Über das Bauernliebe-Programm von Edeka und weitere vermarktet Westfleisch bereits zahlreiche HF3-Schweine. Nun ist ein Ausbau der Tierwohlschiene geplant. Dieser geht auf den Lebensmitteleinzelhandel zurück, der mehr Fleisch aus Stufe 3 anbieten will. Details hat uns Westfleisch-Vorstand Michael Schulze Kalthoff im Interview verraten:
Offenbar solide Finanzen
Auf den Westfleisch-Tagen in NRW und Niedersachsen betonte Finanzvorstand Carsten Schruck vergangene Woche, dass das Unternehmen für die neuen Herausforderungen des Marktes gut gerüstet sei. Er verwies auf die Eigenkapitalquote des Konzerns von 40 % und das gute Jahresergebnis 2023 mit einem Überschuss von 21,5 Mio. €. Seinen Umsatz konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr um 11 % auf 3,35 Mrd. € steigern.
Schruck kündigte Dividendenauszahlungen auf die Geschäftsanteile bei der SCE-Genossenschaft sowie die Einlagen bei der Finanz-AG in Höhe von jeweils 4,2 % an. Zudem sollen in Summe 1,5 Mio. € Sonderbonus ausgeschüttet werden, die zu 50 % ausgezahlt und zu 50 % den Geschäftsguthaben gutgeschrieben werden.
So laufen Schwein und Rind
Der Finanzchef machte deutlich, dass mit den 6,49 Mio. Schweineschlachtungen im Unternehmen im Jahr 2023 das Vorjahresergebnis erreicht wurde, aber kein weiteres Wachstum möglich war. Aufgrund der deutschlandweit um 7 % rückläufigen Schweineschlachtungen konnte Westfleisch seine Marktanteile dennoch ausbauen. Die Rinderschlachtungen legten sogar um gut 5 % auf 380 000 Tiere zu.
Hohe Personalkosten
Der im vergangenen Herbst als Vorstandsvorsitzender neu ins Unternehmen gekommene Dr. Wilhelm Uffelmann informierte über künftige Herausforderungen. Kernthema sind die Personalkosten, die im Jahr 2023 Zusatzbelastungen von rund 20 Mio. € verursachten. Im laufenden Jahr könnten weitere 35 Mio. € dazukommen – unter anderem auch für Energie, Transport und Logistik sowie Bürokratie.
Uffelmann sieht jedoch im Konzern verschiedene Möglichkeiten, um die Effizienz zu steigern und damit Kosten zu senken. Zum Beispiel könnte eine bessere Erfassung der Ferkel- und Schweineströme die Produktion in den Fleischwerken gleichmäßiger auslasten.
Handel fordert Nachhaltigkeit
Ein weiterer bedeutender Aspekt ist für den Vorstandsvorsitzenden die Nachhaltigkeit. Uffelmann machte deutlich, dass der deutsche Lebensmittelhandel intensive Bemühungen der Fleischkette einfordert. Für Westfleisch sind das Nährstoffmanagement und der Einsatz von entwaldungsfreiem Soja Kernmaßnahmen zur Reduktion von Emissionen entlang der Lieferkette. Das Unternehmen hat sich mit anderen deutschen Fleischbetrieben abgestimmt und will bereits Mitte des Jahres mit einem Konzept auf Erzeugerbetriebe zukommen.
Werbung über TikTok?
Um diese und weitere Bemühungen sichtbar zu machen, komme es auf den richtigen Kommunikationskanal an: „Fernsehwerbung ist out“, stellte Uffelmann am Freitag in Hamm klar. „Wir müssen auf TikTok!“ Man sollte sich allerdings bewusst machen, dass solche Maßnahmen in der Regel erst nach einigen Jahren Wirkung zeigen.
Neues Team für Einkauf und Landwirtschaft
Im Bereich Landwirtschaft und Einkauf hat Westfleisch sich mit eigenen Mitarbeitern neu aufgestellt: Ralf Gausling ist seit dem 1. März 2024 neuer Einkaufsleiter Schwein. Hendrik Riekenbrauck hat die Einkaufsleitung Großvieh übernommen. Als Direktorin Landwirtschaft verantwortet nun Deike Harms die strategische Weiterentwicklung des Bereichs.
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