Das Landleben aus Holz geschnitzt

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Die Totenwache beim verstorbenen Schmied, Streit im Kirchenvorstand und das Dorf am Osterfeuer – das sind nur einige Szenen, die Professor Adolf Clemens geschnitzt hat.

Herausgekommen sind in 40 Jahren mehr als 400 Holzfiguren, die das Leben im ländlichen Münsterland um 1950 zeigen.

Nach seinem Tod im Jahr 2021 hat seine Familie dem Heimatverein Altenberge das Gesamtwerk überlassen. Bis zum 12.März lassen sich in Stenings Scheune in Altenberge (Friedhofstraße 9) noch über 300 Figuren, zusammengestellt in verschiedenen Szenen, entdecken.

Kindheit im Münsterland

Der ehemalige Hochschullehrer für Design der Fachhochschule Dortmund erblickte im Jahr 1942 in Köln das Licht der Welt. Gemeinsam mit seiner Mutter und Schwester kamen sie als ausgebombte Familie auf einen Hof im Münsterland unter.

Dort waren nach dem Krieg die zugeteilten Personen nicht unbedingt Willkommen. So zeigen seine geschnitzten Szenen nicht ein geschöntes Landleben, sondern auch die Schattenseiten wie Ausgrenzung und starre Konventionen.

Eine Frau ohne Mann wird in der Kneipe kritisch beäugt. Ein zugezogener Mann steht abseits der Dorfgemeinschaft beim Osterfeuer. Oft sind es die Details der Szenerien, die zum Nachdenken anregen.

Es wird ein Graben zwischen Dorf und Bauerschaft deutlich. Die Besucher entdecken tratschende Frauen und lärmende Männer. Vor allem die Mimik mancher Gesichter ist besonders hervorgehoben.

Immer wieder tauchen aber auch Spielszenen auf – so rennen Kinder einem Ball hinterher, lassen ein kleines Boot zu Wasser oder blicken auf ihre Ferkel. Alle Personen lassen sich echten Menschen zuordnen, die dem Künstler in seiner Kindheit begegnet sind.

Der Professor begann vor über 40 Jahren, im Jahr 1982, mit dem Schnitzen der Figuren. Vor allem in den Wintermonaten und zum Teil nachts bannte er seine Kindheitserinnerung ins Holz.

Ganz oder gar nicht

„Die Figuren lagerten bis zum Tod des Professors in seinem Keller in Münster-Roxel“, sagt Franz Müllenbeck, erster Vorsitzender des Heimatvereins. Seine Frau und Kinder boten die Schnitzereien verschiedenen Institutionen an, die aber nur Teile nehmen wollten.

„Für die Familie war es wichtig das Werk in Gänze zu übergeben“, erzählt Franz Müllenbeck. Der Heimatverein Altenberge übernahm die Figuren vergangenes Jahr. Mitglieder des Vereins entstaubten und reinigten die Figuren.

Bis zum 12. März sind sie noch werktags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr kostenfrei zu sehen. Danach werden sie wieder eingelagert.

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