Die Temperatur in der Brennkammer steigt kontinuierlich. Vor zehn Minuten hat Ludger Mensing einige schlanke Scheite Buchenholz entzündet. Jetzt züngeln die Flammen auf dem mit Schamottestein verkleideten Boden. Der 60-Jährige macht es sich auf der gepolsterten Ofenbank gemütlich. „Ich habe immer was am Brennen“, sagt er lachend.
Heute achtet Münsteraner besonders auf die Temperatur in der mit schwarzem Stahl verkleideten Brennkammer. Denn der Kamin soll zeigen, was er als Backofen kann. Ludger Mensing, der als Elektriker bei den Stadtwerken arbeitet, schiebt ein gusseisernes Gitter in die Brennkammer. Obenauf legt er einen 3 cm dicken Schamottestein, den er im Backofen auf Temperatur gebracht hat. 250 °C zeigt das Ofenthermometer an. Genau richtig. Ruth Mensing hat mit Roggen- und Weizenmehl einen Sauerteig angesetzt. Aus dem Gärkörbchen stürzt sie den Teig auf einen Holzschieber und setzt ihn auf die Schamotteplatte. Unter dem Rost glimmt die Glut.
Wärme aus allen Richtungen
„Die Brennkammer ist zylindrisch geformt. Deshalb strahlt die Wärme aus allen Richtungen auf das Brot zurück und macht das Backen möglich“, erklärt Oliver Neugebauer. Der Ofenbaumeister aus Nordwalde im Kreis Steinfurt hat das Exemplar der Mensings gebaut. „Grillen kann man in jedem Ofen“, erklärt er. Die nötigen Roste haben viele Hersteller im Angebot. Backen ist komplizierter.
Nach 5 Minuten sprüht Ruth Mensing Wasser über das Brot. Das sorgt für eine krosse Kruste. Ehemann Ludger öffnet die Klappe zum Schornstein, damit die Backtemperatur auf 200 °C sinkt.
Aus für offenen Kamin
In den vergangenen Jahren haben die Mensings das Erdgeschoss ihres Hauses im Schlossviertel von Münster komplett saniert. Seit mehr als hundert Jahren ist die Familie dort zu Hause. Beim aktuellen Umbau flog der offene Kamin raus. Auf der Suche nach einer Alternative liebäugelten die Mensings zunächst mit einem Heizkamin mit großer Scheibe. Doch der hätte den Raum schnell überhitzt. Der Grundofen lässt sich besser auf kleiner Flamme fahren. Die Fußbodenheizung reagiert auf die zusätzliche Wärmequelle. Kommt der Rücklauf mit kaum Temperaturverlust wieder im Keller an, wird nur noch wenig geheizt.
Die drehbare Brennkammer hat rund 7000 € gekostet. Der Preis eines Grundofens variiert je nach Größe und Aufwand. Oliver Neugebauer kalkuliert Gesamtkosten – also inklusive Brennkammer – von 15 000 bis 25 000 €.
Klopfprobe für die Kruste
Nach 20 Minuten wenden die Mensings das Brot. „Hinten wird es schneller braun“, erklärt Ruth Mensing. Wer seinen Kamin als Backofen nutzen will, braucht Erfahrung. Rund 40 Minuten später ist das erste Brot fertig.
Ludger Mensing legt etwas Holz nach, lässt es abbrennen und schiebt dann den nächsten Laib ein. Eiche ist beim Backen tabu, weil die enthaltene Gerbsäure sich auf dem Backgut ablagern würde. Am besten eignen sich Buche oder Esche.
Zeit für eine Kostprobe. „Lecker“, findet der Hausherr. „Dazu Steaks direkt vom Rost und ein Salat, das ist perfekt.“