Wer Blumenkästen neu bepflanzen oder ein Beet aufpeppen möchte, findet in der Gärtnerei oder im Baumarkt reiche Auswahl. Mit Paletten voller Pflanztöpfe und säckeweise Blumenerde geht es nach Hause. Doch nach dem Buddeln meldet sich das schlechte Gewissen. So viel Müll – wohin damit? Lapidar gesagt: in die Gelbe Tonne. Dorthin gehören Pflanztöpfe und andere Verpackungen aus dem Gartenmarkt, etwa Transportpaletten aus Kunststoff oder Styropor. Sachlich mag das richtig sein, ändert aber wenig am mulmigen Gefühl. Also anders gefragt: Was fällt Gärtnern, Erzeugergenossenschaften und ihren Großabnehmern zum Plastiksparen ein? Und was können Verbraucher tun, um den Müllberg aus dem Gartenmarkt zu verringern?
Pflanztöpfe zurück in die Gärtnerei
Mehrweg ist von außen betrachtet eine naheliegende Lösung, scheint aber schwierig zu sein. Einzelne Gärtnereien nutzen die Pflanzbehälter mehrfach. Das sind aber handgemachte Insellösungen – geboren aus Überzeugung. Etwa in der Gärtnerei Knöbel in Netphen-Deuz, Kreis Siegen-Wittgenstein. Der Betrieb produziert Zierpflanzen und vermarktet sie direkt. „Bei uns schaffen die meisten Pflanztöpfe zwei bis drei Durchgänge“, antwortet Gärtnermeister Sebastian Daub.
Die Stammkunden – private Haushalte und kommunale Großabnehmer – geben beim nächsten Einkauf ihre gesammelten Töpfe wieder im Betrieb zurück. Für das Mehrwegsystem musste die Gärtnerfamilie investieren: „Wir schafften eine andere Topfmaschine an, die mit gebrauchten Pflanztöpfen störungsfrei läuft“, berichtet Sebstian Daub. Auch stellte er auf andere Töpfe um. Seine Erfahrung aus etwa 15 Jahren Mehrweg: „Besonders die älteren Stammkunden bringen die Töpfe in gutem Zustand zurück.“ Je jünger die Kunden, desto weniger Interesse zeigen sie an Müllvermeidung.
Die gebrauchten Töpfe enthalten Erde und auch mal ein zerdrücktes Blatt. Für empfindliche Pflanzen kann davon ein Infektionsrisiko ausgehen.“ In der Gärtnerei unter Sebastian Daubs Leitung ist das kein Thema. Er erklärt: „Wir stärken unsere Pflanzen und härten sie ab. Sie gedeihen auch in gebrauchten Töpfen.“
Mehrweg = mehr Arbeit
Andere Betriebe machen die Töpfe keimfrei, ehe sie neu bepflanzt werden. Gärtnermeister Andre Stade praktiziert das in seiner Staudengärtnerei in Borken-Marbeck. Er sammelt gebrauchte Pflanztöpfe und lässt sie von einem Lohnunternehmer mit heißem Wasserdampf erhitzen. „An unsere Großkunden wie Landschaftsgärtner geben wir die Pflanzen in Mehrwegpfandkisten aus Holz aus. Mit den Kisten erhalten wir etliche Töpfe zurück“, berichtet er. Die gereinigten Töpfe passen nicht in die Topfmaschine. „Das gibt zu oft Störungen.“ Aber sie eignen sich für die vielen in Handarbeit vermehrten Stauden.
Töpfe aus Hanf, Gras, Kompost
Was sich auf dem Markt der plastikfreien Pflanztöpfe tut, verfolgen umweltbewusste Betriebsleiter wie Andre Stade genau. „Papiertöpfe haben sich aufgrund technischer Mängel nicht durchgesetzt“, sagt er. Inzwischen wurden etliche Varianten verrottbarer Behälter entwickelt. Sie bestehen beispielsweise aus Hanf, Gras, Schwachholz oder Grünabfall. In den Gartenmärkten sah man sie bis 2020 eher selten. Zum einen, weil ihre Konstruktion noch besser werden musste. In Versuchen zerfielen manche zu früh, schimmelten oder die Pflanzen mickerten darin. Zum anderen, weil die neuen Töpfe die Pflanzen verteuern.
