Mit einer Anzeige im Kirchenboten für das Bistum Osnabrück fing alles an. Dort suchte im Herbst 1978 ein Ehepaar aus Hamburg für seine beiden Söhne, 10 und 12 Jahre alt, ein Urlaubsdomizil für die Weihnachtsferien. Eine Familie auf dem Land sollte es sein, katholisch bitte. Die Meutsteges aus Haren im Emsland hatten Platz und Interesse. Und so mieteten sich die beiden Jungs nach den Weihnachtstagen ein, Betreuung und Vollverpflegung inklusive.
„Den Kontakt gibt es bis heute“, berichtet Markus Meutstege. Als die Jungs aus Hamburg kamen, war er zwei Jahre alt. Heute ist er 46 und leitet den Betrieb gemeinsam mit Ehefrau Heike. An eine Zeit ohne Gäste kann er sich – abgesehen von der Corona-Phase – nicht erinnern. Auch eine Zeit ohne Baustelle oder Pläne für neue Projekte gab es selten.
Heuerleute aus Lingen
Der Hof Meutstege ist ursprünglich ein kleiner Gemischtbetrieb. Markus Meutsteges Urgroßeltern waren in Lingen Heuerleute gewesen. 1923 konnten sie westlich von Haren 10 ha Land bekommen. Sie hielten Kühe und Schweine und machten einen Teil der Flächen selbst urbar. Die nächsten Generationen vergrößerten den Betrieb, bauten neue Ställe, pachteten Land dazu und wirtschafteten auf bis zu 25 ha.
1975 bauten Markus Meutsteges Eltern einen für die Zeit sehr modernen Stall mit Platz für 40 Kühe. Aber ob das eine dauerhafte Perspektive für die Zukunft war? Daran zweifelte die Familie in den folgenden Jahrzehnten immer stärker.
Mehr "Urlaub auf dem Bauernhof"
Unter der Ägide von Markus Meutsteges Mutter Luise wuchs der Betriebszweig „Urlaub auf dem Bauernhof“. Die Meisterin der ländlichen Hauswirtschaft hatte immer Spaß an der Bewirtung von Gästen. Nach und nach bauten die Meutsteges ihre Bettenkapazitäten aus. Anfangs gab es Gästezimmer und Vollverpflegung für alleinreisende Kinder. Heute können bis zu 38 Gäste in drei Ferienwohnungen, zwei Ferienhäusern und drei Schlaffässern übernachten.
Im Ferienhausgebiet
Lange genehmigten Stadt und Landkreis immer wieder die Umbaupläne der Meutsteges. Als sie 2004 zwei Ferienhäuser bauen wollten, musste allerdings ein eigener Bebauungsplan her. Die Ausweisung als „Ferienhausgebiet“ ermöglicht nun weitere Entwicklungen, bis zu acht zusätzliche Ferienwohnungen wären noch möglich.
Die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe rundherum wurden damals einbezogen. „Das lief sehr kooperativ“, erinnert sich Markus Meutstege. Niemanden sollte der neue Plan in den Entwicklungsmöglichkeiten bremsen. Im Bebauungsplan ist festgeschrieben, dass die Ferienhäuser überwiegend und auf Dauer einem wechselnden Personenkreis zur Erholung dienen.
Die A 31 ist nah
Große Bauarbeiten gab es auch in der Nachbarschaft. Seit rund 30 Jahren rauscht in gerade einmal 200 m Entfernung der Verkehr auf der A 31 vorbei. „Uns stört das mehr als die Gäste“, sagt Markus Meutstege.
An diesem Morgen sitzt er mit Ehefrau Heike im Café, das die Familie seit 1994 im alten Jungviehstall betreibt. „Ein Bus voll Leute sollte sitzen können“, skizziert er die damaligen Überlegungen seiner Mutter. Rechnet man den Wintergarten dazu, haben bis zu 110 Gäste Platz. Im Sommer kommen draußen noch einige Tische dazu.
Ein Hauswirtschafter
Der Hausherr ist bekannt für seine Torten. Heute hat er schon einige Schnittchenplatten vorbereitet. Am Nachmittag ist der Raum für einen Beerdigungskaffee gebucht.
„Ich war immer gerne in der Küche“, sagt er. Trotzdem machte er nach der Schule erst einmal eine Ausbildung zum Bauzeichner. Sein Bruder lernte Landwirt.
Erst als sich abzeichnete, dass die betriebliche Zukunft eher bei Ferien und Freizeit liegt, sattelte Markus Meutstege um. Bei seiner Mutter machte er eine hauswirtschaftliche Ausbildung. In Celle besuchte er die Fachschule mit dem Schwerpunkt „Direktvermarktung und Landtourismus“. Sein Bruder arbeitet mittlerweile bei einem Rinderzuchtverband. 2002 gingen die letzten Kühe vom Hof.
Austausch über Landtouristik
Markus Meutstege engagiert sich seit vielen Jahren im Vorstand von „Landtouristik Niedersachsen“. Der Verband – gegründet vor 50 Jahren als „Arbeitsgemeinschaft Urlaub und Freizeit auf dem Lande“ – vernetzt rund 250 Betriebe, die vor allem mit Angeboten für Urlaub und Freizeit ihr Geld verdienen. Neben der gemeinsamen Vermarktung über ein eigenes Internetportal stehen Austausch, Fortbildung und Interessenvertretung im Zentrum. Markus Meutstege hat von Exkursionen viele Anregungen mitgebracht. Die drei Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle kennen sich mit Tourismus und Marketing aus.
"Arche Tierpark" statt Kuhstall
Auch wenn die Tiere kein eigener Erwerbszweig mehr sind, jede Menge Schafe und Ziegen, Hühner und Enten, Kaninchen, Katzen und Ponys gibt es weiterhin. In ihrem „Arche Tierpark“ zeigen die Meutsteges alte Haustierrassen und unterhalten damit gleichzeitig die Gäste. Urlauber kommen vor allem aus NRW, insbesondere dem Ruhrgebiet. Ein Ausflugsziel ist der Hof für Menschen aus dem Emsland. Um für sie attraktiv zu sein, haben sich die Meutsteges in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder etwas Neues überlegt.
Die „Gaudischeune“, ursprünglich mit einem Spieleparcours ausgestattet, hat sich zum Ort für Feiern gewandelt. Die Spiele sind in ein auf altem Grundriss neu errichtetes Gebäude umgezogen. Dort hat die Gastronomie im Sommer inzwischen einen zweiten Standort. Hier stärken sich auch die Besucher des Maislabyrinths. Zwischendurch gab es auch ein Heuhotel, aber die Nachfrage hat sich wieder gelegt. Dafür sind an der Bauerngolfwiese jetzt drei Stellplätze für Wohnmobile ausgewiesen.
Teilzeitkräfte und Aushilfen
Damit der Betrieb läuft, beschäftigt die Familie acht Teilzeitkräfte und dazu am Wochenende etwa zehn Schülerinnen und Schüler. Als Luise und Johan Meutstege ihren Ferienbetrieb starteten, hießt es: „100 Tage Auslastung sollte man im Jahr haben.“ Heute kommen die Meutsteges auf etwa 160 Tage und deutlich mehr Gästewechsel als vor 44 Jahren. Die Kosten für eine Nacht in Ferienhaus, -wohnung oder Schlaffass bewegen sich zwischen 75 und 130 €.
Mit an Bord sind mittlerweile auch die drei Kinder der Meutsteges. Julius (17) macht eine Ausbildung zum Landwirt, Bennet (14) und Marieke (12) gehen noch zur Schule.
Und wo machen die Meutsteges selbst gerne Urlaub? „In den Herbstferien sind wir mit einem Wohnmobil durch Niedersachsen gedüst“, berichtet Heike Meutstege, die sich in erster Linie um Büro und Marketing kümmert. Das Ziel: andere Ferienbauernhöfe.
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