Projekte aus Österreich, Süddeutschland und Westfalen

Das sind die Gewinner des Landbaukulturpreises

Wie gute Architektur auf dem Land aussehen kann, zeigen die Gewinner des Landbaukultur-Preises. Darunter sind ein Ziegenstall, ein Hof aus Ahlen und eine Scheune aus den 1960er-Jahren.

Gute Architektur muss nicht spektakulär auftrumpfen. Sie kann sich auch harmonisch in die Umgebung einfügen, mit Landschaft und Materialien spielen und ihre Raffinesse erst auf den zweiten Blick offenbahren. Wenn das alles zusammenkommt, dann kann auch ein Ziegenstall aus dem Allgäu in Berlin für Gesprächsstoff sorgen.

Gelungen ist das in der vergangenen Woche dem Landschaftspflegehof Adelegg, den eine Bürgerstiftung im Südwesten Bayerns gebaut hat. Beim Landbaukulturpreis belegte die Kombination aus Stall, Käserei und Café den ersten Platz.

Auch innen ist fast alles aus sägerauem Holz gebaut. Die Ziegen gehören einer Bürgerstiftung. (Bildquelle: Petra Steiner)

Preisverleihung in Berlin

Alle zwei Jahre startet die Stiftung des Landwirtschaftsverlags eine neue Bewerbungsrunde für die Auszeichnung. Bei der großen Preisverleihung in Berlin lobte die Jury kreative Ideen, nachhaltiges Bauen sowie einen respektvollen Umgang vieler Bewerber mit Gebäudebestand und umgebender Landschaft.

Der Preis war mit insgesamt 30  0000 € dotiert. Bundesbauministerin Klara Geywitz unterstützte den Wettbewerb als Schirmfrau.

53 Bewerbungen

Insgesamt 53 Bewerbungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren eingegangen. ­Susanne Wartzeck, Präsidentin des Bundes Deutscher Architekten und Leiterin der siebenköpfigen Jury, lobte die durchweg hohe Qualität. „Die Jury hätte ohne Probleme ­weitere Preise vergeben können.“ Prämiert wurden am Ende zwei Neubauten und vier Umbauten.

Ein Ziegenstall im Oberallgäu

Der mit 8000 € dotierte erste Preis ging an das bereits genannte Projekt aus dem Oberallgäu. Die Ziegen, die in das neue Hofgebäude eingezogen sind, halten die unter Naturschutz stehenden Magerwiesen des Kreuzbachthals offen. Der von „Ziersch Architekten“ aus Gräfelfing geplante Bau umfasst ­einen Ziegenstall mit Heubergehalle, Käserei, Hofladen und Café. Die einfache, aber sehr funktionale Bauweise schaffe eine besonders angenehme Umgebung für Mensch und Tier, lobte die Jury.

Denkmalgeschützter Hof neu genutzt

Den zweiten Preis und damit 7000 € sicherte sich Georg Breloh aus Ahlen. Gemeinsam mit dem Archi­tekten Christian Tripp hat er einen denkmalgeschützten Hof, gebaut zwischen 1690 und 1700, für zwei Wohnungen umgebaut. Diese erstrecken sich über das Wohnhaus und die angrenzende Tenne.

In der handwerklichen Ausführung gingen Eigentümer und Architekt sehr behutsam mit der historischen Bausubstanz um. Das zeigt sich unter anderem bei der Neuanfertigung denkmalgerechter Fenster und Außen­türen. Neue Bauteile, wie die Treppe auf der Tenne, die lichtbringenden Fenster in den beiden Giebeln und das verglaste „Tennentor“ setzen einen vorsichtigen gestalterischen Kontrapunkt.

Ein Weingut in Österreich

Der dritte Preis und damit auch ein Preisgeld in Höhe von 6000 € ging nach Österreich. In Pichla im Südosten der Steiermark hat Bauherr Lukas Jahn einen typischen Bauernhof mit langem Wirtschaftstrakt umgebaut. Heute bietet dieser Platz zur Produktion und Verkostung von Wein. Mascha Ritter aus Berlin und Stephan Piber aus Graz haben als Planer den Altbestand in das neue massive Sockelgeschoss eingegliedert. Der offene Holzdachstuhl ist von einer Lärchenholzfassade umhüllt.

Neue Gerätescheune

Jeweils 3000 € gab es für drei ebenfalls ausgezeichnete Projekte.

In Isny im Allgäu hat Hans-­Georg Schmitz, selbst Architekt, eine neue Gerätescheune gebaut. Diese ist aufgrund der begrenzten Fläche in den Hang eingebunden. Großzügige Tore öffnen das Gebäude Richtung Tal. Das vergraute Holz und die bündig eingebaute Photovoltaikanlage fügen sich harmonisch in die Umgebung ein und überzeugten die Jury.

Tanzende Fenster

In Öhringen – ebenfalls in Baden-­Württemberg – hat Roland Steinbach eine Fachwerkscheune zu Büroraum umgebaut. Bei der Planung begleiteten ihn Christoph Steinbach und Tobias Finckh. Ins Auge fallen markante neue Fensteröffnungen im Sockel. „So entsteht von außen ein Bild tanzender Fenster“, bemerkte die Jury. Für Dämmung und Putz wurden Stroh und Lehm genutzt.

Bürolicht scheint nun hinter den neuen Fenstern einer alten Scheune in Hohenlohe. (Bildquelle: Christoph Steinbach)

Haus im Haus

Familie Konert aus Gescher im Kreis Borken hat in einer Scheune, Baujahr 1962, neuen Wohnraum geschaffen. Gemeinsam mit Brüning + Hart Architekten aus Münster setzte sie in das Altgebäude ein „Haus im Haus“. Das komplett ­belassene Holz-Sprengwerk des Daches mit seinen typischen schrägen Balken wurde in Randbereichen in die Innenarchitektur einbezogen. Ansonsten ist der neue Wohnkubus vollkommen unabhängig – und Vögel und Fledermäuse können weiter in den alten Dachraum einfliegen.

Weitere Informationen zum Preis und Bilder gibt es online: www.landbaukultur-preis.de.


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