Ein Resthof mit Nebengebäuden, ein ehemaliges Schullandheim oder ein Gestüt mit Herrenhaus: Wer in den einschlägigen Immobilienportalen, im Wochenblatt oder auch in sogenannten Bauernhausbörsen stöbert, stößt schnell auf Angebote wie diese. Immer wieder kommen große, ländlich gelegene Immobilien auf den Markt. Vom baufälligen Schnäppchen bis zum luxussanierten Villenanwesen ist alles dabei. Potenzielle Interessenten sind wahlweise Menschen mit viel Geld oder talentierte und hoch motivierte Handwerker.
Wer bindet sich solche Immobilien ans Bein?
Käufer für solche Objekte zu finden ist allerdings deutlich schwieriger als für Einfamilienhäuser in Reichweite von Ballungszentren oder kleine Kotten in guter Lage. Wer bindet sich eine Immobilie ans Bein, die neben viel Platz auch jede Menge Überraschungspotenzial hinter jahrhundertealten Fassaden bietet? Wer will weit rausziehen, wenn die Immobilie zwar viel Gestaltungsspielraum, aber kaum Anbindung an die Infrastruktur bietet? Wer hat Ideen, wie sich 700 m2 Wohnfläche und mehr nutzen lassen?
Cohousing als Alternative
Da sind alternative Ansätze gefragt, wie das Konzept des Cohousings. Das heißt so viel wie „gemeinschaftliches Wohnen“ und kann eine Chance für die Nutzung großer, ländlicher Immobilien sein.
Das Konzept funktioniert so: Eine Gruppe von Menschen schließt sich zusammen, zum Beispiel in einer GbR, einer GmbH oder einer Genossenschaft. Darunter können junge Familien sein, aber auch Ältere und Alleinlebende. Gemeinsam kaufen sie eine Immobilie, schaffen Privat- und Gemeinschaftsräume und kümmern sich um die Unterhaltung. Für das Zusammenleben handeln sie Ziele und Regeln aus. Von täglichen gemeinsamen Mahlzeiten bis zu einem festen Treffen pro Monat ist alles möglich. Im Idealfall gelingt es so, eine Gemeinschaft zu schaffen, deren Mitglieder sich füreinander verantwortlich fühlen.
Angebot ist attraktiv
Dass dieses Konzept attraktiv ist, erleben die Bewohner des Förthofs in Minden-Stemmer regelmäßig. Vor knapp zehn Jahren haben sieben Verwandte und Freunde das denkmalgeschützte Anwesen gekauft und danach mit viel Energie saniert und umgenutzt. Die Baubehörden spielten mit und genehmigten so viel zusätzlichen Wohnraum. Immer wieder bekommt die „Förthof-Familie“ inzwischen Anfragen von Interessenten, die im Ruhestand gerne einziehen würden.
Tipps für Nachahmer
Der Förthof ist „ausgebucht“, aber für Nachahmer haben die Bewohner wichtige Tipps: Nicht erst im fortgeschrittenen Alter in die Planung einsteigen, die neuen Nachbarn gut auswählen und immer im Gespräch bleiben. Denn wie das Leben in einer Großfamilie, hat auch das Leben in Gemeinschaft seine Tücken. Da hilft nur reden und die individuellen Interessen auch mal zurückstellen. Denn: Cohousing bietet keinen Platz für Könige.
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