Eine zentrale Frage direkt zum Start der Sanierung des Hauses war die nach der künftigen Heiztechnik. Die alte Ölheizung war nicht mehr zu gebrauchen und die elektrisch betriebenen Nachtspeicheröfen waren nicht mehr vorhanden. Eine wasserführende Heizung schloss das Ehepaar aus, weil es Wasser in Fachwerkgebäuden kritisch sieht. Erwärmen konnten sie sich schließlich für eine Infrarotheizung.
Öltanks und Brenner entfernte eine Fachfirma, Heizkörper und Verrohrungen bauten die Rührmunds selbst aus. Von zwei Firmen ließen sie sich berechnen, in welchen Räumen welche Geräte und welche Watt-Zahlen sinnvoll sind. „Die Ergebnisse wichen sehr voneinander ab“, berichtet Godela Rührmund. Das Ehepaar fuchste sich deshalb selbst intensiv in das Thema hinein und setzte vor allem auf Ausprobieren und eigene Erfahrungen. Schließlich wurden und werden die Räume nach und nach saniert.
Klotzen statt kleckern
Dies sind ihre Empfehlungen.
- Masse im Haus: Eine gute Dämmung macht sich nicht nur wegen des geringeren Wärmebedarfs bezahlt. Natürliche Baustoffe, wie Holz, Lehm, Kork und Holzfaserplatten, speichern auch gut die Infrarotstrahlung.
- Ausreichend Leistung: „Man muss genug reinhängen“, sagt Godela Rührmund. Die Leistung sollte so bemessen sein, dass wenige Minuten pro Stunde reichen, um den Raum auf der gewünschten Temperatur zu halten. In ihrem 20 m2 großen Beispielraum müssen die drei Module mit einer Leistung von insgesamt 1900 Watt pro Tag maximal 2,5 Stunden laufen, um die Zieltemperatur von 20,5 °C zu halten. Teuer wird’s, wenn die Temperatur zu stark sinkt. Die Preise für einzelne Geräte lassen sich im Internet recherchieren. Eine 800-Watt-Platte für die Decke, 60 x 120 cm groß, kostet zurzeit zum Beispiel zwischen 500 und 700 €.
- Thermostate nutzen: In den einzelnen Räumen geben Thermostate den Heizungen Signale, wenn die Temperatur absackt. Diese schalten sich dann automatisch ein. Die Sensibilität lässt sich einstellen.
- Ganzjahresbetrieb: Die Thermostate sind im Haus der Rührmunds das ganze Jahr über aktiviert. Lediglich im Schlafzimmer ist es saisonal heruntergestellt. „In einer kühlen Sommernacht könnten sie sonst wegen des geöffneten Fensters anspringen.“
- Flexibel zuschalten: Die Rührmunds setzen auf das Prinzip der „Zonierung“. Das bedeutet, dass sie je nach Nutzung unterschiedliche Raumtemperaturen vorsehen. Im Badezimmer hängen drei Heizungen. Zwei halten eine niedrige Grundtemperatur von 20,5 °C, die andere ist direkt am Waschbecken positioniert und lässt sich bei Bedarf mittels Zugschnur zuschalten.
- Module richtig positionieren: Wichtig ist auch, den passenden Platz in einem Raum für die Infrarotheizungen zu finden. Häufig bieten sich die Decke oder höhere Bereiche der Wände an, je nachdem, welcher Gerätetyp eingesetzt werden soll. So können die Platten gut nach unten abstrahlen. Die Strahlung darf nicht auf Fenster gerichtet sein, weil sie dort sonst vollständig verloren geht. Wer in der „Strahlungsschneise“ sitzt oder schläft, merkt es, wenn die Heizung anspringt. Auch das sollte berücksichtigt werden.
Verbrauch im Blick
Aktuell lebt die Familie auf 180 m2 Wohnfläche, verteilt auf zwei Etagen. Im Jahr 2014 hat sie die ersten Infrarotheizungen in Betrieb genommen. Im vergangenen Abrechnungsjahr verbrauchten sie – inklusive des normalen Allgemeinstroms – knapp 17.000 kWh. Das Maximum lag im Jahr 2017/18 bei rund 21. 500 kWh. Für Godela Rührmund ist das Beleg dafür, dass sich die nach und nach verbesserte Dämmung des Hauses und die intensive Auseinandersetzung mit der Technik auszahlen.
Die Rührmunds haben noch einen alten Vertrag, mit besonders günstigen Konditionen für ihren Strom. Gezählt wird über zwei Zähler. Tagsüber zahlen sie den Hochtarif (HT) und nachts den Niedertarif (NT). Eine Versorgungsunterbrechung, zu der Heizstromanbieter befugt sind, hat es bei ihnen noch nicht gegeben.
Godela Rührmund bereut nicht, komplett auf eine Infrarotheizung umgestellt zu haben. Die Entscheidung hänge aber stark vom Gebäude ab und der eigenen Bereitschaft, sich in die Technik einzuarbeiten.
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