Pflanzendrinks sind gesund, denn sie enthalten wenig gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterin. Das sagen die einen. Nur Kuhmilch schmeckt wie Milch und liefert hochwertiges Eiweiß, Calcium und Vitamine. Das sagen die anderen. Beide haben Recht. Ein Pflanzendrink heißt aus gutem Grund nicht „Milch“, denn es ist eben keine Milch. Ein Vergleich ist vielleicht auch gar nicht sinnvoll. Wer einen Hafer- oder Sojadrink kauft, verzichtet nicht unbedingt auf Kuhmilch. Oft sind Neugier oder die Lust auf etwas Neues die Hauptmotive für den Kauf. Ganz ohne die Erwartung, damit die Milch 1 zu 1 zu ersetzen.
Anders sieht es aus, wenn sich jemand vegan ernährt. Für ihn spielt es eine große Rolle, welche Nährstoffe in den pflanzlichen Alternativen stecken. Und das ist sehr unterschiedlich, je nachdem, woraus der Drink hergestellt wurde. Als Rohstoffe kommen verschiedene Pflanzen in Frage, zum Beispiel Soja, Hafer, Mandeln, Reis, aber auch Erbsen, Nüsse, wie Cashews oder Macadamia, Kokos, Hanf oder Lupinen.
Pflanzendrinks enthalten kaum Eiweiß
Wenn es nur um den Energiegehalt geht, sind Pflanzendrinks eine kalorienarme Alternative zur Milch. Mit 12 bis 81 kcal pro 100 g enthalten zwei Drittel der Pflanzendrinks weniger Energie als fettarme Milch, die 48 kcal liefert.
Ein Argument für den Verzehr von Kuhmilch ist jedoch der Eiweißgehalt, der bei etwa 3,4 g pro 100 g liegt. Bei den pflanzlichen Alternativen weist lediglich der Sojadrink mit 3 g einen vergleichbaren Proteingehalt auf. Auch die Eiweißqualität ist vergleichbar, sagt Prof. Dr. Anja Markant, Ernährungswissenschaftlerin an der FH Münster. Alle anderen Pflanzendrinks schneiden viel schlechter ab. Sie enthalten nicht nur sehr wenig Eiweiß. Auch die Qualität ist gering.
Die Sache mit dem Calcium
Um den Nährwert der Drinks zu erhöhen, enthalten einige von ihnen Zusätze. Am häufigsten ist es Calcium, das gut einem Drittel der Pflanzendrinks beigemischt wird. Meistens werden sie mit 120 mg pro 100 g angereichert. Das entspricht dem natürlichen Calciumgehalt von Kuhmilch. Personen, die ganz auf Milch und Milchprodukte verzichten, können alternativ auf mit Calcium angereicherten Pflanzendrinks zurückgreifen, so Prof. Markant.
Ansonsten muss der Calciumbedarf über andere Lebensmittel gedeckt werden. Eine gute Quelle sind calciumreiche Mineralwässer oder Gemüsesorten, die reich an Calcium sind, sagt Florian Rösler, Ernährungsexperte der Landwirtschaftskammer NRW. Dazu zählen Grünkohl, Spinat oder Brokkoli.
Zugaben zum Drink
Neben Calcium gibt es weitere wertvolle Inhaltsstoffe, die in Kuhmilch, aber nicht oder kaum in Pflanzendrinks zu finden sind, wie Jod, Riboflavin und Vitamin B12. Einige davon finden sich ebenfalls als Zusätze in Pflanzendrinks.
Um die Konsistenz oder die Stabilität zu verbessern, fügen einige Hersteller Verdickungsmittel wie Carrageen oder Guarkernmehl zu. Auch Pflanzenöle, Salz, Süßungsmittel oder Aromen finden sich in den Drinks. Ob Zucker zugesetzt wird, hängt vom Rohstoff ab. Reis- und Haferdrinks schmecken von Natur aus recht süß. Anders ist das beispielsweise bei Soja- oder Mandeldrinks, weshalb die Hersteller hier häufig Zucker zusetzen. Dennoch enthalten selbst gesüßte Mandel- oder Sojadrinks oft weniger Kohlenhydrate als ungesüßte Hafer- oder Reisdrinks.
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind Zucker sowie die meisten anderen Zusätze nicht nötig. Prof. Dr. Anja Markant empfiehlt, zu naturbelassenen und ungesüßten Varianten zu greifen. Wenn überhaupt, sollten sie mit den Nährstoffen angereichert sein, mit denen die deutsche Allgemeinbevölkerung eher unzureichend versorgt ist. Darunter fallen beispielsweise Vitamin B12, Vitamin D, Folsäure und Calcium.
Mögliche Schadstoffe in den Drinks
Nun ist es eine Sache, den Drinks erwünschte Inhaltsstoffe zuzusetzen. Eine ganz andere ist es, wenn sie unerwünschte Schadstoffe enthalten. In der Diskussion sind zum Beispiel Nickel und Arsen.
