Disteln und andere Kräuter bekämpfen: Der nasse und zu warme Winter scheint Ackerkratzdisteln entgegengekommen zu sein. Schon zu den ersten Feldbegängen im März haben sie aus den unterirdischen Ausläufern frische, oberirdische Triebe geschoben. Nach und nach kamen weitere dazu. Normalerweise liegt der Disteltermin in der ersten bis zweiten Mai-Dekade, in diesem Jahr sind die Disteln voraussichtlich in der nächsten Woche im passenden Stadium.
Wichtiger als die absolute Pflanzengröße sind aber die Anwendungsbedingungen. Feuchtwarmes Wetter ist ideal. Die Blätter der Pflanzen sind dann weich und aufnahmefähig und über die Wärme ist die Stoffwechselaktivität der Disteln hoch. So werden eingesetzte Wirkstoffe auch in einen Teil der Rhizome verlagert.
Wirksame Mittel gegen Disteln
Eine geeignete Kombination in diesem Stadium ist eine Mischung aus 25 g/ha Tribun 75 WG + 0,5 l/ha Tomigan 200. Über das Tomigan 200 erreicht man eine gute Formulierung und somit eine Aufnahmeverbesserung vom Tribun 75 WG. Zudem erweitert sich das Wirkungsspektrum. Tomigan 200 ist die Wirkkomponente gegen Klettenlabkraut und Knötericharten. Gegen Taubnessel, Vogelmiere und Ampfer sind beide Produkte wirksam und ergänzen sich. Tribun 75 WG ist verantwortlich für die Wirkung gegen Kamille. Anstelle von Tribun 75 WG ist unter anderem auch Pointer SX mit 37,5 g/ha geeignet. Tribun 75 WG ist für den Einsatz in Wintergerste, -weizen, -roggen und -triticale jeweils bis BBCH 37 (letztes Blatt erscheint) und für Anwendungen in Sommergerste, -weizen und -hafer bis BBCH 29 (Ende Bestockung) zugelassen. Tomigan 200 kann in den genannten Kulturen bis BBCH 39 und zusätzlich in Dinkel bis BBCH 32 (2-Knotenstadium) eingesetzt werden. Kombinationen mit Fungiziden und Wachstumsreglern sind grundsätzlich möglich. Es sollten dann aber keine starken Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, zum Anwendungstermin oder für die nächsten drei Tage zu erwarten sein. Zudem sollten die Wachstumsreglermengen um 25 % reduziert werden.
Sind die Verhältnisse eher trocken, sind also die Aufnahmebedingungen nicht ideal, ist über 1,25 l/ha Ariane C eine bessere Wirkung zu erwarten. Das Produkt ist auch dann zu bevorzugen, wenn große Kamillen oder Kornblumen zu bekämpfen sind. Zudem ist die Zulassung noch etwas breiter. Das Produkt kann in allen Winter- und Sommergetreidearten, inklusive Dinkel, bis zum Ende des Fahnenblattschiebens eingesetzt werden. Hinsichtlich der Mischbarkeit gilt das zuvor Geschriebene.
Aktuelle Krankheitssituation im Getreide
Die wechselhafte Witterung mit Sonne und Niederschlägen im permanenten Austausch hat zu einem eher diffusen Krankheitsgeschehen geführt. Schutzmaßnahmen für das Getreide sind in solch einer Situation angeraten.
Weizen
Im Weizen ist nach wie vor Gelbrost und Mehltau zu finden. Septoria tritici ist zudem in der Breite aufgetreten, jedoch sind unter anderem in Westfalen häufig Symptome durch Verwachsen verschwunden. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Infektionsereignisse um die Ostertage erst Ende April sichtbar werden können. Zudem ist zu beobachten, dass die Weizenbestände in NRW sehr weit auseinander wachsen.
Für Bestände mit Wachstumsstadium BBCH 32 oder weiter und wo eine fungizide Maßnahme erfolgt ist, sollte man für eine weitere Maßnahme bis zur Entwicklung des Fahnenblatts warten. Diese Bestände sind vorerst geschützt. Für Bestände, die jetzt in BBCH 31/32 und noch ungeschützt sind bzw. die vorherige Maßnahme länger her ist, gilt es jetzt, den Schutz sicher zu stellen. Empfohlen wird Unix (Cyprodinil) + Pecari 300 EC (Prothioconazol) mit jeweils 0,5 l/ha. Das Cyprodinil weist eine sehr gute Wirkung gegen Halmbruch auf. Zudem ist es sinnvoll, bei einem höheren Ausgangsbefall oder starkem Infektionsdruck von Septoria tritici 1,5 l/ha Folpan oder andere Folpet-Produkte zu ergänzen. Vor allem in Regionen mit einem grundsätzlich stärkeren Septoria-Infektionsdruck. Alternativ kann auch Revystar (Revysol) mit 1 l/ha + Flexity (Metrafenone) mit 0,5 l/ha zum Einsatz kommen. Hier ist die Wirkung auf Halmbruch schlechter als beim Cyprodinil, das enthaltene Revysol hat jedoch eine bessere Wirkung gegen Septoria tritici Mit Flexity ist die Mehltau-Wirkung stärker, sollten einzelne Bestände noch einem höheren Mehltaudruck ausgesetzt sein. Alternativ ist auch die Kombination von 160 g/ha Prothioconazol + gegebenenfalls 125 bis 175 g/ha Tebuconazol möglich. Der Tebuconazolzusatz empfiehlt sich in rostanfälligen Sorten ohne bisherige Vorlage. Weiterhin sind hier auch z. B. Verben, Talius Pro, Input Classic usw. möglich. Werden stärker anhaltende Niederschläge erwartet, kann gegebenenfalls vorbeugend auch hier gegen Septoria 1,5 l/ha Folpan zugesetzt werden.
Gerste
Die meiste Gerste hat in warmen Regionen hat BBCH 32 bereits durchlaufen. Hier ist vorerst keine weitere Maßnahme erforderlich. Für spätere Saattermine, die jetzt erst BBCH 32 erreichen, gelten die Empfehlungen der Vorwoche. In der vergangenen Zeit haben fungizide Maßnahmen mit Cyprodinil (im Kayak enthalten) vereinzelt zu leichten Verbräunungen bzw. Verfärbungen der obersten Blätter geführt. Ursächlich hierfür ist vermutlich stärkere Sonneneinstrahlung nach dem Applikationstermin. Solche leichten Verbräunungen bzw. Verfärbungen verwachsen sich in der Regel wieder im weiteren Verlauf. Hier ist zu empfehlen, dass die Applikation bei nicht zu starker Sonneneinstrahlung stattfinden sollte.
Roggen
Im Roggen hat sich der erste Braunrostbefall nicht weiter ausgebreitet. Die Temperaturen waren hierfür zu kühl. Rhynchosporium kann immer noch in den Beständen auftreten. Sortenunterschiede sind hier zu beobachten. Nur bei einem starken Krankheitsauftreten ist eine Applikation sinnvoll. Gegen Rhynchosporium im Roggen wird Prothioconazol mit 150 bis 175 g/ha empfohlen.
Triticale
Triticale ist bisher oft mit durch Mehltau aufgefallen, außerdem ist hier Gelbrost zu finden. Bestände, die bereits kürzlich eine Fungizid-Applikation erhalten haben, sind noch geschützt. Ansonsten ist gegen Gelbrost mit 150 g/ha Tebuconazol ein guter Schutz möglich. Bei einem starken Auftreten von Mehltau ist Vegas Plus mit 0,8 l/ha oder Talius mit 0,2 l/ha zu empfehlen.
Einkürzungsmaßnahmen
Die wechselhafte Witterungs lässt auch diese Woche oft nur kurze Zeitfenster für Wachstumsreglereinsätze zu. Verhaltene Tagestemperaturen von knapp über 10 °C mit Niederschlägen bieten zudem nur grenzwertige Bedingungen für den Einsatz von Trinexapac („Moddus-Produkte“), Prohexadion (neben Trinexapac auch in Prodax).
Nach erster Einkürzung ist über eine aufbauende Nachlage zu entscheiden. Besonders Donnerstag und Freitag ist es deutlich zu kühl, Maßnahmen sollte man verschieben und erst bei milderer Witterung durchführen.
In Winterweizen, wo die erste Einkürzung z. B. mit CCC erfolgt ist und der sich dann bei wieder günstigeren Einsatzbedingungen noch in BBCH 31/32 befindet, kann man z. B. mit 0,2 bis 0,5 l/ha CCC + 0,2 bis 0,3 l/kg/ha Moddus (oder anderen Trinexpacs)/Prodax nachbehandeln. Das wird z. B. für Spätsaaten und auch Weizen in Höhenlagen, der sich jetzt in BBCH 30/31 befindet, zutreffen. In Spätsaaten sollten Anwender vorsichtiger kürzen, denn diese erreichen nie die Halmlänge wie Früh- bzw. Normalsaaten.
