Im Laufe der nächsten Woche wird sich aller Voraussicht nach landesweit ein lang ersehntes stabileres Hochdruckwetter bei weiterhin milden Temperaturen durchsetzen. Dies wird dazu führen, dass die Oberböden weiter abtrocknen, aufnahmefähig für Nährstoffe und langsam befahrbar werden. Viele mit Wintergetreide und Raps bestellte Flächen haben noch keine Startdüngung erhalten. Diese sollte man schnellstmöglich und bestenfalls ohne Bodenstrukturschäden durchführen.
Besser warten als Böden zerstören
Sowohl für eine Düngung mit Mineraldünger als auch organische Düngemittel kann es deshalb Sinn ergeben, mit dem Düngerstreuer oder Güllefass nicht voll beladen auf die Flächen zu fahren. Außerdem sollten – wo vorhanden – leichte Technik, breite Reifen, Reifendruckregelanlagen und bei Selbstfahrern auch der Hundegang zum Einsatz kommen.
Nicht nur an Stickstoff denken
Aufgrund der hohen Niederschlagssummen sind die Böden größtenteils an Nährstoffen, die nicht von Austauschern festgehalten werden konnten, entleert. Dazu gehören neben Nitratstickstoff insbesondere Sulfatschwefel, auf leichten Böden mit wenig Austauschern auch Kalium, Magnesium oder auch Spurenelemente.
Eine Untersuchung auf Grund- und Spurennährstoffe im Oberboden kann in diesem Jahr auch außerhalb der Reihe Sinn ergeben, um auf akuten, kulturspezifischen Mangel mit einer Boden- oder Blattdüngung reagieren zu können.
Mineralisch vorlegen?
Niedrige Nmin-Gehalte führen rechnerisch meist zu hohen Düngebedarfen. Wenn noch kein akuter Druck aufgrund der Lagerraumkapazitäten bei Gülle- oder Gärrest vorliegt, kann auf bestimmten Böden mit leichter Technik eine Startgabe mit Mineraldünger sinnvoll sein, um die Böden weiter zu schonen. Sobald die Böden auch mit schwerer Technik befahrbar werden, kann dann mit Gülle eine Anschlussdüngung stattfinden.
Im Raps starten
Den dringlichsten Nährstoffbedarf hat derzeit Winterraps, der sich bereits in das Längenwachstum begibt. Hier sollte die gesamte N-Düngemenge in einer Gabe oder in zwei kurz hintereinander stattfindenden Gaben auf den Acker kommen. Raps ist sehr schwefelbedürftig, weswegen man mit der N-Düngung die erforderlichen S-Mengen (35 bis 40 kg/ha S) in Sulfat-S-Form mit applizieren sollte.
Bei niedrigen Bor-Werten im Boden sollte über eine zu mehreren Terminen stattfindende Blattdüngung die Versorgung sichergestellt werden. Bor ist in der Pflanze kaum mobil und muss deshalb gezielt zu gewissen BBCH-Stadien ausgebracht werden.
Getreide-Bestockung fördern
Beim Getreide ist es wichtig, die Bestockung mit schnell zugänglichem Nitratstickstoff zu fördern. Diese ist pflanzenphysiologisch noch einige Tage im Gange. Einigen, oftmals besser bestockten Beständen, sieht man bereits latenten Nährstoffmangel an. Auch hier sollte man über alle Wintergetreidearten hinweg mineralisch 15 bis 20 kg/ha Schwefel mit der Startdüngung applizieren. Zu bedenken ist, dass der in organischen Nährstoffträgern enthaltene Schwefel erst mit der Zeit pflanzenverfügbar wird und somit im Frühjahr noch nicht wirkt, wenn der Nährstoffbedarf vorliegt.
Blattdünger mitnehmen?
Wegen der entleerten Böden ergibt es insbesondere in dieser Saison Sinn, das Getreide mithilfe von Blattdüngern, welche mehrere Spurennährstoffe enthalten, zu versorgen. Diese können bei sachgerechter Anwendung von den Pflanzen aufgenommen werden und die akuten Bedarfe der Pflanzen abdecken. Viele Blattdüngerprodukte lassen sich auch mit Pflanzenschutzmaßnahmen kombinieren. Anwendungshinweise der Hersteller sind entsprechend zu beachten.
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