Bundesfreiwilligendienst

Engagiert im Naturschutz

Eine Zeit für sich und den Naturschutz: Drei junge Frauen leisten den Bundesfreiwilligendienst bei der Landschaftsstation im Kreis Höxter. Sie schwingen Sägen und Freischneider auf dem artenreichen Kalkmagerrasen.

Im Gänsemarsch steigen Juliane Rademacher, Svea Schmitz und Hanna Wagner einen Hang im Weserbergland hinauf. An einem Umhängegurt tragen sie jeweils eine Motorsense mit einem scharfen Dickichtmesser. Auf dem Kopf sitzt ein oranger Helm samt Ohrschützer und Visier.

Oben auf der Freifläche angekommen, zeigt ihnen Landschaftspfleger Jonas Baudis, welche Sträucher und Pflanzen sie mit dem Freischneider kappen und welche sie lieber verschonen sollen. So können im Frühjahr auf dem Kalkmagerrasen seltene Orchideen blühen.

Jonas Baudis erklärt, welche Pflanzen verschont bleiben sollen. (Bildquelle: Otte )

Seit Mitte August gehört die Pflege dieser artenreichen Biotope zu ihrem Alltag. Für zehn Monate sind Feuchtgebiete, Walcholderheiden und Kalkmagerrasen zwischen Eggegebirge und Weser ihr Revier. Denn die drei jungen Frauen aus Warburg sind „Bufdis“ bei der Landschaftsstation im Kreis Höxter.

Hinter dem Begriff „Bufdi“ verbirgt sich das Wortungetüm „Bundesfreiwilligendienstleistende“. Der Dienst ist ein Nachfolger des Zivildienstes und wendet sich an Frauen und Männer jeden Alters.

Über Stock und Stein

Eine Stunde zuvor, gegen halb acht, haben sich die drei gemeinsam mit den Kollegen am Bahnhof in Höxter-Ottbergen getroffen. Dort nutzt die Landschaftsstation einen ehemaligen Lokschuppen als Betriebshof. „Der Dienst ist eine gute Zeit, um Abstand von der Schulbank zu bekommen und sich beruflich zu orientieren“, sagt Hanna und hebt einen Benzinkanister auf die Ladefläche des Bullis.

Für sie war es wichtig, nach der Schule etwas Praktisches zu machen und Erfahrungen zu sammeln. Nach dem zehnmonatigen Dienst möchte sie gerne im Bereich Ernährung arbeiten. „Ob Studium oder Ausbildung, das weiß ich noch nicht.“

Die drei jungen Frauen haben über ihre Dienststelle einen Motorsägenkurs absolviert. Vor allem in den Wintermonaten gehören die Kettensäge und die Schnittschutzhose zum ständigen Begleiter. Dann sägen sie Büsche und kleinere Bäume von Flächen, die unter Naturschutz stehen.

Schweres Gerät lenkt Juliane Rademacher vom Anhänger. (Bildquelle: Otte )

„Wir grillen auch schon mal in der Mittagspause“, erzählt Juliane und ergänzt: „Mir gefällt vor allem die gute Stimmung im Team.“ Die 20-Jährige hat ihre beiden Kolleginnen erst während des Dienstes kennengelernt. Für sie war wichtig, nach der Schule etwas Sinnvolles zu machen. „Wann hat man sonst wieder die Möglichkeit?“

Bei Wind und Wetter

„Wir arbeiten bei Wind und Wetter draußen und oft auf steilen Flächen“, betont Jonas Baudis und sagt: „Eine gewisse Grundkondition und Wetterfestigkeit ist schon wichtig.“ Der gelernte Forstwirt betreut die „Bufdis“ der Station im Außendienst. „Sie brauchen keine großen Vorkenntnisse mitzubringen. Das meiste lernen sie bei der täglichen Arbeit“, sagt er.

Meist arbeiten die „Bufdis“ zehn bis zwölf Monate bei der Landschaftsstation. Gerne können Interessierte mal ein paar Tage mit anpacken, um den Alltag der Landschaftspfleger kennenzulernen. Pro Monat bekommen sie ein Taschengeld von 350 €. „Vor allem junge Menschen, die später in einem grünen Beruf arbeiten möchten, können bei uns Erfahrung sammeln“, meint Jonas Baudis.

Nach Feierabend k.o.

Zurück am Hang erfüllt ein monotones Surren die Luft. Die drei Ostwestfälinnen schwingen die Freischneider über den Kalk­magerrasen. Mit einem Sicherheitsabstand von 15 m ziehen sie einzeln ihre Kreise. Das kann jetzt bis zum Feierabend so weitergehen. „Nach den ersten Tagen habe ich mich sofort ins Bett gelegt. So fertig war ich“, gesteht Svea. Mittlerweile hat sie sich an die körperliche Arbeit an der frischen Luft gewöhnt.

Juliane Rademacher zieht die Motorsense an. (Bildquelle: Otte )

Eine Arbeit, die alle nervt, ist das Harken. Sie müssen die gekappten Sträucher von der Fläche harken, damit Schafe sie später beweiden können. „Da kann der Arbeitstag schon mal lang werden“, sagt Hanna. Auf solche eher eintönigen Tage folgen andere mit viel Abwechslung. „Wir haben Bäume gepflanzt, kartiert, Nistkästen gebaut und Krötenzäune repariert“, zählt Juliane auf. Ihr gefällt die Arbeit mit Holz. Nach den zehn Monaten startet sie eine Lehre zum Tischler. Bis dahin heißt es aber noch, einige Liter Benzin durch den Zweitakter zu jagen. Patrick Otte

Mehr zum Bundesfreiwilligendienst im aktuellen Wochenblatt 48/2017.