Erst ein Mikrogramm zu viel, dann zwei zu wenig – auch mit einer Feinwaage ist es gar nicht so einfach, 0,06 g Xanthan exakt abzuwiegen. Wer in einer Apotheke arbeitet, braucht Geduld und Feingefühl. Davon konnten sich neun Landfrauen aus dem Kreis Borken bei einem Salbenseminar in einer Borkener Apotheke überzeugen. Zusammen mit Apothekerin Anke Vöcking und ihrem Team stellten sie eine Handcreme, ein Erkältungsbalsam und einen Kopfroller zur Linderung von Kopfschmerzen her.
Feuchtigkeitsspendende Handcreme
Die Handcreme enthält neben einer fertigen Basiscreme gereinigtes Wasser, Harnstoff und Dexpanthenol. Gereinigtes Wasser wird zum Beispiel durch Destillation hergestellt, ist keimarm und enthält keine Mineralstoffe. Zusätzlich fügen die Landfrauen nach Belieben ätherische Öle, wie Grapefruit, zu. Wasser versorgt die Haut mit Flüssigkeit, Harnstoff bindet die Flüssigkeit. Dexpanthenol fördert die Zellregeneration. Dieser Stoff bereitet den Landfrauen einige Probleme, denn er hat eine Konsistenz wie dickflüssiger Honig und lässt sich deshalb nur schwer dosieren.
Klarer-Kopf-Roller
Mit dem Kopfroller können ätherische Öle auf die Schläfen aufgebracht werden. Minze beispielsweise aktiviert die Kälterezeptoren auf der Haut und wirkt so schmerzlindernd, erklärt Anke Vöcking. Außerdem dringen die ätherischen Öle durch die Nase ins Limbische System, einem Bereich des Gehirns, der Emotionen reguliert. Hilfreich ist ein Kopfroller zum Beispiel für Schwangere und Stillende, für die viele Medikamente tabu sind.
Für den Kopfroller verrühren die Landfrauen Xanthan, das zur Stabilisierung dient, mit kosmetischem Wasser. Dieses Wasser ist mit Ethanol versetzt, sodass es antibakteriell wirkt. Danach kommen die ätherischen Öle, wie Pfefferminze, Grapefruit und Lemongras, hinzu.
Erkältungsbalsam
Der Erkältungsbalsam soll auf der Haut wärmend wirken, dafür sorgt das Rosmarinöl. Der geruchsintensive Campher sowie weitere ätherische Öle, wie Eukalyptus und Latschenkiefer, wirken bei Inhalation schleimlösend in den Bronchien.
Zunächst wird dafür Campher mit Octyldodecanol, das als Stabilisator fungiert, verrührt, bis sich die kristalline Struktur des Camphers aufgelöst hat. Danach kommen das Eukalyptusöl und die Vaseline dazu. Es ist wichtig, die Vaseline nach und nach zuzugeben, damit sich die ätherischen Öle gleichmäßig im Balsam verteilen. Zum Schluss werden Rosmarin- und Latschenkieferöl zugegeben.
Pharmazie ist Handwerk
Nicht für alle Leiden hat der Handel ein passendes Medikament parat. Beispielsweise gibt es für Kinder einige Medikamente nicht in der erforderlichen Dosierung, nennt Apothekerin Anke Vöcking ein Beispiel. Auch in der Onkologie werden speziell angefertigte Präparate benötigt. In solchen Fällen stellen Apotheken die erforderlichen Rezepturen selbst her. In der Regel wird jedes Produkt erst dann produziert, wenn es angefragt wird und eine ärztliche Verordnung dafür vorliegt.
Bei den hier vorgestellten Produkten handelt es sich um Rezepturen, die in der Borkener Apotheke entwickelt wurden. In größeren Mengen herstellen und verkaufen darf die Apotheke solche Produkte nicht, sondern nur einzeln auf Anfrage für den persönlichen Bedarf, sagt Anke Vöcking.
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