Etwa 30 Menschen sind heute gekommen. Sie bedienen sich am Glühwein und lauschen dem Bläserquintett. Manch einer andächtig, andere in fröhlicher Runde. Sie stehen zusammen, lachen und reden miteinander. Damit tun sie genau das, was sich Anju Laddach, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Ohle, vor 20 Jahren erhofft hat, als sie mit ihrer Familie ins Sauerland zog und die Tradition des Adventsfensters etablierte.
Erst ein Lied, dann ein Text
Seitdem haben sich jedes Jahr 24 Menschen gefunden, die an einem der Tage vor Weihnachten ein Fenster schmücken. Wie, das plant jeder Gastgeber selbst. Nur der Ablauf ist immer gleich: Erst ein Lied, dann ein Text und zum Abschluss wieder ein Lied. „Was gesungen oder vorgelesen wird, das entscheidet jeder Gastgeber selbst“, sagt Anju Laddach.
Und auch sonst hält sich die Gemeindepastorin an den Abenden im Hintergrund. Außer am ersten Tag, da startet Laddach mit ihrem eigenen Fenster, Musik und Text. Das 24. Fenster findet traditionell in der Kirche statt – allerdings nicht wie an den anderen 23 Tagen um 18.30 Uhr, sondern bereits um 15.30 Uhr. „Sonst würden wir vielen den Heiligen Abend zerreißen“, erklärt Laddach.
Sind die Weihnachtsfeiertage vorüber, heißt es auch schon: Nach dem Fest ist vor dem Fest. Im Januar lädt Anju Laddach alle Gastgeber ins Gemeindehaus ein, um sich über die Erfahrungen auszutauschen. Ihr Ziel, dabei bereits die Gastgeber für die nächste Ausgabe der Adventsfenster festzumachen, gelingt nur selten. „Corona hat uns außerdem gezwungen, kurzfristiger zu agieren – nun planen wir meist erst im November konkreter“, sagt sie. Genug Gastgeber hat sie dennoch immer gefunden.
Chance für Neubürger
Die evangelische Pfarrerin macht keine Unterschiede: Wir haben auch Gastgeber, die nicht Mitglied in unserer Gemeinde sind – und das ist auch voll in Ordnung, schließlich geht es einfach um das Zusammensein.“ Auch neue Bürger beteiligen sich gern am Fenster-Adventskalender: So schafft er nicht nur besinnliche Momente, sondern auch die Möglichkeit, ungezwungen seine „neuen“ Nachbarn kennen lernen.
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