Die Witterung war in der vergangenen Woche noch recht wechselhaft. Die Niederschläge waren für den ersten Krankheitsdruck im Weizen ab Ende März sehr förderlich. Die kommenden Aussichten stehen zwar auf trockene Witterung, jedoch haben besonders Infektionen mit Septoria tritici bereits stattgefunden. Zudem hat die Feuchtigkeit Infektionen von Gelb- und Braunrost zugelassen.
Gutes Wetter für Pilze
Die anstehenden wärmeren Temperaturen von 15 °C und wärmer sind für die weitere Ausbildung sehr förderlich, was in den nächsten Tagen in den Weizenbeständen beobachtet werden kann. Zudem sollte man die Gefahr von Halmbruch in diesem Jahr – bedingt durch den nassen Herbst und Winter – nicht außer Acht lassen. Dies betrifft vor allem frühe und mittlere Saattermine.
Hier gilt nach wie vor die Empfehlung der vergangenen Woche. Die anstehende, eher trockene Witterung dürfte vielerorts für befahrbare Böden sorgen. Diese gilt es zu nutzen, um die Bestände zu schützen.
Fungizideinsatz im Weizen
Empfohlen ist im Weizen der Einsatz von Unix (Cyprodinil) + Pecari 300 EC (Prothioconazol) mit jeweils 0,5 l/ha. Das Cyprodinil weist eine sehr gute Wirkung gegen Halmbruch auf. Zudem ist es sinnvoll, bei einem höheren Ausgangsbefall oder starkem Infektionsdruck von Septoria tritici, 1,5 l/ha Folpan oder andere Folpet-Produkte zu ergänzen – besonders in Regionen mit grundsätzlich stärkerem Septoria-Druck. Alternativ kann auch Revystar (Revysol) mit 1 l/ha + Flexity (Metrafenone) mit 0,5 l/ha zum Einsatz kommen. Hier ist die Wirkung auf Halmbruch schlechter als beim Cyprodinil, das enthaltene Revysol hat jedoch eine bessere Wirkung gegen Septoria tritici.
Mit Flexity ist die Wirkung auf Mehltau stärker, sollten einzelne Bestände noch einem höheren Mehltaudruck ausgesetzt sein. Alternativ zum Revystar ist auch Balaya, ebenfalls mit dem Wirkstoff Revysol, möglich. Balaya ist mit 1 bis 1,5 l/ha bei sehr starkem Infektionsdruck mit Septoria tritici und/oder Rost zu empfehlen. Bei Braunrost, der sich bei wärmeren Temperaturen stärker ausbreiten kann, ist in der frühen Phase bei einer Applikation gegen Septoria tritici mit dem Wirkstoff Revysol eine gute und sichere Wirkung zu erzielen. Bei einem sehr geringen Befall mit Rost ohne weiteren Krankheitsdruck reicht eine leichte Applikation mit 150 bis 175 g/ha Tebuconazol aus.
Wichtig: Eine Behandlung wird nur für Bestände empfohlen, die das Wachstumsstadium BBCH 32 erreicht haben. Frühere Behandlungstermine sind weniger zielführend. Hier sollte man noch eine Woche warten und dann zur aktuellen Situation entscheiden.
Gerste schützen
Die meisten Gerstenbestände sind bereits in BBCH 32 oder weiter. Nur sehr späte Saaten sind zum Teil noch weit zurück. Ein großer Anteil der Bestände ist bereits mit Fungiziden behandelt worden und somit geschützt. Hier sind keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
Zur aktuellen Lage sind in der Gerste vor allem Rhynchosporium und Netzflecken von Bedeutung. Hier hat die Witterung Primär- und Sekundärinfektionen zugelassen. Bei Auftreten beider Krankheiten ist Input Classic mit 0,8 bis 1 l/ha oder 150 g/ha Prothioconazol empfohlen. Alternativ – bei stärkerem Befall mit Netzflecken – ist auch der Einsatz von Delaro forte mit 1,25 l/ha möglich. Bei gleichzeitigem stärkeren Auftreten von Zwergrost, der bereits ab Ende März in vielen Beständen zu finden war, ist Kayak mit 0,8 bis 1 l/ha + Orius 0,4 l/ha zu empfehlen (ohne einen Befall mit Rhynchosporium). Beim Einsatz gegen Netzflecken ist bereits jetzt der Azolwechsel in der Strategie einzuplanen.
Tritt nur Zwergrost auf, reicht der Einsatz von 175 bis 200 g/ha Tebuconazol aus.
Krankheitssituation im Roggen
Im Roggen sind zurzeit Braunrost und Rhynchosporium aufgetreten. Rhynchosporium konnte durch den stärkeren Regen nesterweise oder auch stärker in der Fläche Symptome ausbilden. Für die ersten Infektionen mit Braunrost war es bisher meistens noch zu kalt, sodass der frühe Befall keine Bedeutung hatte. Durch wärmere Temperaturen über 15 °C und stärkere Sonneneinstrahlung kann eine weitere Ausbreitung in einzelnen Regionen wieder an Bedeutung gewinnen.
Behandlungen gegen Krankheiten im Roggen ergeben erst Sinn, wenn dieser das Wachstumsstadium BBCH 33/34 erreicht hat. Nur bei einem sehr frühen und starken Krankheitsauftreten ist eine Applikation vor diesem Termin sinnvoll. Gegen Rhynchosporium im Roggen wird Prothioconazol mit 150 bis 175 g/ha empfohlen. Bei stärkerem Auftreten von Braunrost auf den obersten Blättern kann Tebuconazol mit 150 g/ha zum Einsatz kommen.
