Hüftdysplasie

Reifestörung im Hüftgelenk

Im Alter von nur wenigen Wochen erhalten Säuglinge einen Ultraschall der Hüfte. Warum? Angeborene Fehlbildungen mit weitreichenden Folgen bis ins Erwachsenenalter, wie etwa eine Hüftdysplasie, lassen sich damit erkennen.

Kinder, die heutzutage geboren werden, haben einen Vorteil. Seit 1996 ist die Ultraschalluntersuchung der Hüften ein fester Bestandteil der Kindervorsorgeuntersuchung U3 im Alter von vier bis sechs Wochen. Angeborene Entwicklungsstörungen des Hüftgelenkapparates sind damit erkennbar. Einer Hüftdysplasie lässt sich dadurch nicht vorbeugen. Wird sie allerdings früh erkannt und in den ersten Lebenswochen therapiert, kann sie meistens komplett ausheilen.

Bei der Hüftdysplasie (HD) ist die Hüftgelenkspfanne für den Hüftkopf zu klein oder zu flach, so dass dieser nicht stabil im Hüftgelenk festgehalten werden kann. Das hat zur Folge, dass der Gelenkknorpel vorzeitig verschleißt.

Im schlimmsten Fall rutscht der Hüftkopf des Oberschenkelknochens aus der Hüftgelenkpfanne heraus. Dann sprechen Mediziner von einer Hüftluxation. Bleibt diese unbehandelt, degenerieren die Gelenkpfanne und auch der Hüftkopf im weiteren Verlauf, da sie keinen Kontakt haben und sich nicht entsprechend formen können.

Früherkennung ist wichtig

Bei der körperlichen Untersuchung von Säuglingen mit einer einseitigen Hüftdysplasie finden sich oft keine typischen Veränderungen. Eine Asymmetrie der Falten am Oberschenkel haben auch bis zu 50% aller gesunden Kinder. Eine einseitige Beinverkürzung findet sich nur, wenn der Hüftkopf aus der Pfanne nach oben weggerutscht ist.

Schmerzen haben die jungen Säuglinge mit einer angeborenen Hüftdysplasie nicht. Manchmal findet sich eine leichte Abspreizbehinderung des Beins auf der betroffenen Seite. Der watschelnde Gang fällt erst beim Laufen lernen auf. In späteren Lebensjahren klagen Kinder mit einer unerkannten Hüftdysplasie oder Ausrenkung (Luxation) aufgrund einer vorzeitigen Arthrose über Schmerzen beim Laufen und hinken beim Gehen.

Aufschluss über angeborenen Veränderungen der Hüfte gibt in der Regel die Ultraschalluntersuchung der Gelenke im Rahmen der U3. Dabei wird der knöcherne und knorpelige Anteil des Pfannendachs im Verhältnis zum Oberschenkelknochen und Hüftkopf auf beiden Seiten vermessen.

Manchmal findet sich eine sogenannte Reifungsverzögerung des Hüftgelenks. Ist die Hüftpfanne noch nicht ausreichend verknöchert, findet der Oberschenkhalskopf nicht genügend Halt und verrutscht. Da das Hüftgelenk bis zur zwölften Lebenswoche jedoch noch ausgesprochen gut nachreifen kann, „verwächst“ sich die Dysplasie ohne aktive Behandlung von selbst.

Warten und Spreizhöschen

Bei instabiler Hüfte mit grenzwertigen Befunden würde man lieber dieses frühe Wachstumspotential nutzen und die Ausreifung der Hüfte in Form einer Spreizhose unterstützen. Sind die Beine abgespreizt, liegt der Hüftkopf auf beiden Seiten zentral der Gelenkpfanne an. Dadurch übt der Hüftkopf einen Wachstumsreiz auf die Pfanne aus, sodass sich Pfanne und Hüftkopf optimal formen können. Eine solche Spreizhose muss einige Wochen bis Monate rund um die Uhr getragen werden.

Einrenken bis zur Operation

Ist der Hüftkopf bereits aus der Pfanne geglitten, muss die Hüfte zunächst wieder eingerenkt werden. Diese Maßnahme erfolgt in einer kurzen Narkose. Im weiteren Verlauf wird dem Baby ein Gips oder eine Bandage angelegt, um den Hüftkopf stabil in der Gelenkkapsel zu fixieren. Diese Maßnahme ist erforderlich, weil der eingerenkte Hüftkopf in den folgenden Wochen noch instabil in der Pfanne sitzt und wieder herausrutschen kann.

Bei komplexen Fehlbildungen und insbesondere bei älteren Kindern mit bisher nicht erkannter Hüftdysplasie lässt sich eine Operation nicht umgehen.

Es gibt verschiedene Operationstechniken, bei denen Knochenteile am Becken oder Oberschenkel durchtrennt und in einer veränderten Position wieder befestigt werden. Im Ergebnis geht es darum, dass der Hüftkopf wieder optimal in die Pfanne sitzt und das Hüftgelenk möglichst natürlich belastet wird.

Nachuntersuchungen erfolgen im zweiten Lebensjahr, vor der Einschulung und bis zum Abschluss des Wachstums. Erfreulicherweise heilen über 90 % aller Hüftgelenke ohne Folgen aus.

Den vollständigen Beitrag lesen Sie auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 43/2018.

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