Getreideernte im Regen

Auswuchsgetreide für Biogas: Was darf es kosten?

Viele auswachsende Getreidebestände eignen sich nur noch für die Fütterung, für einige gilt nichtmal mehr das. Lohnt sich die Verwertung in der Biogasanlage? Welche Preise sind hier realistisch?

Eines vorweg: Jedes Getreide, bei dem eine Ernte mit dem Mähdrescher technisch möglich ist, sollte man auch dreschen. Dabei sind die kritischen Bestände in der Reihenfolge nicht zu vernachlässigen. Besonders die liegenden und stark ausgewachsenen Parzellen müssen jetzt schnell vom Acker, da hier jeder weitere Tag mit Bodenkontakt oder der nächste Regenschauer zum Totalschaden führen kann.

„Haben ist besser als brauchen“
Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktsituation erwarten wir, dass (Körner-)Mais im Herbst gefragt sein wird. So raten wir Betreibern von Biogasanlagen, entsprechende Angebote anzunehmen, wenn Getreide zu den im Text genannten Konditionen verfügbar sind. Dann ist ein Teil der benötigten Energie bereits im Silo und ein mögliches Wettbieten um freien Mais lässt sich umgehen.

Getreide in die Biogasanlage?

Klar ist auch: Für Getreideanbauer sollte die Futterverwertung das Ziel vor der Biogasanlage sein. Hinweise zum Einlagern und Füttern von Feucht- und Auswuchsgetreide finden Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 32/2023 auf Seite 36 oder hier.

Flächen, bei denen noch eine Futternutzung machbar erscheint, sollten möglichst sauber geerntet werden und das Feuchtgetreidemehl separat eingelagert werden. Viehhalter können entsprechende Partien dann unter regelmäßigen Toxin-Tests der Fütterung zuführen.

Wo der Durchwuchsanteil und Pilzbefall so groß ist, dass nur noch eine Biogasnutzung in Frage kommt, kann hingegen zugunsten des Masseertrags relativ „dreckig“ gedroschen werden. In jedem Fall sollte man an entsprechenden Säuren zur Konservierung nicht sparen. Wenn größere Mengen vor dem Vermahlen für mehrere Tage zwischengelagert werden müssen, sollte man zum Stopp der enzymatischen Abbauprozesse zwei Drittel der geplanten Säuremenge schon vor dem Zwischenlagern hinzufügen.

Doch welche Preise können Getreideanbauer für ihre Ernte verlangen bzw. was können Biogasanlagen-Betreiber für entsprechende Partien bezahlen?

Mehr als nichts

Die Biogasberater der Landwirtschaftskammer NRW haben dazu eine Kostenberechnung aufgestellt, die aufgrund fehlender Erfahrungen aber auf einigen Annahmen fußt:

  • Die Annahmen basieren auf einem Vergleich mit Silomais für 50 €/t frei Anlage (Silomais ab Feld + Erntekosten + 6-12 % Silierverluste.
  • Für Auswuchsgetreide wurden pauschal 10 % weniger Gasertrag als nach KTBL-Werten angesetzt. Theoretisch wird durch Keimung zunächst Stärke in Zucker umgewandelt, dieser vom Keimling verstoffwechselt und durch Atmung als CO2 ausgeschieden, also Trockenmasse...