Die Mehrheit der Weizenbestände tendiert in Westfalen Richtung BBCH 32, im Rheinland zwischen BBCH 32 bis 34. Weiter entwickelt sind Frühsaaten und frühe Sorten – darunter z. B. Obiwan, der auf Einzelschlägen seit wenigen Tagen das Fahnenblatt schiebt. Zur Nachbehandlung sollte man Wert auf möglichst verträgliche Einsatzbedingungen legen. Nach erfolgter Vorlage kann hier neben einer Einkürzung durch z. B. 0,25 bis 0,5 kg/ha Prodax ab BBCH 33/34 mit Medax Top + Turbo (0,3 bis 0,5 l/ha + 0,3 bis 0,5 kg/ha) Anschluss geschaffen werden. Aufwandmengen sollten der Sortenstandfestigkeit, der Bestandesdichte sowie dem Ergebnis der ersten Einkürzung angepasst sein.
Wintergerste ist oft ein bis zwei Entwicklungsstadien weiter – meist in BBCH 32/33, zum Teil auch in BBCH 34 oder hat, zum Teil im Rheinland, schon das Fahnenblatt entfaltet. Dort werden kommende Woche erste Grannen spitzen. Bis BBCH 33 ist nach wie vor ein Einsatz von Moddus (oder anderen Trinexapac-Produkten) oder Prodax zu empfehlen (je nach Standfestigkeit der Sorte 0,3 bis 0,5 l/kg/ha). Behandlungen in Kaltphasen sind zu vermeiden, ein Einsatz ist daher meist frühestens am Wochenende zu empfehlen. Für eine erste Einkürzung, die erst nach BBCH 33 stattfinden kann, hat sich Medax Top bewährt. Die schnelle und kurze Wirkung von Prohexadion (drei bis vier Tage) kürzt zu diesem Termin zwar keine unteren Halmbereiche mehr ein, jedoch deutlich im oberen Bereich an Endlänge.
Ab BBCH 39 kann nachgelegt werden: Hier hat sich Ethephon (0,2 bis 0,6 l/ha Camposan/Cerone 660) bewährt, das aber mindestens 14 °C voraussetzt. In sehr weiten Beständen sollte man daher mit der Nachlage warten. Stellen sich keine günstigen Temperaturen ein, kann man auf Medax Top oder Prodax bis BBCH 39 zurückgreifen.
Wird Triticale erst sehr spät (ab BBCH 32) erstmals eingekürzt, ist es vorteilhaft, ähnlich wie in Winterweizen z. B. 0,8 bis 1,2 l/ha CCC mit Moddus/-Prodax je nach Bestandeswüchsigkeit zu kombinieren. Im Austausch zu Moddus sind auch hier etliche andere Trinexapac-Produkte zugelassen (siehe Empfehlungen der Vorwochen). In stark wüchsigen Lumacobeständen, die bereits in BBCH 30 z. B. mit CCC eingekürzt sind, kann eine aufbauende Maßnahme ab BBCH 32 notwendig sein. Hier bietet es sich an, mit 0,3 bis 0,5 l/ha CCC + 0,2 l/kg/ha Moddus/Prodax nachzulegen, über eine abschließende Maßnahme mit Camposan in BBCH 39 muss man dann variabel entscheiden.
Üppige Roggenbestände kann man ab BBCH 31 bei ausreichender Wasserversorgung intensiver mit 0,8 bis 1,2 l/ha CCC + 0,25 l/ha Prodax (alternativ auch Trinexpacs) behandeln. Auf leichten Böden sollte man trotz jetzt noch ausreichender Wasserversorgung vorsichtiger sein. Oft reichen Aufwandmengen von 0,5 l/ha CCC + 0,15 l/ha Prodax (bei Temperaturen um 16 °C) aus. Mit Umstellung von Camposan Extra auf Camposan Top kann Ethephon in Roggen bereits ab BBCH 31 eingesetzt werden. Dann sollte das Temperaturniveau jedoch passend sein. Angepasst an die Situation können z. B. 0,6 bis 1,2 l/ha CCC durch 0,2 bis 0,3 l/ha Camposan ergänzt werden.