Mit der Gefahr umgehen

Kinder und Kamine

Im Ofen flackert ein Feuer, rundherum spielen die Kinder. Das kann eine brenzlige Kombination sein. Viele Eltern überlegen, wie sie den Nachwuchs schützen können. Ein Fachmann gibt Tipps.

Gemütlich kuschelt sich Katharina auf den Schoß ihrer Mutter. Sie mag Lesestunden vor dem Kaminofen. „Das Feuer ist da. Wir leben damit“, sagt Eva Rahe, die Mutter der Vierjährigen. Nicht immer geht es im Obergeschoss des alten Bauernhauses in Hedem, einem Ortsteil von Preußisch Oldendorf im Kreis Minden-Lübbecke, aber so ruhig zu. „Gefährlich wird es, wenn sie wild rumtobt“, erzählt Eva Rahe. Deshalb spricht sie mit ihrer Tochter immer wieder darüber, dass nicht nur die Scheibe, sondern auch der Ofenkorpus heiß wird, wenn das Feuer brennt. An der Scheibe sind 400 bis 500 °C möglich.

Bei den Rahes steht der schwarze Kaminofen offen in einer Ecke des geräumigen Esszimmers. Rechts führt eine Tür in den Flur, links ins Wohnzimmer. Unten im Haus wohnen die Schwiegereltern von Eva Rahe (46). Ihr Mann Rüdiger (42) bewirtschaftet den Hof mit Schweinemast und Ackerbau.

Grenze für kleine Krabbler

Schon in Katharinas erstem Winter mussten die Rahes überlegen, wie sie die kleine Krabblerin vom Feuer fernhalten. Sie wurde bereits mit einem halben Jahr mobil. „Dann wollte sie sich auch direkt hochziehen.“ Abhilfe schaffte ein altes schmiedeeisernes Treppengeländer. Drei Elemente stellten die Rahes um ihren Ofen. Das Gitter war so schwer, dass es von allein stehen blieb.

„Auf die Standsicherheit sollte man unbedingt achten“, sagt Stefan Andres, Präventionsberater bei der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung. Immer erste Wahl seien Verankerungen an Wand oder Ofen. „Sicherheit geht im Zweifel vor Optik“, betont der Landmaschinenmechaniker mit Meisterbrief, der sonst vor allem Unfallrisiken auf dem Hof und in den Ställen im Blick hat.

Leichtere Gitter müssten unbedingt mit der Wand oder direkt am Kamin verankert werden. Auch bei schweren Modellen seien große Standfüße immer nur zweite oder dritte Wahl. „Es muss vermieden werden, dass eine zusätzliche Gefahrenstelle entsteht.“ Ein kippeliges Gitter werde leicht selbst zum Risiko. „Wenn ein schweres Schutzgitter umkippt, können sich Kinder ernsthaft verletzen“, warnt der Fachmann.

Kleber als Alternative

Ein Loch in der Wand lässt sich meistens wieder zuspachteln. Wer aber ein Herdfeuer oder einen anderen aufwendig gestalteten Kamin hat, der wird länger über die richtige Befestigung grübeln. Stefan Andres empfiehlt in einem solchen Fall den Fachhandel aufzusuchen und prüfen zu lassen, ob das Gitter eventuell angeklebt werden kann. Das ist zum Beispiel bei glasierten Fliesen möglich. Hier eignen sich Kleber auf Silikonbasis. „Wichtig ist, dass sie Temperatur aushalten können“, erklärt Andres. Soll das Gitter wieder verschwinden, zunächst den Halter abnehmen, dann das Silikon abkratzen und die Reste mit Aceton entfernen.

Für das Material der Gitter empfiehlt Stefan Andres zwei Varianten: Entweder ein feinmaschiges Metallnetz, wie bei einem Funkenfänger, das in einen Metallrahmen gespannt wird, oder ein Gitter mit senkrechten Stangen. Diese sollten 70 bis 80 cm hoch sein und maximal 9 cm breite Zwischenräume lassen, damit auch ganz kleine Kinder ihren Kopf nicht durchstecken können. Dass alle Materialien hitzeresistent sein sollten, versteht sich von selbst.

Gleichzeitig ­ziehen und hoch­heben: Die Verschlüsse der Gitter sind so konzipiert, dass Kinder sie nicht öffnen können. (Bildquelle: Hertleif)

Stefan Andres kennt die Probleme, vor denen Eltern stehen, wenn sie ihren Kindern die Gefahren rund um ein Kaminfeuer erklären wollen. Er ist selbst Vater eines kleinen Sohnes. Eltern müssten immer abwägen, welcher Weg bei ihren Kindern der sinnvollste sei. „Sie kennen ihre Kinder am besten und sollten Gefahren mit ihnen gemeinsam thematisieren.“

Das erfordere Zeit und Geduld. „Aber das Feuer einfach wegzusperren, ist nicht unbedingt die beste Möglichkeit.“ Schließlich müsse man davon ausgehen, dass Kinder irgendwann mit Feuer in Berührung kommen. Und dann sei es hilfreich, wenn sie schon etwas zum sicheren Umgang mit Feuerzeug und Streichhölzern gelernt hätten.

Zwei Winter stand das Gitter bei den Rahes. Im dritten stellten sie es nicht mehr auf. „Da hatten wir den Eindruck, dass sie es ausreichend begriffen hat“, erklärt Eva Rahe.


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