Empfängnisverhütung geht Frauen und Männer gleichermaßen an. Trotzdem kümmert sich meistens die Frau darum. Doch viele Frauen sind „müde“, täglich zum Beispiel die Pille einzunehmen. Wenn für sie feststeht, dass sie keine Kinder mehr wollen, dann kann eine Sterilisation eine gute Option sein. Diese Entscheidung sollte aber nicht leichtfertig getroffen werden. „Ich mache keine Sterilisation, bei der sich die Frau nicht ganz sicher ist“, sagt Dr. Axel Valet vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF).
Endgültige Entscheidung
Vor einer Sterilisation ist, wie bei jeder Operation, eine ausführliche Beratung verpflichtend. Im Rahmen dieser Beratung versichert sich Gynäkologe Valet, dass die Patientin sicher und aus eigenem Wunsch eine Sterilisation möchte. Er bespricht mit ihr alternative Methoden zur Empfängnisverhütung und fragt nach, ob sie das mit ihrem Partner besprochen hat. „Einige Frauen sagen dann: ,Das ist meine Entscheidung.‘ Und das stimmt ja auch“, sagt der Mediziner.
So läuft der Eingriff ab
Die Sterilisation bei der Frau, auch Tubenligatur genannt, wird unter Vollnarkose per Bauchspiegelung durchgeführt. Zunächst wird durch einen ca. 1 cm großen Schnitt am Bauchnabel Gas in den Bauchraum gefüllt und eine Optik mit Kamera eingeführt. Für den eigentlichen Eingriff wird ein zweiter Einschnitt von ca. 5 mm knapp oberhalb der Symphyse, im Schamhaarbereich, gesetzt. Darüber hat der Operierende Zugriff zu den Eileitern.
Um nun die Verbindung zwischen Eierstock und Gebärmutter zu unterbinden, hat der Operateur verschiedene Möglichkeiten. In der Regel verschweißt er die Eileiter thermisch mithilfe elektrischen Stroms auf einer Strecke von 2 bis 3 cm. Möglich, aber kaum noch angewendet, ist die Methode, die Eileiter mit einem Clip zu verschließen. Durch beide Verfahren wird der Weg der Eizelle zur Gebärmutter blockiert, auch Samenzellen erreichen ihr Ziel nicht mehr.
Der eigentliche Eingriff dauert etwa 15 Minuten. Anschließend ist die Frau für zwei bis drei Tage krankgeschrieben.
Für sehr junge Frauen nicht zu empfehlen
Frauen, die mit dem Wunsch einer Sterilisation zu ihm kommen, sind in der Regel über 30 Jahre alt. Immer häufiger kommen aber auch Patientinnen im Alter von Anfang 20 mit dieser Bitte zu ihm. Einige, weil sie keine Kinder möchten, andere, weil sie eine traumatische Geburt hinter sich haben und nicht erneut schwanger werden möchten. „Bei so jungen Frauen würde ich keine Sterilisation machen“, sagt er. Studien zeigen, dass fast die Hälfte der Frauen in diesem Alter den Schritt später bereut. Ein Mindestalter gibt es allerdings, abgesehen von der Volljährigkeit, nicht. Der Gynäkologe rät in solchen Fällen meist zu einer Hormonspirale. Diese verhütet sicher, und die Frauen haben fünf Jahre Zeit, sich über eine endgültige Lösung Gedanken zu machen.
Ist die Entscheidung aber reiflich überlegt, geht es den Frauen nach dem Eingriff in der Regel gut damit. Dass Frauen nach einer Sterilisation mit psychischen Problemen zu kämpfen haben, hat Dr. Valet in seiner knapp 40-jährigen Berufstätigkeit erst einmal erlebt.
Als absolutes Ausschlusskriterium für eine Sterilisation nennt der Arzt eine geistige Behinderung der Patientin. Gleiches gilt für Frauen mit einer akuten psychischen Erkrankung.
Mögliche Komplikationen
Die Sterilisation der Frau ist ein vergleichsweise sicherer Eingriff (siehe „So läuft der Eingriff ab“).Dennoch kann es Komplikationen geben:
- Wie bei jeder Operation gibt es ein Narkoserisiko.
- Möglich ist eine Gefäßverletzung mit Blutungen.
- Es besteht ein sehr geringes Risiko, den Darm zu verletzen, wenn dieser zum Beispiel an der Stelle des Einstichs mit der Bauchdecke verwachsen ist.
- Möglicherweise kommt es nach einer Sterilisation häufiger zu einer Eileiterschwangerschaft. Dieses Risiko liegt bei etwa 1 : 1000. Möglich ist das aber nur, wenn die Sterilisation unvollständig war.
Am Zyklus der Frau ändert sich durch die Sterilisation nichts, die Eierstöcke arbeiten ganz normal weiter. In manchen Fällen kommt es jedoch in der ersten Zeit danach zu Zyklusverschiebungen. Entgegen früherer Annahmen hat eine Sterilisation keinen Einfluss auf den Beginn der Wechseljahre.
Kasse zahlt nicht
Die Kosten für eine Sterilisation können je nach gynäkologischer Praxis abweichen und liegen etwa zwischen 600 und 1000 €. Nur in Ausnahmefällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Frau ein hormonrezeptor-positives Mammakarzinom, also Brustkrebs hat.
Sterilisation bei Mann oder Frau?
Häufig ist zu lesen, dass die Sterilisation beim Mann einfacher und mit weniger Komplikationen verbunden ist als bei der Frau. Dem stimmt Dr. Axel Valet nur bedingt zu. Zu Komplikationen kann es auch bei der als Vasektomie bezeichneten Sterilisation des Mannes kommen. Allerdings ist dabei keine Vollnarkose erforderlich.
Den Grund dafür, dass sich mehr Frauen als Männer sterilisieren lassen, sieht er darin, dass Frauen für das Thema Verhütung mehr sensibilisiert sind. „Außerdem wird die Frau schwanger, sie muss das Kind austragen.“
Weg zurück ist schwierig
Eine Wiederherstellung der Eileiter – Refertilisation genannt – ist möglich, aber aufwendig und nicht immer erfolgreich. Dazu werden die beiden Enden des Eileiters wieder zusammengefügt. Die Erfolgsquote, also die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau danach schwanger wird, liegt bei etwa 30 %, dämpft Dr. Axel Valet die Erwartungen. Hinzu kommen Kosten von etwa 5000 €, welche die Patientin selbst zahlen muss.
Lesen Sie mehr: