 7 Uhr morgens waren exakt 10 179 Anträge abgegeben.
- Was passiert mit Anträgen, die aufgrund der technischen Probleme nicht fristgerecht eingereicht werden können? Sind Fristverlängerungen geplant?
Es wird erwartet, dass alle Anträge fristgerecht eingereicht werden. Die Landwirte werden von den örtlichen Verwaltungsstellen aber auch von Kreisbauernverbänden bestmöglich unterstützt. Fristverlängerungen sind nicht möglich. Es können jedoch noch bis zum 30. September Änderungen an den Anträgen vorgenommen werden.
- Was empfehlen Sie den Landwirten aktuell?
Die Anträge sollten in den verbleibenden Tagen bis zum 15. Mai eingereicht werden.
- Das System macht jetzt im dritten Folgejahr Schwierigkeiten. Wie reagieren Sie darauf?
Es wird weiterhin mit Nachdruck an der Optimierung gearbeitet. Es ist zu beachten, dass im Jahr 2023 umfangreiche Rechtsänderungen in der gesamten Agrarförderung eingetreten sind und diese mit nur sehr knapper Vorlaufzeit zu administrieren waren. Aktuell werden auf agrarpolitischer Ebene erneut kurzfristige Änderungen des EU- und Bundesrechts verhandelt, die voraussichtlich noch in diesem Jahr weitergehende Systemanpassungen erforderlich machen.
Nachbesserungen nötig
Ob diese Antworten die Landwirte beruhigen, bleibt abzuwarten. Viel wird darauf ankommen, ob die Zeit bis zum 15, Mai tatsächlich noch ausreicht, um alle Anträge einzureichen.
„Wir erwarten auf jeden Fall eine gründliche Aufarbeitung der Problem-Ursachen und bis zum nächsten Jahr eine grundsätzliche Verbesserung der Situation“, bringt es ein Landwirt aus Nordhessen auf den Punkt: „So ein Chaos darf sich nicht wiederholen!“
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