Stephan Kisters sitzt vor seinem Computer und betrachtet das Tagesergebnis. Seit fünf Jahren setzt der 56-Jährige auf die digitale Zeit- und Leistungserfassung seiner Erntehelfer auf den Feldern. Das erleichtert ihm die Dokumentation gegenüber den offiziellen Stellen, macht die Abrechnung für die Mitarbeiter transparenter und reduziert nebenbei die Zettelwirtschaft in seinem Büro. Er könnte mit dem Programm auch die Laufwege seiner Mitarbeiter auswerten. Doch darauf verzichtet er.
Chips auf dem Spargelfeld
Jede Spargelspinne ist mit GPS und einem Leseterminal ausgestattet. „Meine Mitarbeiter haben alle einen kleinen Chip“, erzählt Stephan Kisters „den halten sie vor das Leseterminal und stempeln ein.“ Erst dann beginnt die Arbeitszeit. Die Feldern befinden sich in einem Umkreis von rund 2 km um den Hof im Dorfkern von Walbeck im Kreis Kleve. Daher fahren alle Erntehelfer selbstständig mit den hofeigenen Fahrrädern zur Arbeit. Acht Saisonkräfte unterstützen den festangestellten Mitarbeiter während der Ernte. Denn es gilt in der Summe 14 ha Spargel sowie 3,6 ha Heidelbeeren zu ernten, zu sortieren und zu vermarkten.
„Unsere rumänischen Arbeitskräfte werden über Mindestlohnniveau bezahlt“, berichtet Stephan Kisters. Alles, was über die Sollleistung von 17 kg je Stunde hinausgeht vergütet er zusätzlich mit 50 Cent je Kilogramm. „Rund jeder Dritte Mitarbeiter erhöht so zusätzlich seinen Stundenlohn“, erklärt der studierte Agraringenieur.
Um Fehler zu vermeiden, lässt er alle Mitarbeiter wie früher auch von Hand eine Liste der Arbeitszeiten führen. „Im ersten Jahr, als meinen Mitarbeitern noch nicht bewusst war, dass mir die Maschine sehr detaillierte Rückmeldung gibt, von wann bis wann gearbeitet wurde, waren die Abweichungen durchaus groß“, resümiert Kisters. Die manuell eingetragene Arbeitszeiten waren täglich rund 15 bis 20 Minuten länger als die vom System erfassten. „Mittlerweile klappt es aber gut“, sagt Kisters, der auch in Zukunft weiter auf doppelte Dokumentation setzen will. Basis für die Höhe der Auszahlung ist die digital erfasste Leistung.
Standzeit = Pause?
Bevor er das System eingeführt hat, machte der Betriebsleiter selbst einen Test: „Ich habe die Zeit gestoppt, die ich brauche, um die Folie einer Reihe aufzulegen und die der nächsten herunter zu nehmen“. Dafür benötigte er fünf Minuten. In dieser Zeit ruht die Spinne. Damit das System diese Standzeit nicht fälschlicherweise als Pause meldet und von der Arbeitszeit abzieht, hat Kisters den Automatismus hinterlegt, dass Standzeiten erst ab sieben Minuten als Pause erfasst und werden.
Auf dem Betrieb der Familie Kisters wachsen neben dem Spargel nach Biostandard auch Heidelbeeren. Hier setzt der Betriebsinhaber ebenfalls auf die mobile Zeiterfassung sowie eine Leistungszulage. Der Unterschied ist aber, dass die Sollleistung für die Mitarbeiter nur bei 6 kg Heidelbeeren pro Stunde liegt.
So gelingt die mobile Zeiterfassung
Stephan Kisters nutzt das Programm „SoF.Hie“ von agroprojekt. Hier meldet sich jeder Mitarbeiter mit seinem Radio Frequency Identification (RFID)-Chip an einem kleinen Lesegerät an der Spargelspinne an, startet so die Stempeluhr und beginnt mit der Ernte. Der frisch gestochene Spargel kommt in Kisten, die mit einem Barcode und dem Namen des Erntehelfers versehen sind. Ein Mitarbeiter bringt die vollen Kisten zum Hof und versieht sie mit einem weiteren scannbarem Etikett, das den Namen des Feldes sowie der Sorte des Spargels trägt. Nach dem Scannen werden alle Informationen automatisch an das Programm auf dem Computer des Betriebsinhabers geschickt. „So können wir die Erntemengen detailliert auf einzelne Felder, und einzelne Mitarbeiter zurückverfolgen“, erklärt Stephan Kisters. Die Installation des Systems hat ihn einen hohen vierstelligen Betrag gekostet.