Beim Heilfasten geht es vor allem darum, dem Körper eine Auszeit zu gönnen, ihn zu regenerieren und auch mental zur Ruhe zu kommen. „Fasten soll mit allen Sinnen geschehen“, sagt Birgit Rohlfing, ärztlich geprüfte Fachberaterin Fasten UGB aus Rahden, Kreis Minden-Lübbecke. Sie bietet Fastenkurse für gesunde Menschen an. Doch auch kranke Menschen dürfen fasten. Bei vielen chronischen Erkrankungen, wie Rheuma, Arthritis, Diabetes oder Bluthochdruck, kann Heilfasten zur Linderung der Symptome beitragen. Diese Menschen sollten aber nur unter ärztlicher Aufsicht, am besten in einer Fastenklinik, fasten. Nicht fasten dürfen in der Regel Kinder, Schwangere und Stillende, Menschen mit Untergewicht sowie psychisch kranke Menschen.
Entlastungstage vor dem Fasten
Bevor das Fasten beginnt, sollten zwei oder drei Entlastungstage den Körper auf die Fastenphase vorbereiten. In dieser Zeit ist auf Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Schwarzen Tee und Süßigkeiten zu verzichten. Stattdessen stehen viel Obst und Gemüse auf dem Speiseplan. Birgit Rohlfing empfiehlt für diese Tage zum Beispiel Ofengemüse. Dabei ist auf blähende Gemüsesorten wie Kohl zu verzichten.
Außerdem gilt es, die Fastenzeit organisatorisch vorzubereiten. „Wichtige Termine sollten Sie nach Möglichkeit verlegen und Streitgespräche entweder vorab führen oder auf später verschieben“, rät die Fastenexpertin. Nur so kann es gelingen, beim Heilfasten wirklich zur Ruhe zu kommen.
Fasten mit Tee und Brühe
An den Fastentagen empfiehlt Birgit Rohlfing, den Tag mit einem Kräutertee zu beginnen. Gut geeignet ist Rosmarintee, denn er wirkt anregend. Auf Früchtetee sollten Fastende eher verzichten, weil er viel Säure enthält. Nach Wunsch kann der Tee mit etwas Honig gesüßt werden. Die Menge an Honig ist jedoch auf einen Teelöffel pro Tag begrenzt. Mittags gibt es in der Regel eine Gemüsebrühe. Diese lässt sich einfach selbst zubereiten. Dafür gut verträgliches, saisonales Gemüse, wie Möhren, Sellerie, Tomaten, Petersilienwurzel, Kürbis oder Rote Bete 30 bis 45 Minuten kochen, die Brühe durch ein Sieb gießen und mit Kräutern und eventuell sehr wenig Salz würzen. Von dieser Brühe darf der Fastende mittags und abends so viel zu sich nehmen, wie er möchte.
Wichtig ist es, während des Fastens ausreichend zu trinken, etwa 3,5 l pro Tag sollten es sein. Dafür eignen sich stilles Mineral- oder Quellwasser und Kräutertees. Auch Fruchtsäfte sind erlaubt, sie sollten aber im Verhältnis 1 : 10 mit Wasser verdünnt werden.
Darmreinigung
Die Darmreinigung ist wichtig, um gut durch die Fastenwoche zu kommen. Ist der Darm entleert, stellt sich kein Hungergefühl ein. Außerdem lassen sich durch die Darmreinigung Beschwerden, wie Kopfschmerzen, vorbeugen.
Dazu am ersten Fastentag morgens Glaubersalz in einem Glas Wasser auflösen und trinken. Die Salzmenge berechnet sich nach der Formel: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch zwei = Menge Glaubersalz in Gramm. Die abführende Wirkung setzt nach ein bis zwei Stunden ein.
Zusätzlich empfiehlt Birgit Rohlfing am zweiten Fastentag einen Einlauf. Dieser kann auch häufiger gemacht werden, zum Beispiel wenn starke Kopfschmerzen den Fastenden plagen.
Leberwickel anwenden
Um die Aktivität des größten Entgiftungsorgans, der Leber, anzuregen, rät Birgit Rohlfing zu Leberwickeln. Dazu heißes Wasser in eine Wärmflasche füllen, ein nasses Leinentuch darum wickeln und das Ganze unter den rechten Rippenbogen legen. Ein Badehandtuch fest um die Körpermitte schlagen und etwa eine halbe Stunde entspannt liegen bleiben.
Zellen regenerieren sich
Schwierig sind beim Fasten die ersten zwei oder drei Tage. Beschwerden, wie Magen- oder Nierenschmerzen, Kopfschmerzen oder Kreislaufprobleme treten vor allem in dieser Zeit auf. Danach kommt der Körper immer mehr in den Fastenstoffwechsel. Das bedeutet, dass er zur Energiegewinnung Fette in Ketone umwandelt. In dieser Zeit setzt auch verstärkt die sogenannte Autophagie ein. Dabei bauen Zellen defekte oder überflüssige Zellbestandteile ab und verwerten sie. Es beginnt aber auch die Zeit, in der sich die Fastenden nicht nur körperlich, sondern auch mental gut fühlen.
Während der gesamten Fastenphase ist Bewegung und Sport wichtig, am besten an der frischen Luft.
Entspannt fasten
- Das erste Fasten sollte immer professionell begleitet werden.
- Bei Magenbeschwerden verschafft Heilerde Linderung.
- Bei einer pelzigen Zunge einen Zungenschaber benutzen. Abhilfe schaffen auch Schnitze von Orangen oder Zitronen, die ausgelutscht werden.
- Ein ayurvedischer Tee, zum Beispiel mit Ingwer, kurbelt den Stoffwechsel an und wärmt.
- Gegen Frieren hilft eine Bürstenmassage.
Fastenbrechem mit einem Apfel
Nach dem Fasten ist meist ein Apfel die erste feste Nahrung. Birgit Rohlfing bettet das Fastenbrechen stets in eine Apfelmeditation ein. „Wir schauen uns den Apfel zunächst an, riechen und reiben daran“, beschreibt sie. Dann wird der Apfel in dünne Scheiben geschnitten. Ganz langsam nehmen die Teilnehmer kleine Bissen davon und kauen sehr gründlich.
An den folgenden Tagen gilt es, die Kost langsam wieder aufzubauen. Birgit Rohlfing empfiehlt für die ersten Tage gesäuerte Milchprodukte, Getreideflocken, Obst, Gemüse und viel Flüssigkeit. Auf Fleisch, Zucker und Weißmehlprodukte sollte in den ersten Tagen verzichtet werden.
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