Spätestens wenn eine zusätzliche Wohnung im Haus eingerichtet werden soll, wird der Schallschutz Thema. Aber auch, wenn nur eine Partei ein Haus bewohnt, ist er für ein entspanntes Zusammenleben wichtig. Vielleicht wollen Eltern in Ruhe im Wohnzimmer sitzen, auch wenn oben eine Kinderparty tobt.
Trennwände zwischen zwei Wohneinheiten müssen einen Schallschutz von 53 Dezibel (dB) erfüllen. Gespräche in normaler Lautstärke sind dann nicht zu hören. „Für die heutige Empfindlichkeit ist das eigentlich zu wenig“, sagt Manfred Pauer. Er ist seit 30 Jahren selbstständig und hat sich auf Trockenbau und Schallschutz spezialisiert.
Gute Planung zahlt sich aus
Meist wird er gerufen, wenn es um nachträgliche Schalldämmung geht. Auch finanziell günstiger ist es, das Thema vor Baubeginn – egal ob bei Neubau oder Sanierung – zu beackern. Dafür hat er einige Hinweise.
Grundriss: „Laute“ Räume wie Bäder, Küchen und WCs sollten möglichst nicht an „leise“ Räume wie Schlafzimmer grenzen.
Materialien: Der Satz „Masse schluckt Schall“ gilt nur begrenzt. Betonwände übertragen den Schall zum Beispiel bestens, weil sie Schwingungen ungebremst weitergeben. Wände aus Kalksandstein müssen mindestens ein Gewicht von 2100 kg/m3 haben, um die bereits genannten 53 dB zu erreichen. Wer zweischalig arbeitet, hat mehr Möglichkeiten, Dämmung und biegsame – damit auch dämpfende – Materialien einzubauen. Und natürlich helfen auch Vorhänge und Teppiche bei der Schalldämpfung.
Schallbrücken: Für den Schallschutz gravierend sind feste Verbindungen, wo eigentlich Entkoppelung das Ziel ist. „Wenn Estrich oder Bodenbelag nur an einer Stelle an die Wand anstoßen, überträgt sich der Trittschall auf die flankierenden Wände“, erklärt Manfred Pauer. Wichtig ist deshalb, dass der – meist blaue – PE-Randstreifen überall durchläuft. Schallbrücken können auch durch Ausgleichs-Spachtelmassen, Türzargen, Steckdosen und Ähnliches entstehen.
Ausführung: Der Fachmann rät, sich zwingend an die Einbauempfehlungen der Hersteller zu halten. Wer bei Gipskartonplatten zum Beispiel mehr Schrauben einsetzt als vorgesehen, mindert die Schalldämpfung. Die Platte kann weniger Schwingungen schlucken. Gleiches gilt, wenn eine steife OSB-Platte vorgesetzt wird. Dann ist zudem der Brandschutz dahin.
Richtig nachrüsten
Zum Nachrüsten schwört Manfred Pauer auf freitragende Decken oder Vorsatzschalen für Wände. Dazu verwendet er Trockenbauprofile, die mit 2 bis 5 cm Abstand zur Wand oder Decke angebracht werden. Freitragende Decken können bis zu einer Spannweite von 5 m montiert werden.
So findet Schall seinen Weg
Schall, das sind mechanische Wellen, die sich im Raum ausbreiten.
Luftschall: Er entsteht zum Beispiel durch Musik oder Sprechen. Die Schallwellen treffen auf Bauteile und werden auf der anderen Seite wieder abgestrahlt – nahezu ungefiltert oder aber gedämpft.
Körperschall: Trifft ein Hammer auf eine Wand, entsteht Körperschall. Auch Geräusche integrierter Rohrleitungen fallen unter diesen Begriff.
Trittschall: Ist eine Art von Körperschall. Schritte, Klopfen oder auch das Möbelrücken versetzen eine Decke in Schwingung. Dabei entsteht Schall, bei einem Teppichbelag deutlich weniger als bei harten Belägen.
Flankenübertragung: Räume sind meist über mehr als eine Wand verbunden. Schall nutzt auch Nebenwege, zum Beispiel die angrenzenden Wand- und Deckenbauteile. Das ist auch bei der Nachrüstung wichtig.
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