2024 feiern ein paar Städte in Westfalen einen runden Geburtstag. Wir stellen fünf vor.
1400 Jahre Soest
Wurde Soest wirklich im Jahr 624 erstmals urkundlich erwähnt? Was die Bürger lange glaubten, fußt auf einer Fälschung. In der „Dagobert’schen Schenkung“ werden dem Kölner Bischof königliche Güter in und um Soest „überreicht“. Dennoch feiert die Stadt in diesem Jahr 1400 Jahre Soest. Von einer Siedlungsgründung um das Jahr 600 kann man aber laut Stadtarchivar Norbert Wex ausgehen. Archäologische Funde deuten daraufhin. Schon früher orientierten sich die Soester an dem Jahr 624. Sie feierten im Jahr 1924 die 1300-Jahr-Feier und 1974 blickten sie auf 1350 Jahre Stadtgeschichte.
Und die ist voll: Im Mittelalter entwickelte sich Soest zu einer der prägendsten Städte im Reich. Das Soester Stadtrecht, dargelegt auf einer Kuhhaut, ist das erste im deutschen Raum nachweislich aufgezeichnete. Über 60 Städte orientierten sich an ihm.
Zu den Highlights im Jubiläumsjahr zählen die Aufführung von „Figaros Hochzeit“ durch die „StadtOper Soest“ im Mai. Im August sind mehrere „Feiertage“ geplant. Am Donnerstag, den 22. August, findet eine „Lange Nacht der Kultur“ in Kirchen, Museen und auf den historischen Plätzen statt. „Soest schmeckt bunt“ lautet die Devise am Samstag, den 24. August. Hier wartet eine Gastromeile mit zahlreichen Genüssen auf die Gäste. Und zum Abschluss, am Sonntag, den 25. August, kommen beim „Tag des Sports“ die Sportvereine zum Zuge.
800 Jahre Ahlen
Zwischen Ruhrgebiet und Münsterland liegt Ahlen, mit mehr als 53 000 Einwohnern die größte Stadt im Kreis Warendorf. Im Jahr 1224 wurde die Siedlung an der Werse in einer Urkunde des Münsteraner Bischofs erstmals als Stadt bezeichnet. Das ist ein passender Anlass, um ein ganzes Jahr im Zeichen des Jubiläums zu gestalten – vom Karneval über die Schützenfeste bis hin zum Advent. Vor allem beim Stadtfest Ende Juni soll gefeiert werden.
In der Geschichte der Stadt spielte der Bergbau eine prägende Rolle. Zunächst war es der Strontianitabbau um 1880. Das Mineral war damals wichtig für die Zuckerproduktion. Er bescherte den Ahlenern eine äußerst bewegte Ära, die „Strunz“-Zeit. Eine zweite Phase begann mit der Erschließung der Kohlevorkommen am Nordrand des Ruhrgebiets.
850 Jahre Meinerzhagen
Vor 850 Jahren tauchte Meinerzhagen erstmals in einer Urkunde auf. In dem Schriftstück übernahm Graf Engelbert I. von Berg den Zehnt der Pfarrei Meinerzhagen. Grund genug für eine große Jubiläumsfeier in der sauerländischen Stadt. Der Hauptakt ist ein Jubiläumswochenende vom 14. bis 16. Juni rund um den Start der Fußball-Europameisterschaft. Parallel zum Public Viewing findet ein Familienfest auf dem Otto-Fuchs-Platz statt. DJs und Bands sorgen an den drei Abenden für Unterhaltung im Süden des Märkischen Kreises.
Stadt ist Meinerzhagen übrigens erst seit 1765. Damals verlieh dem Ort der preußische König Friedrich II. die Stadtrechte.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das „preußische“ Sauerland und damit auch Meinerzhagen zu einem Zentrum der frühen Industrialisierung. Prägend war vor allem die Metallverarbeitung.
800 Jahre Beckum
Genau wie die Nachbarn aus Ahlen blicken die Beckumer 2024 auf 800 Jahre als Stadt zurück. Ein großes Festwochenende zum Stadtjubiläum ist für den 7. bis 9. Juni geplant. Sängerin Stefanie Heinzmann, die Band „Jupiter Jones“ und die kölsche Kombo „Die Höhner“ haben sich angekündigt. An dem Wochenende findet auch der 41. Westfälische Hansetag statt. Im Hansedorf auf der Oststraße und der Clemens-August-Straße präsentieren sich zahlreiche Hansestädte. Während des gesamten Jahres stehen auch andere Veranstaltungen wie Sportturniere, der Karneval und Brauchtumsfeste im Zeichen des Stadtgeburtstages.
Seit 1224 besitzt Beckum Stadtrecht. Eine Siedlung auf Beckumer Boden lässt sich anhand zahlreicher Funde schon viel früher feststellen.
Dort, wo der Kollenbach, der Lippbach und der Siechenbach zusammenfließen, entstand Beckum – abgeleitet von Bachheim. Es lag günstig an der Kreuzung zweier mittelalterlicher Handelswege.
Wohlstand zog in Beckum vor allem mit der Kalk- und Zementindustrie ein. 1872 wurde in Beckum das erste Zementwerk gegründet, weitere folgten und ließen den Raum Beckum zu einem der bedeutendsten und größten Zementreviere der Welt werden. Bis heute wird vor Ort noch Zement hergestellt.
Übrigens ist Beckum einer von mehreren Orten, der meint, Ursprung der bekannten Schildbürgerstreiche zu sein. Sie werden auch als „Beckumer Anschläge“ bezeichnet. Mehrere Kunstwerke im Stadtgebiet nehmen hierauf Bezug.
800 Jahre Siegen
Ganz im Süden Westfalens liegt Siegen. Die Großstadt begeht in diesem Jahr ihren 800. Stadtgeburtstag und feiert das Jubiläum das ganze Jahr. Auftakt ist ein Konzert der Philharmonie Südwestfalen am 26. Januar im Großen Saal der Siegerlandhalle. Kurz vor den Sommerferien Anfang Juli heizt das Berliner Ensemble „Theater Anou“ den Besuchern des Schlossparks mit dem Stück „Glut. Aus der Feuerchronik einer Stadt“ ein. Ein großes Stadtfest ist für das letzte Augustwochenende geplant. Den Abschluss macht eine große Lasershow zu Silvester.
Doch gehen wir ins Jahr 1224: Siegen wird erstmals in einer Urkunde als Stadt bezeichnet. Darin übertrug der Kölner Erzbischof dem Grafen von Nassau, Heinrich dem Reichen, die Stadt zum halben Miteigentum. 1303 bekommt die heutige Universitätsstadt das Soester Stadtrecht verliehen.
Die Nassauer drückten der Stadt – seit 1421 alleinige Stadtherren – in den folgenden Jahrhunderten ihren Stempel auf und bauten sie zur Residenzstadt aus. Schon seit dem späten Mittelalter lassen sich in der Region erste Eisenbergwerke und Hütten nachweisen.
Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel Siegen an Preußen und wurde Teil der Provinz Westfalen. Der berühmteste Sohn der Stadt ist übrigens der flämische Maler Peter Paul Rubens. Vermutlich verbrachte er aber nur sein erstes Lebensjahr in der Stadt.
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