Winterweizen: Mittlerweile haben fast alle Weizenbestände die oberste Blattetage erreicht und das Fahnenblatt ausgeprägt (BBCH 39). Vereinzelt sind schon erste Bestände zu beobachten, die sich im Ährenschieben befinden. Sehr frühe Saaten in wärmeren Regionen im Süden von NRW haben zum Teil bereits mit der Blüte begonnen.
Rost im Weizen?
Die Ausbreitung von Rost hat keinen epidemischen Verlauf angenommen. In sehr anfälligen Sorten lässt sich Gelbrost bonitieren. Der Befall mit Braunrost ist noch sehr verhalten. Häufig lassen sich Einzelpusteln auf den Blättern über den Bestand hinweg erkennen.
Mit den steigenden Sonnentagen im Mai kann sich dies jedoch rasch ändern. Gerade Infektionen durch Gelbrost, die in den vergangenen zwei Wochen stattgefunden haben, werden jetzt sichtbar.
Mehltau und Septoria
Auch Mehltau ist immer noch zu finden – neben den Blättern auch auf den untersten Halmetagen. Vor allem die Sorten Chevingnon und Campesino sind betroffen.
Der frühe Befall mit Septoria tritici in diesem Jahr beschäftigt uns immer noch. Neue Infektionen Anfang Mai haben örtlich neu sichtbare Symptome hervorgebracht. Vereinzelt war zu beobachten, dass Infektionen auch auf die oberen Blätter übergehen.
Eine gezielte Behandlung empfiehlt sich, wenn die obersten Blätter stärkeren Befall (über 10 % der Blattfläche) aufweisen. Bestände, die nach Ausbildung des Fahnenblattes behandelt wurden, weisen noch einen Schutz bis zur Abschlussbehandlung auf. Bei Beständen, die jetzt erst BBCH 37/38 erreichen und noch nicht behandelt worden sind, sollte die Blattbehandlung jetzt stattfinden. Hierzu sollte ein Carboxamid zum Einsatz kommen.
Durch den höheren Ausgangsbefall und die nasse Witterung in diesem Jahr ist in vielen Beständen die volle Aufwandmenge erforderlich. Hierfür bieten sich folgende mögliche Produkte an: Ascra Xpro mit 1 bis 1,5 l/ha, Revytrex 1,2 bis 1,5 l/ha + Comet mit 0,5 l/ha, Univoq mit 1,5 bis 2 l/ha, Elatus Era mit 0,8 bis 1 l/ha + Folpan mit 1,5 l/ha oder der Avastel Pack mit 80 bis 100 % Aufwandmenge + Folpan mit 1,5 l/ha.
Wirkstoffwechsel beachten
Wichtig ist es, Carboxamide und Revysol (Mefentrifluconazol) nur einmal in der Fungizid-Strategie einzusetzen. Sollte also Balaya bereits zur frühen Behandlung eingesetzt worden sein, sollte jetzt z. B. Ascra Xpro zum Einsatz kommen, um Resistenzen zu vermeiden.
Fusarien 2023 ein Thema?
Durch die lang anhaltende feuchte Witterung in diesem Jahr konnten sich die Fusariumpilze gut entwickeln. Herrscht feuchtwarme Witterung mit Regenschauern zur Blüte (ab BBCH 61), ist die Ähre vor Infektionen zu schützen. Vorzugsweise ist die Behandlung nah an Regenereignissen (plusminus zwei Tage) zu platzieren, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Für die Fusariumbehandlung bieten sich z. B. Kombinationen aus 150 g/ha Prothioconazol mit 0,75 l/ha Soleil, 0,75 l/ha Caramba oder 0,6 l/ha Folicur an. In weniger anfälligen Sorten und ohne Mais in der Fruchtfolge kann auch nur ein leichter Schutz z. B. aus 1 l/ha Magnello oder auch 250 g/ha Tebuconazol gewählt werden. Durch die Fusariumbehandlung wird auch der Rostschutz verlängert.
Weitere Details hierzu finden Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 21/2023 im Beitrag „Gesund bis ins Schneidwerk“ ab Seite 22.
Wintergerste noch schützen?
Der überwiegende Teil der Gerstenbestände hat das Stadium der Blüte (BBCH 61) erreicht oder ist bereits in der Vollblüte. In Gerstenbeständen, die noch ein früheres Stadium aufweisen und auf denen noch keine Abschlussbehandlung durchgeführt worden ist, sollte dies zeitnah geschehen. Hier gelten die Empfehlungen der Vorwoche.
Schutz für Wintertriticale
Die meisten Triticalebestände sind etwas weiter als der Weizen. Einzelne Frühsaaten haben die Ähre zum Teil schon bis zur Hälfte geschoben. Der Befall mit Rost ähnelt der Situation im Weizen. In einzelnen Beständen sind Symptome sichtbar, ein epidemischer Verlauf ist jedoch noch nicht zu erkennen.
Teils ist etwas stärkerer Mehltaubefall festzustellen. Dieser kann unter anderem auch aus Stress im Frühjahr resultieren. Die meisten Bestände weisen durch eine frühe Behandlung einen Schutz auf.
Fusarien in Triticale?
Durch die feuchte Witterung in diesem Jahr sollte die Strategie so ausgerichtet sein, dass zur Blüte noch eine fusariumwirksame Abschlussbehandlung möglich ist. Besonders Triticale, die in einer Fruchtfolge mit Mais steht, ist ähnlich wie im Weizen stärker gefährdet. Wo Triticale noch nicht blüht, sollte man mit der Abschlussbehandlung noch warten.
Für die Abschlussbehandlung eignen sich dann z. B. Input Classic mit 1,25 l/ha, Prosaro mit 1 l/ha oder 200 g/ha Prothioconazol. Bei stärkerem Auftreten von Septoria nodorum in der nächsten Zeit ist z. B. der Einsatz von 0,8 l/ha Ascra Xpro + 0,8 l/ha Prosaro oder 0,6 l/ha Elatus Era + 0,5 l/ha Prosaro möglich. Bei Befall mit Mehltau ist eine Wirkung mit Input Classic zu erzielen.
Winterroggen gesund halten
Der überwiegende Teil der Roggenbestände hat die Ähre vollständig geschoben und geht jetzt in die Blüte über. Die Abschlussbehandlung kann in diesem Stadium durchgeführt werden.
Sichtbar wird im Roggen jetzt der Befall mit Braunrost. Bei Kontrolle der Bestände sind Rostpusteln auf den Blättern zu beobachten. Der Befall kann in der nächsten Zeit noch zunehmen. Vereinzelt ist auch ein leichter Mehltaubefall zu beobachten. Stärker vertreten ist Rhynchosporium. Gut erkennbar ist Rhynchosporium an den sehr markanten „Wasserflecken“ auf den Blättern.
Oft Rhynchosporium im Roggen
Durch den Ausgangsbefall von Rhynchosporium auf vielen Schlägen sollte bei einer Behandlung mindestens eine Nebenwirkung hierauf vorliegen. Als mögliches Produkt mit sehr guter Wirkung gegen Rost und Rhynchosporium kann man Elatus Era mit 1 l/ha wählen.
Auf Schlägen ohne Rhynchosporium und bei späteren Anwendungsterminen kann auch eine Mittelwahl mit einer etwas geringeren Wirkung auf Rhynchosporium Anwendung finden. Hier bieten sich z. B. Priaxor mit 0,8 bis 1,25 l/ha + Pronto Plus mit 0,75 l/ha oder alternativ Skyway mit 1 l/ha an.
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