Ackerfuchsschwanz gehört zu den schwer bekämpfbaren Ungräsern. Auf „verseuchten“ Flächen gilt es zu verhindern, dass Ackergeräte dessen Samen in den Boden einarbeiten und er dort in die sogenannte sekundäre Keimruhe fällt. Dann sind intensive Herbizidmaßnahmen für längere Zeit vorprogrammiert. Ein geschicktes Nacherntemanagement kann das verhindern. Gelegentlich sind dabei ungewöhnliche Ideen besonders wirksam.
Einfach nichts tun
Wie Versuche der Pflanzenbauberatung und des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer NRW in Rüthen, Kreis Soest, in diesem Sommer gezeigt haben, ist es unter bestimmten Bedingungen richtig, Flächen einfach in der Stoppel ruhen zu lassen. Das gilt vor allem für Bestände, die einen sehr hohen Ackerfuchsschwanzbesatz aufweisen. So bleibt der Unkraut- und Ungrassamen komplett auf der Bodenoberfläche und ist den wechselnden Witterungseinflüssen ausgesetzt.
Ein Teil der Samen wird dann von Tieren gefressen, ein Teil verrottet, ein anderer Teil keimt nach Ablauf der primären Keimruhe und läuft auf.
Eins ist bei diesem Vorgehen aber ausgeschlossen: Die Ackerfuchsschwanzsamen fallen nicht in die gefährliche sekundäre Keimruhe. Das passiert nur, wenn der Ackerfuchsschwanzsamen in den Boden eingearbeitet wird. Schon 2 cm reichen dafür.
Auch wenn von diesen nur die von den Ackergeräten wieder an die Bodenoberfläche beförderten Samen keimen, bleibt ein über die Zeit abnehmender Teil unter ungünstigen Bedingungen bis zu zehn Jahre keimfähig und verschärft das Problem immer mehr.
Auch im Sommer 2023?
Bei der Getreideernte im vergangenen Sommer gab es häufig längere Druschpausen, da der Boden schlichtweg nicht befahrbar war. So war es in vielen Fällen sinnvoll, auf die Stoppelbearbeitung zu verzichten oder sie großzügig nach hinten zu schieben, um Bodenschadverdichtungen zu verhindern. Das war auch auf der Versuchsfläche so.
Bernd Rüter, Pflanzenschutzberater an der Kreisstelle Soest, berichtete, dass Ackerfuchsschwanz auf der unteren Hälfte des Weizenschlages „durchgegangen“ ist. Er hat also sicher reichlich Samen auf dem Boden hinterlassen. In dieser Ausgangslage war aus Sicht des Beraters das Nichtstun die beste Vorgehensweise. So konnte der Landwirt das Ackerfuchsschwanz-Samenpotenzial auf dem Boden abbauen und gleichzeitig die sehr gute Bodenstruktur des Vorjahres erhalten.
Für Lina Tiemann, Beraterin der Wasserkooperation Soest, ist ein weiterer günstiger Nebeneffekt wichtig: Wegen der gesparten Stoppelbearbeitung wird die Mineralisation organischer Masse nicht angeheizt. So wird frei werdender Stickstoff nicht verlagert.
Knackpunkte beachten
Die Vorteile des Nichtstuns liegen auf der Hand, aber die Nachteile dieses etwas anderen Nacherntemanagements haben auch Gewicht:
- Wenn das Stroh als Mulchschicht auf der Fläche verbleibt, bietet es den in diesem Jahr zahlreichen Mäusen gute Deckung. Wenn gleichzeitig lange Stoppeln stehen bleiben, haben die Greifvögel noch größeren Schwierigkeiten bei der Jagd. Das Verfahren erhöht also das Risiko für eine Mäuseplage. In den Versuchen hat sich aber rausgestellt, dass ein Mulchen der Stoppeln das Problem wenigstens etwas reduziert. Genaue Bonituren haben ergeben, dass das Mulchen einen höheren Anteil von Weizen auflaufen lässt. Dabei ist aber unbedingt darauf zu achten, dass die Schlegel des Mulchers nicht in den Boden eingreifen.
- Nach dem Dreschen hat sich bis jetzt in den entsprechenden Versuchsparzellen eine grüne Matte aus Ausfallweizen, relativ wenigen Unkräutern und eben Ackerfuchsschwanz entwickelt. Der jetzt etwa 15 cm hohe Aufwuchs lässt in diesem sehr nassen Herbst mechanisch auf keinen Fall beseitigen.
Rüter rät statt dessen dazu, eine robuste Menge eines Totalherbizides wie Glyphosat einzusetzen. Diese würde er noch vor Winter im November ausbringen, da er dann den höchsten Wirkungsgrad der Maßnahme erwartet.
Für den Pflanzenschutzberater ist aber auch klar, dass der langsam absterbende, typisch gelb gefärbte Bestand lange, vielleicht bis in das zeitige Frühjahr, stehen bleiben wird.
- Ein besonderes Problem stellen für Rüter spät gesäte Getreidebestände, die trotz eines Herbizideinsatzes sehr viel Ackerfuchsschwanz vorweisen. In diesen krassen Fällen empfiehlt er ebenfalls den Einsatz von Glyphosat und eine zeitnahe Neusaat.
Alternative Saatverfahren
Auf dem gleichen Schlag hat die Landwirtschaftskammer NRW Versuche angelegt, um die Saat mit einer Direktsaatmaschine oder dem CoverSeeder von Müthing zu testen. Dabei kam eine Mischung aus 53 % Phacelia, 23 % Alexandriner Klee und 24 % Inkarnatklee mit 9 kg/ha und eine mit 39,8 % Rauhafer, 43,4 % Sommerwicke, 3,3 % Öllein und 13,6 % Ölrettich mit 67,8 kg/ha zum Einsatz.
Es stellte sich heraus, dass in den Mischungen die Arten mit dem gröberen Saatgut sich in der Direktsaatvariante etwas besser entwickelt haben. Arten wie Öllein hatten mit der Breitsaat des CoverSeeders bessere Auflaufraten. Kleearten in den Mischungen zeichneten sich dadurch aus, dass sie Lücken im Bewuchs nutzen und diese schließen konnten.
Allgemein hatten die Zwischenfrüchte mit der starken Konkurrenz des Auflaufweizens zu kämpfen, da dieser wegen des verregneten Sommers die Keimruhe bereits verloren hatte.
Lesen Sie mehr: