Düsser Feldtag 2023

Maschinen in Aktion auf dem Düsser Feldtag

Der Feldtag der Landwirtschaftskammer NRW am 22. Juni steht unter dem Motto „Vielseitig, Digital, Nachhaltig“. Maschinen­vorführungen zeigen die technischen Lösungen für die brandaktuellen Themen.

Zu jedem großen Feldtag gehört selbstverständlich auch eine Maschinenvorführung, die einen passenden Bezug zum Motto herstellt. 2017, auf dem vergangenen Feldtag unter dem Motto „Wirtschaftlicher Ackerbau zwischen Wetterextremen und Umweltauflagen“, wurden Geräte und Maschinen zur Verringerung der Bodenbelastung, Bodenlockerung, Verfahren der Gülleeinarbeitung bei der Ausbringung und moderne Pflanzenschutztechnik ausgestellt und vorgeführt.

Pflanzenbau der Zukunft

Aktuell sind es vornehmlich die politischen Diskussionen rund um die Themen Düngung, Bio­diversität und Pflanzenschutz, die den Pflanzenbau beschäftigen. Insbesondere Letzteres ist ein intensiv diskutiertes Thema. In vielen Fachbeiträgen in Zeitschriften, Diskussionen und Vorträgen ist es vor allem das Ziel der 50%igen Pflanzenschutzmittelreduktion auf europäischer Ebene, welches zum Ausdruck kommt.

Bis 2030 soll der Einsatz der Pflanzenschutzmittel halbiert werden, so sieht es die Farm-to-Fork-Strategie der Europäischen Kommission vor, welche im Rahmen des Green Deal erstmalig vorgestellt wurde. Die Antwort auf die Frage nach dem „Wie“ wird dabei den Mitgliedsstaaten überlassen und scheint vielfach noch nicht vollständig ausgearbeitet zu sein.

Dass der „inte­grierte Pflanzenschutz“ oder auch „integrierte Pflanzenbau“ wieder mehr in den Fokus des Pflanzenbaus rücken muss, ist bei den ausgewiesenen Zielen unausweichlich. Dazu gehören eine Vielzahl von Bausteinen, welche über die Lehre der guten fachlichen Praxis an den Schulen und Hochschulen bereits seit Jahren fester Bestandteil sind.

Herbizide einsparen

Um das Thema Pflanzenschutzmittelreduktion vor dem Hintergrund des Mottos „Vielseitig, Digital, Nachhaltig“ aufzugreifen, soll in Maschinenvorführungen am Vor- und Nachmittag in der Zuckerrübe demonstriert werden, welche Hebel aktuell in der breiten Praxis verfügbar sind und angewendet werden, um bei Herbiziden Einsparungen möglich zu machen. Insgesamt sechs Maschinen sollen präsentiert und vorgeführt werden.

Als klassische Hackkultur bietet die Zuckerrübe wegen ihres weiten Reihenabstandes von Grund auf ein hohes Einsparpotenzial an, sofern die Unkrautunterdrückung ausreichend in den Griff zu bekommen ist. Hinzu kommt, dass die Zulassung wichtiger Wirkstoffe und Mittel für den Zuckerrübenanbau, auch bei den Herbiziden, immer wieder in der Diskussion stehen und die finanziellen Aufwände pro Hektar im Verhältnis zu anderen Kulturen relativ hoch sind.

Striegel für jedermann?

Gezeigt werden sollen auf dem Feldtag die Gesamtheit der mög­lichen Lösungen. Angefangen mit Maschinen, die eher vom ökologischen Landbau her bekannt sind: Striegeln und Hacken. Striegel werden mittlerweile auch immer häufiger von konventionell wirtschaftenden Betrieben eingesetzt, um die erste Unkrautwelle in den unterschiedlichsten Kulturen erwischen zu können. Die Geräte arbeiten unabhängig von der Reihenweite, weshalb sie für viele Kul­turen grundsätzlich geeignet sind.

Gleichzeitig ist der Einsatz der Maschinen erheblich von den Witterungsbedingungen abhängig. Ihre Wirkung beruht unterschiedlichsten Quellen nach zu etwa 70 % auf dem Verschütten und nur zu etwa 30 % auf dem gezielten Herausreißen.

Moderne Maschinen zeichnen sich dadurch aus, dass sie simpel einzustellen sind und eine gute Tiefenführung haben, welche bei entsprechenden Arbeitsbreiten von 6 m und mehr auch notwendig ist. Der Druck und Anstellwinkel der einzelnen Striegelzinken sollte sich exakt einstellen lassen.

Hochpräzisionshacken

Die vorgeführte Hacke ist nicht zu vergleichen mit Geräten aus der Zeit, wo der chemische Pflanzenschutz noch in der Entwicklung steckte.

Mittlerweile beinahe zum Standard der Technik geworden sind Maschinen, welche mit kameragestützten Verschieberahmen arbeiten und so den Reihen exakt folgen lassen sollen. Diese digitalen Werkzeuge ergänzen die Maschinen und führen zu einer Steigerung an Präzision. Wenngleich auch manuell über einen gewissen Zeitraum sehr exakt gefahren werden kann, liegen die Vorteile in der Konstanz über längere Zeiträume, ohne dass der Anwender über­lastet wird.

Hacken bekämpft nicht nur Unkraut, sondern fördert auch die Minera­lisa­tion und Belüftung des Bodens. (Bildquelle: Röttger)

Die Vielseitigkeit von Hackmaschinen ist enorm und keinesfalls einfach zu standardisieren. Je nach Einsatzzweck lassen sich die Maschinen über Werk­zeuge wie beispielsweise Fingerhacken oder Schutzrollen erweitern und so an die jeweiligen Bedingungen im Feld optimal anpassen.

Hacke mit Bandspritze

Hacken und Spritzen zu kombinieren, ist keinesfalls eine Neuheit. Schon früher gab es dieses Verfahren, wenngleich sich die flächige Ausbringung aufgrund der Einsatzsicherheit und höheren Schlagkraft durchgesetzt hat.

Die Vorteile, die Arbeitsschritte zu optimieren, liegen nicht nur im Einsparpotenzial der Aufwandmengen, sondern auch in der Genauigkeit der kombinierten Verfahren, da die Düsen hochpräzise über den Reihen laufen. Noch zur Diskussion steht, bei welcher Boden­feuchte man die Maschinen optimalerweise einsetzt. Während die Bodenfeuchtigkeit für die Ausbringung von Bodenherbiziden erhöht sein sollte, ist für das Hacken eine ausreichend abgetrocknete Oberfläche eher geeignet. Feuchte Frühjahre wie 2023 sind in puncto Befahrbarkeit vielerorts herausfordernd.

Immer mehr Betriebe ent­scheiden sich dafür, das Hacken auszuprobieren. Die Anzahl an Maschinengemeinschaften und Lohnunternehmern mit Hacken und Bandspritztechnik wächst stetig. (Bildquelle: Kiera)

Verfahren zweiphasig

Eine Möglichkeit, die angesprochene Problematik zu umgehen, ist die Trennung der Arbeitsschritte Hacken und Bandspritzen, um jeweils zum optimalen Zeitpunkt behandeln zu können.

Herkömmliche Spritzen arbeiten mit einem Düsenabstand von 50 oder 25 cm, welcher sich nicht für die Bandbehandlung von Kulturen mit 45 cm Reihenabstand eignen.

Die Landtechnikindustrie hat das Problem erkannt und zwei Lösungsansätze hierfür ent­wickelt. Zum einen besteht die Möglichkeit, über Verlagerungssätze die Düsenpositionen an die zu behandelnden Kulturen anzupassen, zum anderen gibt es für Spritzen mit 25 cm Düsenabstand speziell angewinkelte Düsen, welche den Spritzkegel genau auf die zu behandelnde Reihe verschieben können. Beide Verfahren werden bei der Maschinenvorführung vorgestellt.

Roboter auf dem Acker

Als einen möglichen weiteren Baustein des integrierten Pflanzenschutzes kann mittlerweile auch die Digitalisierung benannt werden. Autonome Einheiten, die selbstständig über den Acker fahren, Saatgut ablegen oder die Kultur hacken, sind bis vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Für viel Aufsehen hat der FarmDroid FD 20 bei seiner Vorstellung gesorgt, der genau dies können soll.

Roboter, die neben der Aussaat auch die Pflege übernehmen, sind durchaus revolutionär. Vornehmlich ökologisch wirtschaftende Betriebe setzen aufgrund der hohen Personalkosten für die Pflege von Biozuckerrüben mittlerweile vermehrt auf Roboter.

Antworten zu Fragen bezüglich der Sicherheit, Genauigkeit, Wartung und dem Transport sind weitestgehend erarbeitet und sollen gerne auf dem Feldtag in Kontakt mit den Firmenvertreten im Detail erläutert werden.

Technik muss passen

Tritt der Zwang in Kraft, Pflanzenschutzmittel in erheblichem Maße reduzieren zu müssen, stellt sich auf vielen Betrieben die Frage, wo Einsparpotenziale liegen. Voraussichtlich werden viele Betriebe zunächst bei den Herbiziden in Hackkulturen erste Erfahrungen sammeln.

Bereits heute sind viele Lösungen der Industrie verfügbar und im praktischen Einsatz. Da jeder Betrieb individuell ist, sind auch die Lösungen in puncto Pflanzenschutzreduktion individuell zu betrachten. Die Maschinen­vorführungen auf dem großen Kammerfeldtag der Landwirtschaftskammer NRW am 22. Juni auf Haus Düsse sollen den Besuchern einen Eindruck über mögliche Lösungen geben und zur Diskussion anregen.

Weitere Informationen zum Feldtag können auf der Homepage der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen entnommen werden.

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