Bei einer morgendlichen Autofahrt entdeckte ich kürzlich auf einer Wiese in der Lippeaue kurz vor der Autobahnauffahrt Hamm-Uentrop viele weiße Flecken. Beim Näherkommen stellte sich heraus: Bei den Flecken handelte es sich um mehr als 100 Weißstörche. Mit dabei: drei Schwarzstörche. Ein Anblick, der vor 30 Jahren nicht möglich gewesen wäre.
Anfang der 1990er-Jahre brüteten in ganz NRW noch drei Weißstorchpaare, damals an der Weser nördlich Petershagen. Im Kreis Soest verschwanden die Störche in den 1950er-Jahren. Es gab kaum noch Feuchtgebiete, in denen sie genug Nahrung zur Aufzucht der Jungvögel finden konnten. Mit den großflächigen Renaturierungen entlang der Lippe kam 2007 das erste Storchenpaar in den Kreis zurück. Es brütete in der Hellinghauser Mersch. Die Bevölkerung war sehr interessiert und begeistert von der Rückkehr der Vögel. So stellten auch Privatleute Nistplattformen auf. Mittlerweile brüten im Kreis Soest wieder 57 Weißstorchpaare (Stand: 2022). Für ganz NRW wurden mehr als 700 Paare registriert.
Nach Abschluss der Brut sammeln sich Alt- und Jungvögel gern auf überschwemmten Wiesen, beispielsweise in der Lippeaue. Dort kommen Regenwürmer und Mäuse an die Oberfläche und erlauben eine Stärkung vor dem Abflug ins Winterquartier. Aus unserer Regionen ziehen die Weißstörche nach Spanien. Aus Ostdeutschland ziehen sie über den Bosporus und Israel nach Ostafrika, einige sogar bis Südafrika.
Schwarzstörche überwintern südlich der Sahara. Um die Zukunft dieser Art steht es in NRW nicht so gut. Ein Grund: Der Rückgang der Niederschläge. In den vergangenen Jahren sind viele Bäche im Sauer- und Siegerland über Sommer sogar ganz ausgetrocknet. Der in diesen Gewässern nach Fischen jagende Schwarzstorch findet dann keine Nahrung mehr.
Durch den Rückgang der Wälder schwinden zudem geeignete Nistmöglichkeiten. Zum Bau ihrer Horste sind die scheuen Schwarzstörche auf ungestörte Waldflächen mit kräftigen Laubbäumen angewiesen. Aktuell brüten in NRW weniger als 80 Paare.
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