Im vergangenen Jahr wurden kompostierbare Töpfe dann auf dem Endverbrauchermarkt sichtbarer. Vor allem dank Potburri. Das ist ein Pflanztopf auf der Basis gemahlener Schalen von Sonnenblumenkernen. Durch Zusätze wie Steinpulver werden daraus Pflanztöpfe. Die Werbegesichter von Potburri sind Antonia und Alexander Cox, zwei junge Leute von einer Gärtnerei am Niederrhein. Ihr Produkt hatten die Geschwister zusammen mit dem Unternehmen Golden Compound aus Ladbergen entwickelt. Es machte durch Auszeichnungen und Fernsehauftritte der Jungunternehmer Cox auf sich aufmerksam. Im Frühjahr 2021 bot Aldi Süd erstmals Pflanzen in den verrottbaren Töpfen an. Auch in anderen Garten- und Baumärkten hielten sie Einzug.
Auch die Erzeugergenossenschaft Landgard, ein Zusammenschluss von rund 3000 Gartenbaubetrieben mit Sitz in Straelen, brachte 2021 Pflanzen in einem biologisch abbaubaren Behälter auf den Markt. Motto: Pflanz den Topf! Trotz solcher wohlklingenden Sprüche machen verrottbare Töpfe einen geringen Marktanteil aus. Dagegen steigt der Anteil an Töpfen aus Recycling-Kunststoff. Dazu tragen gesetzliche Vorgaben der Europäischen Union bei. Sie schreiben vor, dass bis 2025 von den jährlich in einem Land anfallenden Kunststoffverpackungen 50 % wiederverwertet werden müssen; 2030 steigt die Quote auf 55 %.
Plastik im Kreislauf
Über das 2021 in Kraft getretene deutsche Verpackungsgesetz macht die Politik beim Recycling von Verpackungsmüll Druck. Das treibt Innovationen voran. 2018 kam der erste Pflanztopf aus 100 % Verpackungsmüll auf den Markt. Fachleute nennen das Material Post Consumer Recyclat (PCR). Oft werden die Recyclat-Töpfe mit Aufdrucken gekennzeichnet. Das muss aber nicht so sein. Die Mitgliedsbetriebe des Bundes deutscher Staudengärtner verwenden zum Beispiel schlichte Recyclat-Töpfe in grau-beige. Die Töpfe aus Verpackungsmüll lassen sich ihrerseits wiederverwerten.
Beim Einkauf mitdenken
Pflanzbehälter aus Recyclat und kompostierbare Töpfe verteuern die Pflanzen. Jeder sollte beim Einkauf überlegen, ob er sich solche Pflanzen dennoch leistet, damit weniger Einwegverpackungen auf den Markt kommen. Ist von außen nicht zu erkennen, in welchen Töpfen die Pflanzen stecken, können Kunden im Gartenmarkt nachfragen. In der Gärtnerei vor Ort erfahren sie auf Nachfrage auch, ob Pflanztöpfe zurückgenommen werden.
Viele Gartenliebhaber sammeln die Einwegtöpfe und nutzen sie für eigene Zwecke. Das ist sinnvoll. Müssen sie doch in die Tonne: Nichts stapeln und zerdrücken. Einzelne, intakte Töpfe können besser verwertet werden. Noch geben Pflanzenhändler den Endkunden die Einwegpaletten zum Transport mit. Die Trays erhalten dadurch ein zweites Mal Verwendung, ehe sie in die Gelbe Tonne wandern. Verschwinden diese Paletten, sollten Kunden bereit sein, zum Pflanzentransport eigene Kisten mitzubringen.
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