Torten und Kekse, ein Weihnachtsbuffet mit ganz viel Hering und der Tanz um den Tannenbaum: All das gehört für Anne Thylén zur Advents- und Weihnachtszeit. Die 49-Jährige, geborene Ordelheide, ist auf einem Hof in Brockhagen im Kreis Gütersloh aufgewachsen. Nach der Ausbildung zur Raumausstatterin arbeitete sie in Schweden – und lernte ihren Mann Ola, einen Landwirt, kennen.
Heute sind sie gemeinsam auf einem Bauernhof in Schonen, Schwedens südlichster Provinz, zu Hause. Die Familie bewirtschaftet einen Betrieb mit 120 ha Ackerbau und 650 Mastschweinen. Anne betreibt auf dem Hof eine Werkstatt für Polstermöbel. Die drei Kinder sind inzwischen erwachsen.
Luciafest als erster Höhepunkt
Im Winter wird es früh dunkel und die Familie genießt die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest. Besonders mag Anne das Fest zu Ehren der heiligen Lucia. Am Samstag vor dem Luciatag (13. Dezember) ziehen Kinder singend durch die Kirche, die Lucia hat eine Kerzenkrone auf dem Kopf. Anschließend ist Fest im Gemeindehaus mit Hefegebäck, Keksen und fünf Torten. „Es ist ein herrlicher Trubel im überfüllten Saal“, erzählt Anne. „Nach dem Kaffeetrinken wird um den Tannenbaum getanzt und dann kommt noch der Nikolaus mit süßen Tüten für die Kinder.“
Die Thyléns feiern Weihnachten auf deutsch-schwedische Art. Aus beiden Ländern haben sie Traditionen übernommen – und das nicht erst seitdem Anne auf dem Hof lebt. Auch ihre Schwiegermutter stammt aus Deutschland, genauer gesagt aus Lippe. Ihre Spezialität sind Kokosmakronen. Anne und Ola backen in der Adventszeit vor allem Mandelmuscheln. Die gibt es dann am Luciatag, bei einem Fest mit Nachbarn und Anfang des Jahres, wenn der Nikolausverein Senioren einlädt.
Milchreis mit eigenen Erdbeeren
An Heiligabend gehen Anne und die Kinder tagsüber in einen Gottesdienst. Vorher oder nachher gibt es Milchreis mit aufgetauten Erdbeeren aus dem eigenen Garten. Nachmittags kommen dann Olas Brüder mit ihren Familien. Zu Keksen und Kaffee schauen sie Disneyfilme. Danach bereitet Anne das „Julbord“, das Weihnachtsbuffet, vor. Es gibt unter anderem Hering und Lachs in verschiedenen Variationen, Köttbullar, Würstchen und einen Backschinken, Käse, Brot mit Porterbier und Nelken, Rotkohl und Braunkohl. Letzteres ist Weißkohl, der durch anbräunen und dunklen Sirup seine Farbe bekommen hat.
Nach dem Essen klopft der Weihnachtsmann an und verteilt die Geschenke. „Manchmal stehen kleine Reime darauf, damit man raten kann, was im Paket ist“, erzählt Anne. Die Reste vom Festessen nimmt sie am ersten Weihnachtstag mit ins Gemeindehaus. Nach dem Gottesdienst um 8 Uhr treffen sich die Nachbarn dort zum Frühstück. Nachmittags und am zweiten Tag ist dann wieder Familienzeit – und vielleicht wird dann auch ein Knusperhäuschen angeknabbert.
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