Oft Mehltau in Triticale
Die Triticale ist bisher viel durch Mehltau aufgefallen. Zudem sind in einzelnen Regionen Gelbrostinfektionen mit stärkerer und schwächerer Symptomausbildung aufgetreten. Bestände, die kürzlich bereits eine Fungizid-Applikation erhalten haben, sind noch geschützt. Ansonsten gilt es, gegen Gelbrost mit 150 g/ha Tebuconazol zu arbeiten. Bei einem noch starken Auftreten von Mehltau ist Vegas Plus mit 0,8 l/ha (ab BBCH 30 zugelassen, ansonsten nur 0,48 l/ha erlaubt) zu empfehlen.
Bei allen Empfehlungen zum Getreide gilt es, die Sortenunterschiede zu berücksichtigen und das Wachstumsstadium zu beachten. Frühe Behandlungen sind nur bei sehr starkem Krankheitsauftreten zu empfehlen, da der obere Blattapparat bei starkem Wachstum so nur eine sehr kurze Zeit geschützt ist.
Wachstumsregler: Viele Bestände weit entwickelt
Über das warme Wochenende wurden viele Bestände erstmals eingekürzt. In dieser Woche setzt sich die milde Witterungslage fort. Nachttemperaturen von häufig über 10 °C sowie Tageshöchstwerte von 15 °C mit Aufwärtstrend zum Wochenende bilden gute Bedingungen für die Wirkung von Wachstumsreglern. Schwierigkeit bildet auf einigen Standorten nach wie vor die Befahrbarkeit, Regenschauer halten die Nässe, sodass besonders in weiter entwickelten Frühsaaten eine Einkürzung drängt.
Im Weizen drängt die Zeit
Die Mehrheit der Weizenbestände, gesät bis Mitte November, befindet sich in BBCH 31/32. Sofern man früh in BBCH 25/27 mit CCC vorgelegt hat (eher die Ausnahme), kann hier ein zeitiger Anschluss über eine Nachlage in BBCH 31/32 z. B. mit 0,3 bis 0,5 l/ha CCC + 0,2 bis 0,3 l/kg/ha Moddus/Prodax geschaffen werden. Konnte man noch nicht vorlegen, ist in höher lageranfälligen Sorten (z. B. Keitum, Chevignon, Talent, Asory, Kashmir) eine erste Maßnahme in BBCH 30/31 z. B. mit 0,8 bis 1,2 l/ha CCC + 0,1 bis 0,2 l/kg/ha Moddus/alternativ auch mit 0,5 bis 0,7 kg/ha Prodax empfehlenswert. In weniger lagergefährdeten Beständen sollte man untere Aufwandmengen wählen. Vor Mitte Oktober gesäte Frühsaaten, insbesondere Sorten wie Obiwan oder Chevignon, sind in wärmeren Lagen bereits in BBCH 33, teils im Übergang zu BBCH 34. Nach erfolgter Vorlage kann hier z. B. ab BBCH 33/34 mit Medax Top + Turbo Anschluss geschaffen werden. Darüber hinaus gelten die Empfehlungen der vergangenen Woche.
Triticale ähnlich wie Weizen
Sofern auch Triticale das erste Mal erst später (ab BBCH 32) behandelt werden kann, ist es vorteilhaft, ähnlich wie in Winterweizen z. B. 0,8 bis 1,2 l/ha CCC mit Moddus/Prodax je nach Bestandeswüchsigkeit zu kombinieren. Im Austausch zu Moddus sind auch hier etliche andere Trinexapac-Produkte zugelassen. In stark wüchsigen Lumacobeständen, die bereits in BBCH 30 z. B. mit CCC eingekürzt worden sind, kann eine aufbauende Maßnahme ab BBCH 32 notwendig sein. Hier bietet es sich an, mit 0,3 bis 0,5 l/ha CCC + 0,2 l/kg/ha Moddus/Prodax nachzulegen. Über eine abschließende Maßnahme mit Camposan in BBCH 39 muss man dann variabel entscheiden.
Gerste sicher einkürzen
Früh, Ende September/Anfang Oktober, gesäte Wintergerste befindet sich häufig in BBCH 32 im Übergang zu BBCH 33, erste Bestände gehen Richtung BBCH 34. Bis BBCH 33 ist hier nach wie vor ein Einsatz von Moddus (oder anderen Trinexapac-Produkten) oder Prodax zu empfehlen (je nach Standfestigkeit der Sorte 0,3 bis 0,5 l/kg/ha; siehe Empfehlungen der Vorwoche). In Beständen, die erstmals ab BBCH 33/34 eingekürzt werden sollen, ist es sinnvoll, die schnelle und kurze Wirkung von Prohexadion (3 bis 4 Tage) über den Einsatz von Medax Top + Turbo (0,5 bis 1 l/ha) zu nutzen.
Im Roggen auf leichten Böden nicht übertreiben
Üppige Roggenbestände können ab BBCH 31 bei ausreichender Wasserversorgung intensiver mit 0,8 bis 1,2 l/ha CCC + 0,25 Prodax (alternativ auch Trinexpacs) behandelt werden. Mit Umstellung von Camposan Extra auf Camposan Top kann Ethephon in Roggen bereits ab BBCH 31 zum Einsatz kommen. Angepasst an die Situation kann man z. B. 0,6 bis 1,2 l/ha CCC durch 0,2 bis 0,3 l/ha Camposan ergänzen. Auf leichten Böden sollten Anwender trotz jetzt noch ausreichender Wasserversorgung vorsichtiger arbeiten. Oft haben Aufwandmengen von 0,5 l/ha CCC + 0,15 l/ha Prodax (bei Temperaturen um 16 °C) eine ausreichende Wirkung.