Ich habe einfach keinen grünen Daumen!“ Wenn Ruth Müller eine solche Aussage hört, kann sie nur den Kopf schütteln. Denn aus Erfahrung weiß die Gartenarchitektin, dass es selten nur an der falschen Pflege liegt, wenn eine Pflanze nicht so wächst wie gewünscht. Vielmehr machen gerade Garten-Anfänger bereits bei der Pflanzenauswahl Fehler.
Wie es richtig geht und was beim Kauf neuer Stauden und Gehölze zu beachten ist, hat Ruth Müller in einem Vortrag der „Gartenschule“ bei der Gesellschaft der Staudenfreunde (www.gds-staudenfreunde.de) in Dortmund verraten.
Standort-Analyse vorab
Als ersten Schritt empfiehlt die gelernte Baumschulgärtnerin, sich vorab zu Hause folgende Punkte genau zu überlegen: An welcher Stelle in meinem Garten will ich einen Strauch oder Baum pflanzen, ein neues Beet anlegen oder eine Lücke füllen? Wie viel Platz habe ich dort zur Verfügung? Ist der Standort sonnig oder eher im Schatten? Welche Funktion soll die gewünschte Pflanze erfüllen? Und welche Farben und Formen gefallen mir?
Als Inspiration kann sich der Besuch in einem botanischen Garten oder einer Gärtnerei mit Schaubeeten lohnen. Sinnvoll ist auch, vorab zu Hause die Kataloge von Staudengärtnereien oder Baumschulen zu durchforsten.
In diesem Zusammenhang rät Ruth Müller dringend dazu, sich mit den botanischen Namen der Pflanzen zu beschäftigen. Denn die deutschen Bezeichnungen sind oft nicht eindeutig, was zu Verwechslungen führt. „Nur wenn Sie Gattung, Art und Sorte benennen können, weiß der Gärtner genau, was Sie wollen“, erklärt Ruth Müller. Zudem wird der botanische Name benötigt, um sich später im Detail über die konkrete Pflanze informieren zu können. „Wenn auf dem Etikett nur so etwas steht wie „Kletterrose rot“, wie es beim Discounter häufig der Fall ist, kaufen Sie die Katze im Sack!“, warnt sie.
Infos auf dem Etikett
Apropos Etikett: Dieses liefert neben dem Pflanzennamen viele weitere Infos, um einschätzen zu können, ob die Pflanze wirklich in den Garten passt. „Gerade die Angabe zu den Lichtverhältnissen nehmen Anfänger leider zu wenig ernst“, beklagt Ruth Müller. „Ich kann eine Pfingstrose zwar in den Schatten pflanzen, aber sie wird dort nicht blühen. Ich kann eine Funkie zwar in die Sonne setzen, aber sie wird dort einen Sonnenbrand bekommen und immer kümmerlich aussehen“, nennt sie Beispiele.
Endgröße beachten
Eine Info, die auf dem Etikett fast immer fehlt, bei Gehölzen jedoch entscheidend ist, ist die Endgröße. Auch in Katalogen ist meist nur die Höhe nach zehn Jahren angegeben. Aber viele Bäume und Sträucher werden natürlich älter und wachsen weiter. Da die Endgröße genetisch festgelegt ist, können Gehölze (bis auf Ausnahmen) auch nicht durch Schnitt sinnvoll kleingehalten werden. „Wer es zum Beispiel bei der Magnolie versucht, wird kaum Blüten sehen“, weiß die Pflanzenliebhaberin.
Im Fachbetrieb kaufen
Generell empfiehlt Ruth Müller, Pflanzen nur bei Fachbetrieben zu kaufen. Die erkennt man zum Beispiel daran, dass sie Mitglied beim „Bund der Staudengärtner“ bzw. beim „Bund deutscher Baumschulen“ sind. Einige Betriebe bieten auch eine Online-Bestellung an.
Was man wissen muss: Professionelle Gärtnereien verkaufen die meisten Stauden als eher kleine Pflanzen in 9-cm-Töpfen. Dadurch wachsen sie nicht nur leichter an, sondern sind meist auch günstiger als die größeren, länger kultivierten „Show-Pflanzen“ aus dem Gartencenter.
Topf-Dreh-Test
Vor dem Kauf einer Staude rät Gartenexpertin Ruth Müller dazu, den „Topf-Dreh-Test“ zu machen. Dieser verrät, ob das Wurzelwerk passend entwickelt ist, und geht so: Den Topf nehmen, eine Hand auf die Erdoberfläche legen, den Topf umdrehen und hochziehen.
Wenn sofort die Erde rieselt, hat die Pflanze noch nicht genug Wurzeln gebildet, um ausgepflanzt zu werden. Bei Staudengärtnereien steht dann der Hinweis „frisch getopft“ dran, denn die Ware ist eigentlich noch nicht verkaufsfertig. Als Kunde kann man die Pflanze zwar mitnehmen, sollte sie jedoch noch im Topf lassen, bis dieser richtig durchwurzelt ist.
Wenn sich der Topf nicht abziehen lässt, weil schon Wurzeln am Topfboden herauskommen und sich in alle Richtungen ausbreiten, handelt es sich um überständige Ware. Diese wächst schlechter an. Wer hier zugreift, muss die unteren Wurzeln abschneiden. Wenn die Wurzeln im Topf sogar schon im Kreis wachsen, diese etwas entwirren und anritzen, um neues Wachstum anzuregen.
Optimal ist die Zwischenqualität: Der Topf lässt sich abziehen und überall sind feine Wurzeln zu sehen, die die Erde gut festhalten.
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