Geh mal nach draußen, damit du ein bisschen braun wirst!“ So wurde ich als Kind an die frische Luft geschickt. Sonnenmilch gab es nur im Urlaub, folglich reichte eine Flasche drei Jahre lang. Nach den Sommerferien prahlten wir damit, wer den schlimmsten Sonnenbrand hatte. Dieser sorglose Umgang mit der Sonne in den 70er und 80er Jahren rächt sich heute, denn die Haut vergisst nichts.
Wie Kleidung vor Hautkrebs schützt
Heute gibt es ein höheres Bewusstsein für sonnenbedingte Schäden. Alle zwei Jahre können Menschen über 35 beim Hautarzt ein Screening auf Hautkrebs durchführen lassen, um frühzeitig Schäden zu entdecken. In der Bevölkerung ist dadurch jedoch kein wesentlicher Verhaltenswandel erkennbar. Sonnencreme wird immer noch zu dünn und zu selten aufgetragen. Noch wichtiger als Sonnencreme sind andere Schutzmaßnahmen.
Hätten Sie das gewusst?
Jährlich werden in Deutschland 200 000 neue Fälle von Hautkrebs diagnostiziert. Seit 2015 ist Hautkrebs als eine von rund 80 Berufskrankheiten anerkannt und liegt mit Rang drei auf einem Spitzenplatz bei Berufsgruppen vom Bau und aus den grünen Berufen. Die beruflich bedingte Belastung durch die Sonne ist dreimal höher als bisher geschätzt.
Die (landwirtschaftliche ?) Berufsgenossenschaft fordert eine Gefährdungsbeurteilung für die Sonnenbelastung. Zu den technischen Schutzmaßnahmen zählt jede Art von Beschattung, etwa durch mobile Zelte beim Spargelstechen. Organisatorische Maßnahmen wie das Verschieben von Arbeitszeiten in die frühen Morgenstunden, um die intensivste Einstrahlung von 11 bis 15 Uhr zu meiden oder die Mittagspause im Schatten von Bäumen sind wichtig.
{{::tip::standard::Tragen Sie ausreichend viel Sonnenschutzcreme auf: eine Fingerlänge ins Gesicht; auf Arme und Beine jeweils zwei Fingerlängen. Frühzeitiges Auftragen, am besten morgens im Bad ist wichtig, damit der Schutz sich entfalten kann, ebenso wie häufiges Nachcremen.::}}
Die persönlichen Schutzmaßnahmen bestehen weniger aus Sonnenmilch als aus Kleidung. Lange Ärmel und Hosen, am besten aus mehrfach gewaschener Baumwolle sind optimal. Dazu gehört ein breitkrempiger Hut oder eine Kappe mit Nackenschutz. Auch Schutzhelme lassen sich mit einem Nackenschutz versehen. Vor die Augen gehört eine Sonnenbrille mit UV-Filter und Seitenschutz. So geschützt sehen Gärtner oder Saisonarbeiter auf dem Feld nicht lächerlich, sondern professionell aus.
Wie Sie die Vorstufe des weißen Hautkrebs erkennen
All diese Maßnahmen sind so wichtig, um Hautschäden zu vermeiden, die nach Jahren zu Hautkrebs führen können. Der aggressive schwarze Hautkrebs tritt dabei gar nicht so häufig auf. Weitaus öfter kommt der weiße Hautkrebs vor. Die ersten Symptome äußern sich durch eine Vorstufe, die aktinische Keratose. Am häufigsten sind Kopf, Nacken, Unterarme und Handrücken betroffen. Das sind genau die Stellen, die im Laufe des Lebens am meisten dem Sonnenlicht ausgesetzt waren.
Die aktinische Keratose sieht ähnlich aus wie Altersflecken. Zu Beginn lässt sie sich eher spüren als sehen, weil sie flächig als raue, schuppige Stellen in Erscheinung tritt. Da sich diese Vorstufe gut behandeln lässt, lohnt sich das regelmäßige Hautkrebsscreening, um ihr rechtzeitig auf die Spur zu kommen. Unbehandelt entwickelt sich sonst in 10 % der Fälle ein Plattenepithelkarzinom daraus.
So lässt sich die aktinische Kreatose behandeln
Während die geschilderten Karzinome operativ entfernt werden, lässt sich die aktinische Keratose mit einer äußerlichen Behandlung zurückdrängen.
- Der Hautarzt wendet flüssigen Stickstoff zum Vereisen, Laserverfahren oder eine mechanische Behandlung an. Im Bereich von Kopf und Gesicht können diese Verfahren wegen Schmerzen und Narbenbildung nachteilig sein. Daher gibt es als weitere Therapiemöglichkeiten eine Reihe von Cremes auf Rezept. Der Hautarzt gibt genau an, welche Hautpartien wie häufig und wie viele Wochen lang damit behandelt werden sollen.
- Mit 5-Fluorouracil kommt eine Substanz aus der Krebstherapie äußerlich zum Einsatz. Auf verdickten Hautpartien kann sie durch die Kombination mit Salicylsäure verstärkt werden. Die Behandlung kann Brennen und Schmerzen verursachen, die aber auf das behandelte Areal beschränkt sind und nach Therapieende rasch zurückgehen.
- Diclofenac in einer speziellen Zubereitung wirkt nicht nur entzündungshemmend und schmerzlindernd, sondern hat auch eine Anti-Tumor-Wirkung. Es hemmt die Neubildung von Blutgefäßen im Tumorgewebe. Zur Behandlung der aktinischen Keratose ist es in einer Konzentration von 3 % in Hyaluronsäure eingearbeitet. Diese weicht verhornte Zellen auf, sodass der Wirkstoff Diclofenac zielgerichtet an die Tumorzelle transportiert wird. Auch größere Hautpartien lassen sich so behandeln.
- Die Therapie mit Imiquimod ruft eine Entzündung hervor, die eine örtliche Immunreaktion in Gang setzt. Diese zerstört die Tumorzellen.
- Bei der photodynamischen Therapie werden Arzneimittel und Lichttherapie kombiniert. Als lichtsensibilisierende Substanz wird 5-Aminolävulinsäure auf die erkrankte Haut aufgetragen. Sie reichert sich im Tumorgewebe an und bindet selektiv an Tumorzellen. Bei der nachfolgenden Bestrahlung mit Licht bestimmter Wellenlängen wird Sauerstoff freigesetzt, der giftig auf die Tumorzellen wirkt und sie zerstört. Der Patient bekommt einen genauen Behandlungsplan für Einwirkzeiten und Belichtungszeiten vom Arzt. Diese Behandlung wird häufig als unangenehm empfunden, weil sich das Hautbild zu Beginn verschlechtert.
Die häufigsten Formen des Weißen Hautkrebs
- Das Basalzellkarzinom ist die häufigste Form des weißen Hautkrebses. Meist tritt es mit etwa 60 Jahren auf. Es entstammt den Basalzellen der Haut und zeigt sich häufig als leicht erhabener Knoten. Im fortgeschrittenen Stadium kann es in tiefere Hautschichten einwachsen.
- Die zweithäufigste Form ist das Plattenepithelkarzinom. Es wirkt wie eine knotige, schuppige Warze und entsteht hauptsächlich auf schwer sonnengeschädigter Haut, etwa auf Stirn, Schläfen oder Handrücken. In fortgeschrittenen Stadien kann es sich in Lymphknoten, Knochen und Organe ausbreiten und dort Tochtergeschwülste bilden. Meist erkranken Männer um die 70 Jahre.
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