Einige Getreidesorten, wie Hafer, sowie Hülsenfrüchte und Nüsse enthalten relativ viel Nickel. Eine erhöhte Nickelaufnahme wird mit allergischen Reaktionen, Leber- und Nierenschäden in Verbindung gebracht. Der Rohstoffanteil in Getreide- und Sojadrinks ist aber gering und die Verzehrmengen sind überschaubar. Deshalb hält Prof. Markant mögliche gesundheitliche Schäden durch den Verzehr der Drinks in üblichen Mengen für unwahrscheinlich.
Reisdrinks hingegen können Spuren von Arsen enthalten, das möglicherweise das Krebsrisiko erhöht. Bisher konnte keine risikofreie Aufnahmemenge für Arsen festgelegt werden, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Bei einer abwechslungsreichen Ernährung ist der gelegentliche Konsum von Reismilch aber unbedenklich.
Alternative für Allergiker
Für Menschen mit einer Laktoseintoleranz oder einer Milcheiweißallergie können Pflanzendrinks eine gute Alternative zur Kuhmilch sein. Das gilt jedoch nicht für Säuglinge. Fachgesellschaften empfehlen, allergiegefährdete Säuglinge mit hypoallergener Säuglingsmilchnahrung zu füttern, aber auf den Gebrauch von Pflanzendrinks zu verzichten.
Andererseits können auch Pflanzendrinks Allergien auslösen. Wer auf Nüsse oder Soja allergisch reagiert, sollte Kuhmilch trinken oder auf Drinks ohne Nuss bzw. Soja zurückgreifen. Menschen mit Zöliakie müssen bei Haferdrinks vorsichtig sein und solche wählen, die als „glutenfrei“ gekennzeichnet sind, rät Florian Rösler.
Der Geschmack entscheidet
Für Personen, die keine Milch vertragen, und für solche, die sich vegan ernähren oder aus Gründen des Tier- oder Klimaschutzes ihren Milchkonsum reduzieren möchten, können Pflanzendrinks eine Alternative sein. Sie sollten aber darauf achten, dass sie den Bedarf an Nährstoffen, die reichlich in Milch enthalten sind, über andere Lebensmittel decken.
Für alle anderen spricht vieles dafür, die Vorteile des hochwertigen Lebensmittels Milch zu nutzen. Aber auch gegen den gelegentlichen Konsum von Pflanzendrinks ist nichts einzuwenden. Am Ende ist es bei den meisten der Geschmack, der entscheidet.
Haferdrink
Haferdrinks enthalten etwa viermal weniger Eiweiß als Kuhmilch, aber mehr ungesättigte Fettsäuren. Den meisten wird Zucker zugesetzt, durchschnittlich 4,5 g pro 100 g. Häufig wird der Ballaststoffgehalt in Getränken auf Haferbasis hervorgehoben. Er ist jedoch mit 0,1 bis 0,7 g pro 100 g sehr gering. Haferdrinks schmecken dezent nach Hafer und leicht süß. Sie eignen sich zum Backen, Kochen oder für Getränke.
Sojadrink
Als einziger Pflanzendrink enthält er in etwa so viel Eiweiß wie Kuhmilch. Der Fettgehalt ist nur etwa halb so hoch, die Qualität der Fette jedoch günstiger. Sojadrinks enthalten von Natur aus wenig Zucker, sind aber oft gesüßt. Für Soja- und Birkenpollenallergiker sind sie nicht geeignet. Der Geschmack wird als bohnig oder nussig beschrieben. Sojadrinks eignen sich gut zum Backen und Kochen, einige lassen sich auch gut aufschäumen.
Mandeldrink
Er enthält zwar, verglichen mit anderen Pflanzendrinks, relativ viel Fett, dafür aber einen hohen Anteil an günstigen ungesättigten Fettsäuren. Der Eiweißgehalt hingegen ist gering. Auch Vitamine und Mineralstoffe sind kaum enthalten. Der Geschmack ist süß und leicht nussig. Deshalb ist er zum Backen und für Müslis gut geeignet, aber auch für Desserts.
Reisdrink
Reisdrinks haben eine wässrige Konsistenz. Sie enthalten wenig Fett und fast kein Eiweiß. Der Zuckergehalt ist mit 5 g pro 100 g relativ hoch und vergleichbar mit dem von Kuhmilch. Reisdrinks gelten als allergenarm, sie sind aber auch arm an Mineralstoffen und Vitaminen. Sie schmecken süßlich und eignen sich gut zum Backen sowie für Desserts und Getränke. Als Kaffeemilch sind sie aufgrund der wässrigen Konsistenz eher nicht geeignet.
Nur Milch ist wie Milch
Milch hat einen einzigartigen Geschmack und eine besondere Konsistenz, die Pflanzendrinks, egal welchen Ursprungs, nicht erreichen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich etwa 250 ml Milch, Joghurt, Kefir oder Buttermilch zu verzehren. Milch enthält hochwertiges Eiweiß und leicht verdauliches Fett. Bedeutsam ist der hohe Gehalt an Calcium und Phosphor sowie den Vitaminen der B-Gruppe, vor allem Vitamin B2, und den Vitaminen A und D. Auch der Gehalt an Jod und Fluorid ist relativ hoch.
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