Pfadfinder

Zu Besuch beim Stamm

Das Sommerlager ist für Pfadfinder der Höhepunkt des Jahres. Im Zelt schlafen, am Lagerfeuer sitzen und sich selbst ausprobieren. Doch nicht nur im Lager zählt die Gemeinschaft für den Stamm.

Wer an Pfadfinder denkt, hat meist ein bestimmtes Bild vor Augen: hilfsbereite Naturburschen, die den ganzen Tag wandern und gelegentlich ­einer Oma über die Straße helfen.

Wie das Pfadfindersein wirklich ist, zeigen die Georgspfadfinder St. Franziskus Reckenfeld. Sie haben ihr Lager in den Ferien für eine Woche in Büren-Siddinghausen im Kreis Paderborn aufgeschlagen.

Ein Lager im Sommer

Der Stamm aus dem Kreis Steinfurt hat mehr als 90 Mitglieder im Alter von 6 bis 22 Jahren. Dazu kommt ein Team von erwachsenen Betreuern. Einer der Rover – so heißen die ältesten Mitglieder – ist Felix Buschmann. Der 21-Jährige ist seit 2007 bei den Pfadfindern. Ihm ist es wichtig, in seiner Freizeit viel in der Natur zu sein, und er schwört auf das Gemeinschaftserlebnis im Camp. Er hat auch an mehreren Bezirkslagern der Georgspfadfinder, wie die katholischen Pfadfinder heißen, teilgenommen.

Während der Woche steht für die Kinder und Jugendlichen einiges auf dem Programm: Sie basteln mit der Laubsäge Frühstücksbrettchen, verzieren Taschen und lernen Knoten. Auf Wanderungen erkunden sie die nähere Umgebung. Wichtig ist, sich selbst auszuprobieren und neue Erfahrungen und Fertigkeiten zu sammeln – getreu nach einem Grundsatz der Pfad­finder „Learning by doing“.

Mit ihren beigen Hemden wirken sie ein wenig militärisch. Doch die einheitliche Kluft verdeckt die sozialen Unterschiede der Mitglieder. „Alles im Lager ist ohne Zwang. Jeder kann an den angebotenen Workshops teilnehmen, muss aber nicht,“ sagt Helen.

Am Abend versammelt sich am Lagerfeuer der Stamm. Die Mitglieder backen Stockbrot und grillen Marsh­mallows. Dabei singen sie Pfadfinderlieder – meist von mehreren Gi­tarren begleitet. „Wer einschläft muss ins Zelt. Manche schaffen es aber, bis zum Sonnenaufgang wach zu bleiben“, erzählt Helen. Entfacht haben sie das Lagerfeuer selbst – ganz ohne Streichholz oder Feuerzeug. Denn die Pfadfinder lernen früh, Feuer mit Feuerstein und Messer zu schlagen.

Höhepunkt ist der sogenannte Aufstieg während des Zeltlagers. Bei dieser feierlichen Zeremonie, der meist eine Heilige Messe vorausgeht, werden aus Wölflingen (6 bis 10 Jahre) Jugendpfadfinder (11 bis 13 Jahre). Aus ihnen Pfadfinder (14 bis 16 Jahre) und aus den Pfadfindern Rover (17 bis 22 Jahre). Sie gehen einen Fackelweg entlang und bekommen ein andersfarbiges Halstuch. Außerdem leisten sie das Pfadfinderversprechen mit drei ausgestreckten Fingern.

Außerhalb des Lagers

Das Sommerlager ist der Höhepunkt für viele Pfadfinder, doch sind sie auch während des restlichen Jahres aktiv. Wöchentlich treffen sich die Pfadfinder zu ihren Gruppenstunden. Jede Altersgruppe hat ihr eigenes Treffen, meist von einem Betreuer geleitet. Er macht sie mit Pfadfindermethode und -gesetz vertraut.

In Reckenfeld haben die Rover ­einen Bauwagen umgebaut, in dem sie sich das ganze Jahr über versammeln. Bei den Treffen planen sie Aktionen. Der Stamm hat das Osterfeuer veranstaltet und im Vorfeld die Weihnachtsbäume abgeholt. Auch zeigen die Stammesmitglieder Engagement für die Gemein­schaft: Sie haben in den vergangenen Jahren Spenden für soziale Projekte gesammelt, eine Müllsammelaktion gestartet und Senioren zum Weihnachtsmarkt begleitet.

„Mich verbindet mit den Pfadfindern aus meinem Stamm und Alter eine lebenslange Freundschaft“, sagt Felix und verabschiedet sich mit dem Pfadfindergruß „Gut Pfad!“