Besonders aufregend ist der Blick in einen Fermenter nicht. Zu sehen sind eine braune Brühe und vielleicht ein paar Blasen oder Schaum. Dennoch ist der Fermenter, das ist in der Zeichnung links der große Behälter mit dem grünen Dach, das Kernstück jeder Biogasanlage. Hier leben viele Milliarden Bakterien verschiedener Arten. Sie ernähren sich von eingebrachten Substraten, also von Gülle, Mist, Mais, Getreide, Gras, Zuckerrüben, Stroh oder anderer Biomasse.
Dabei bauen verschiedene Bakteriengruppen die organische Substanz nach und nach ab. Als Stoffwechselprodukt entsteht dabei ein Gasgemisch, das Biogas. Hauptbestandteile sind Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2). Biogas lässt sich in Blockheizkraftwerken (BHKW) verstromen. Dabei fällt als Nebenprodukt Wärme an, die sich zum Beispiel über ein Nahwärmenetz zum Heizen von Häusern nutzen lässt. Mithilfe von Aufbereitungsanlagen lässt sich Biogas auf Erdgasqualität reinigen und ins Erdgasnetz einspeisen.
Wo wird Biogas verwendet?
Verwendung findet es dann, genau wie Erdgas, weit entfernt von der Biogasanlage in der Kraft-Wärme-Kopplung, in Heizungen oder auch als Kraftstoff.
Nach der Vergärung bleibt Gärsubstrat übrig. Es lässt sich ähnlich wie Gülle als wertvoller Mehrnährstoffdünger ausbringen. Möglich ist es auch, Gärrest zu verkaufsfähigen Düngern wie zum Beispiel dem Mineraldünger Ammoniumsulfat-Lösung (ASL) aufzubereiten.
Eine alte Idee
Die Idee, Biogas herzustellen und zu nutzen ist nicht neu. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden im Ruhrgebiet Abwasserreinigungsanlagen mit Fermentern. Ziel war jedoch zunächst die Abfallverringerung. Erst in den 1920er-Jahren wurde Biogas aufgefangen und ins städtische Gasnetz eingespeist. In den 70er-Jahren entstanden dann im süddeutschen Raum die ersten landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Auch hier ging es weniger um die Energiegewinnung als darum, keine Urlauber zu verschrecken: Denn Gärrest stinkt weniger als Gülle.
1992 gab es deutschlandweit 139 Biogasanlagen, 1999 waren es 850. Im Jahr 2000 wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erlassen. Es hat das Ziel, die erneuerbaren Energien und damit auch Biogas zu fördern. Die EEG-Novellen in den Jahren 2004 und 2009 verbesserten die Biogas-Förderung deutlich. Ende 2011 waren deutschlandweit bereits gut 7200 Anlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von rund 2900 MWel am Netz.
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