Gründer von Lippstadt, Erbauer der Falkenburg und später Bischof im Baltikum – Bernhard II. (1140 bis 1224) war viel in seinem Leben, doch ohne seine Frau Heilwig von Are wäre das Haus Lippe im Mittelalter nicht durchgestartet. „Die rheinische Grafentochter brachte Geld und Einfluss mit“, erzählt Historiker Frank Huismann. Das Paar lernen Gäste in der Ausstellung „Herrschaftszeiten?! – 900 Jahre Haus Lippe“ im Detmolder Landesmuseum kennen.
Dabei würdigt die Schau auch weitere Frauen an der Seite der Edelherren, Grafen und Fürsten. „Die Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts tilgte ihren Einfluss“, sagt Frank Huismann, der die Schau kuratiert hat. An drei Orten (siehe Kasten) lassen sich bis zum 7. April 2024 besondere Personen und Paare des Hauses Lippe entdecken.
Kinder auf gute Posten
Auf das Jahr 1123 lässt sich eine Urkunde datieren, auf der Bernhard I. „de Lippe“ erwähnt wird. Er ist der Onkel des Tausendsassas Bernhard II. Damals konkurrierten zahlreiche neue Adelsgeschlechter um Macht im heutigen Westfalen. Die Edelleute zur Lippe besaßen einen Hof auf dem Areal des heutigen Lippstadts.
Doch zurück zu Bernhard II. Neben seinem fiktiven Porträtbild findet sich eine mittelalterliche Schachfigur aus dem Fundus der Falkenburg. Das Spiel mit der Macht beherrschten seine Frau und er perfekt. Sie setzten ihre Kinder clever auf die Bischofsstühle von Bremen und Utrecht. „Diese Strategie legte den Grundstein für eines der führenden Häuser im Nordwesten des Reichs im Mittelalter“, sagt Frank Huismann.Dennoch spielte auch Glück eine Rolle. „Das Haus hatte immer Nachkommen. Andere Häuser wie die konkurrierenden Schwalenberger starben aus“, so der Kurator.
Ein großes Zweihand-Schwert hängt in einer Vitrine. Es gehörte Bernhard VII. (1428 bis 1511), der den Beinamen „der Kriegerische“ trug. Mit seiner Frau Anna von Schaumburg als Diplomatin festigte er das Territorium, das heute nahezu den Kreis Lippe ausmacht.
Während der Reformation bekannte sich das Haus schnell zum neuen Glauben. Simon VI. (1554 bis 1613) ging sogar noch weiter und wurde Anhänger des reformierten Glaubens, den Lehren Calvins.
Nazis und Ersatzfürst
Später taktierte die Familie geschickt zwischen größeren Nachbarn, die immer wieder lüstern auf das kleine Lippe schielten. Im Dreißigjährigen Krieg und unter Napoleon war das Ende nahe. Fürstin Pauline (1769 bis 1820) sprang für ihren Mann Leopold I., einem Totalausfall, als Regentin ein. Die Gründerin des ersten Kindergartens war sich aber nicht zu schade, ihre Landeskinder als Soldaten Napoleon und später seinen Gegnern anzubieten.
Mit Leopold IV. (1871 bis 1949) erscheint der erste Fürst aus der Nebenlinie Lippe-Biesterfeld. Die Hauptlinie erlosch mit dem kinderlosen Woldemar. Leopold IV., der im Jahr 1918 als Herrscher abdankte, setzte weise seinen vierten Sohn Armin als Nachfolger des Hauses ein. Die ersten drei Söhne waren überzeugte Nazis. Armin war hingegen im Zweiten Weltkrieg einfacher Soldat. Doch da prägte schon der Sozialdemokrat Heinrich Drake (1881 bis 1970) als Ministerpräsident die Geschicke Lippes. „Er galt als Ersatzfürst“, sagt der Kurator und darf deshalb in der Schau nicht fehlen.
Eine Schau, drei Orte
Die Ausstellung verteilt sich auf drei Standorte. Im lippischen Landesmuseum in Detmold, im Schloss in Detmold und im Weserrenaissancemuseum Schloss Brake finden sich Porträts. Das Kombiticket kostet 12 €. Informationen auf der Homepage:www.herrschaftszeiten-lippe.de
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