Der Zucker-Endbestand vor dem Kampagnenbeginn in der EU war knapp. Dazu ist die Anbaufläche gesunken und die Sonne hat die Erträge großflächig schmelzen lassen. Das alles wirkt auf den Preis, den Anbauer für ihre Rüben erwarten können. Wo wird er am Ende liegen?
Bestand runter, Preis hoch
Die Anbaufläche von Zuckerrüben in der EU ist in diesem Jahr um 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft und liegt jetzt bei rund 1,4 Mio. ha. „Ein Großteil des Anbaurückgangs ist mit zuletzt großen Problemen mit Cercospora und geringen Zuckergehalten in Polen zu erklären“, sagte Dr. Hermann Schmitz, Leiter Landwirtschaft bei Pfeifer und Langen, neulich bei einem Pressegespräch in Euskirchen. Der dortige Anbau ist um rund 29 000 ha (11,6 %) eingebrochen.
Auch bisherige Erträge und Ertragsschätzungen lassen keine große Ernte erwarten. Die Dürre hat in weiten Teilen Europas zu Einbußen geführt. So geht Dr. Schmitz davon aus, dass die EU-Produktion von 17,2 Mio. t im Vorjahr auf 16 Mio. t sinkt. Im Zusammenhang mit einem Verbrauch von 17,1 Mio. t führe das dazu, dass die EU mehr Zucker importieren muss, um die Versorgung zu sichern. Die Endbestände zum Kampagnenbeginn waren schon im vergangenen Jahr auf ein sehr geringes Niveau gesunken.
Diese Entwicklungen auf dem Zuckermarkt machen sich auch bei den Preisen bemerkbar: Während der EU-Durchschnittspreis im September 2021 noch bei 416 €/t lag, stieg er bis September 2022 auf 512 €/t. „Im gleichen Zeitraum ist der Preis für 1 kg Zucker bei Aldi aber von 0,79 € auf 1,29 € gestiegen“, so Dr. Schmitz. Das zeige, dass der Markt noch stark von Langzeitkontrakten geprägt ist. Die neuesten Verhandlungen mit dann deutlich höheren Preisen werden sich dem Experten zur Folge bald bemerkbar machen. Pfeifer und Langen erwartet einen Zuckerpreis von weit über 600 €/t.
Neue Lieferanten gesucht
Für Lieferanten im Sicherheitsmodell würde das einen Rübenpreis von rund 40 €/t bedeuten. Landwirte, die einen Vertrag mit Flex-Preismodell abgeschlossen haben, können Preise von rund 55 €/t erzielen. Dr. Schmitz sieht daher jetzt den richtigen Zeitpunkt für Landwirte gekommen, „den Rübenanbau auszuweiten oder neu einzusteigen.“ Für das Jahr 2023 sucht Pfeifer und Langen noch Anbauer – auch in weiteren Entfernungen zu den Werken, beispielsweise im westlichen Münsterland.
Obwohl auch die Erzeugerpreise für konkurrierende Kulturen gestiegen sind, ist Dr. Schmitz fest davon überzeugt, dass die Zuckerrübe in den kommenden Jahren attraktiv bleiben wird, „denn die teuerste Zuckerrübe ist die, die nicht angebaut wird.“
Nach Flutschäden in Euskirchen
Im vergangenen Jahr erlitt das Zuckerwerk in Euskirchen massive Flutschäden. Nachdem das Wasser auf großen Teilen des Werkshofes mehr als 1 m hoch stand, mussten unter anderem mehrere Hundert Elektromotoren, Pumpen und weitere Geräte getauscht werden. Jetzt läuft das Werk wieder wie geplant. Welchen Weg die Zuckerrüben im Werk zurücklegen, haben wir in einem Video erklärt.
Ziel: Klimaneutraler Zucker
Außerdem präsentierte das Unternehmen seine Ambitionen, umweltfreundlich und nachhaltig zu produzieren. Ein bis 2030 konzipiertes Investitionsprogramm strebt eine Halbierung der Kraftwerksemissionen bis 2025 an. Als Ausgangsjahr gilt hierbei das Jahr 2019. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die Werke auf „grüne Energieträger“ umgebaut werden.
Pfeifer und Langen will die Festbrennstoffkessel in Zukunft mit Holz- oder Rübenpellets befeuern können und die Gaskessel mit Biomethan betreiben. Das Ende der Kohleverstromung in Euskirchen plant das Unternehmen für April 2023.
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