An einem trüben Wintertag die Internationale Pflanzenmesse (IPM) zu besuchen, hellt die Stimmung auf: Sobald man die Hallen betritt, taucht man ein in ein Meer aus grünen Pflanzen, die die 1400 Aussteller aus allen Teilen der Welt herangeschafft haben. Blüten leuchten aus allen Ecken, es duftet angenehm süßlich. Dabei ist die Stimmung der Gartenbauer aktuell alles andere als rosig: Seit dem erfolgreichen Corona-Jahr 2021 ist der Jahresumsatz um satte 1,5 Mrd.€ auf 8,6 Mrd.€ gefallen – und das trotz höherer Preise für Blumen und Co.
Mit welchen Konzepten die Branche gegensteuern will, was neu ist und welche Trends die Gartencenter 2024 beherrschen werden, haben wir vor Ort recherchiert.
Social-Media-tauglich?
Warum sind Ampelpflanzen derzeit so angesagt? Für Kreativdirektor und Grün-Stylist Romeo Sommers keine Frage: „Sie eignen sich gut als hübscher Hintergrund für Selfies und Instagram-Stories.“
Gartenmärkten, die junges Publikum anlocken und im Gespräch bleiben wollen, empfiehlt er, immer auch Fotospots anzubieten. „Ein bunter Blumenbogen oder eine mit Pflanzen gefüllte Badewanne animieren, das Handy zu zücken und den Standort zu verlinken.“
Für ein besseres Klima
„Natural Grow“ steht für alles Nachhaltige rund um die Produktion von Gartenpflanzen. Torffreie Substrate und Töpfe aus recycelten Kunststoffen, die auch selbst recycle-fähig sind, werden immer mehr zum Standard. Pulp-tec geht noch einen Schritt weiter: Hier sind die Töpfe aus Faserguss bzw. Altpapier und daher vollständig biologisch abbaubar. Sie werden einfach mit der Pflanze in die Erde gesetzt und verrotten. Für ein gutes Raumklima sorgen luftreinigende Pflanzen. Decowrap präsentierte vorgefaltete Papierbögen, die beim Verpacken von Blumensträußen und -töpfen völlig ohne Kleber auskommen.
Prämierte Pflanzen
{{::gallery::standard::
m::}}
Süß, nicht „high“
Auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem? Wie wär’s mit dem Zuckerstrauch ‘Rubus chingii var. suavissimus’? Seine Blätter sehen aus wie Cannabis, haben aber mit Hanf nichts zu tun. Dafür schmecken sie sehr süß und eignen sich als Tee oder zum Süßen. Obwohl der Strauch botanisch zu den Himbeeren zählt, bildet er keine Früchte. Er bevorzugt einen sonnigen, windgeschützten Platz, ist winterhart und schnittverträglich.
Wildes in den Garten
Weil heimische Wildpflanzen für viele Insektenarten überlebenswichtig sind, sollen sie künftig nicht nur in speziellen Gärtnereien, sondern auch in Gartencentern und Baumärkten um die Ecke erhältlich sein. Das ist das Ziel des vom NABU initiierten Projektes „Insektenfreude“. In Kooperation mit regionalen Gärtnereien werden Wildpflanzen aus gebietsbezogenem zertifizierten Saatgut vorgezogen und kommen dann als kleine Pflanzen in den Handel. Es geht um 37 Arten, darunter Natternkopf, Lichtnelke und Wilde Karde.
Gemüse bleibt „in“
Selbstversorgung aus dem eigenen Garten bleibt ein Megatrend – und nimmt gerade in Zeiten von Inflation und steigenden Lebensmittelpreisen weiter an Fahrt auf. Dabei fragen Kunden nicht nur Saatgut nach, sondern vermehrt auch Steckzwiebeln und Wurzelware, heißt es beispielsweise bei Kiepenkerl und Sperli. Schließlich verringert dies das Kulturrisiko und ermöglicht eine frühe Ernte. Wer es exotisch mag, baut sogar Ingwer, Kurkuma, Topinambur oder Artischocke im Kübel oder im Gewächshaus an.
Lesen Sie mehr: