Blaue Blütenkerzen leuchten aus dem Beet am zentralen Kreisverkehr in Altenberge, Kreis Steinfurt. „Das sind die Duftnesseln. Sie sehen auch aus der Ferne gut aus und locken viele Insekten an“, freut sich Rainer Lösing. Der Gärtnermeister hat ein Faible für ausdauernde Blühpflanzen.
Und das zeigt sich inzwischen im Ortsbild: Ob vor Bürogebäuden im Gewerbegebiet, in privaten Vorgärten oder in öffentlichen Anlagen: Überall strahlen die von Lösing geplanten Staudenbeete um die Wette. Da kann es kübelweise regnen oder wochenlang die Sonne brennen. Das Zauberwort für solche robusten Rabatten heißt „Staudenmischpflanzung“. Das sind von Gärtnern entwickelte Kombinationen aus Blumenzwiebeln, ausdauernden Blühpflanzen und Gräsern. So eine vorkonfektionierte Mischung erspart die detaillierte Beetplanung. Außerdem enthält sie eine Bandbreite von Stauden: Wenn eine Pflanzenart am gewünschten Standort nicht so gut funktioniert, passt vielleicht die nächste aus dem Mischpaket. Das erklärte Rainer Lösing vergangene Woche vor Landfrauen aus Altenberge. Mit ihnen zusammen hatte er im Frühjahr zwei Staudenbeete am zentralen Kreisverkehr der Gemeinde bepflanzt. Vergangene Woche war Besichtigungstermin.
Stauden verdrängen Unkraut
Die im März gepflanzten Stauden haben die Erde in den beiden 20 und 30 m2 großen Beeten fast schon bedeckt. „Staudenmischungen enthalten immer auch wüchsige Arten, die sich schnell ausbreiten“, erklärt Rainer Lösing. Das gilt beispielsweise für die lavendelblau blühende Herzblatt-Aster. Sie bildet mit ihrem Laub schon beim Austreiben dichte Teppiche, die wenig Wildkraut hochkommen lassen. Die Staude verträgt sich gut mit Zierdisteln und Ziergräsern.
Seit einigen Jahren experimentiert der Altenberger Gärtnermeister mit solchen Kombinationen und arbeitet dabei mit einer Staudengärtnerei zusammen. So entstand auch die Staudenmischung „Altenberger Blühzauber“. Die Pflanzenprofis achten bei der Zusammenstellung der Blumen- und Gräserarten auf folgende Punkte:
- Die ausgewählten Pflanzen passen zu den Bedingungen am künftigen Standort, etwa Bodenart und Lichtverhältnisse.
- Die Pflanzen sind untereinander verträglich. Es sind keine Arten dabei, die alle anderen verdrängen.
- Von Frühjahr bis Spätherbst blühen mehrere Pflanzenarten.
- Die Pflanzen sind standfest und kommen alle mit dem jährlichen Rückschnitt zum Ende des Winters klar. Weitere Pflege benötigen sie nicht.
Staudenmischpflanzungen auswählen
Die Idee der Staudenmischpflanzung zündet in Altenberge gerade so richtig. Es gibt sie aber schon länger. Sie wurde ursprünglich entwickelt, um öffentliche Anlagen attraktiv und nachhaltig zu gestalten. „Eine Mischung setzt sich aus etwa 15 bis 20 aufeinander abgestimmten Staudenarten und -sorten zusammen. Sie funktioniert zuverlässig und kommt durchschnittlich mit einem jährlichen Pflegeaufwand von fünf bis sieben Minuten pro m2 aus“, hat der Bund deutscher Staudengärtner ausgerechnet. Er beschreibt mehr als 30 Mischungen für unterschiedliche Licht- und Bodenverhältnisse. Sie tragen Namen wie „Schattenglanz“, „Pink Paradise“ oder „Silbersommer“.
Daneben führen viele Staudengärtnereien eigene Pflanzen-Kompositionen, die beispielsweise als Staudenpakete mit bestimmten Blühfarben vermarktet werden. In allen Mischungen stecken Problemlöser-Pflanzen für extreme Bedingungen, wie beispielsweise Trockenheit oder viel Streusalz von der Straße. Eine typische Problemlöser-Staude in Lösings Staudenmischungen ist die Spornblume. Die rot oder weiß blühende Pflanze füllt Lücken in den Mischungen, die andere Arten bei Stress hinterlassen.
Die vom Bund deutscher Staudengärtner geprüften Staudenmischpflanzungen werden seit 2004 getestet. Auf der Internetseite können Interessierte nach Mischungen und Pflanzenarten suchen, die zum Standort passen. Ausführliche Arten- und Sortenlisten sind dort verfügbar. Viele Stauden sind in den Gärtnereien vor Ort erhältlich. Wer dort nicht fündig wird, kann bei den Adressen von Staudengärtnereien schauen, die Mischpflanzungen führen und versenden.
Problembeete gestalten
Professionelle Mischpflanzungs-Pakete enthalten hochwachsende, dominante Stauden – die Gerüstbildner. Hinzu kommen Begleitstauden, bodendeckenden Stauden und Füllpflanzen. Diese Pflanzkombinationen wirken locker und natürlich. Bei einem Rundgang durch Altenberge zeigt Rainer Lösing, dass Mischpflanzungen nicht nur im klassischen, rechteckigen oder runden Beet funktionieren. Auch schmale Pflanzstreifen neben Parkplätzen lassen sich damit ansprechend gestalten. Mitten auf einer Rasenfläche des Friedhofes legte der Gärtnermeister im vergangenen Spätherbst eine großformatige Staudeninsel an – eine Augenweide für alle Besucher.
So klappt der Start im Staudenbeet
Staudenmischpflanzungen brauchen auf Dauer wenig Pflege. Hier einige Tipps, was den Pflanzen beim Anwachsen hilft:
- Vor dem Pflanzen bringt Gärtnermeister Lösing eine 5 cm dicke Schicht aus Feinkompost auf die unkrautfreie Erde auf. Kompost versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen und speichert Wasser.
- In den ersten zwei Jahren sollte das Staudenbeet regelmäßig von Unkraut befreit werden. Dabei bitte nicht hacken, sondern nur Unerwünschtes auszupfen. Hacken hindert die Stauden daran, das Beet dicht zu bewachsen.
- Die verblühten Stauden bleiben möglichst bis zum Ende des Winter stehen. Dann wird alles abgeschnitten und das Schnittgut abgetragen.
- Nach dem Schnitt streut der Gärtner bis zu 3 cm Feinkompost auf die Beete. Er dient als Mulch und Dünger. Alternativ düngt man sparsam mit organischem Dünger.
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