Schön, wie einfach Kinder fürs Gärtnern zu begeistern sind! Ganz besonders, wenn sie dabei gemeinsam werkeln können. Dies erlebten die Landfrauen des Ortsverbands Hille-Hartum im Kreis Minden-Lübbecke. Sie organisierten eine Pikierparty für Mütter und Großmütter mit ihren Kindern oder Enkeln. Knapp 20 Gartenfans im Kindergarten- und Grundschulalter und zwei Dutzend Erwachsene machten mit. Unter Anleitung der Garten-YouTuberin Jen Slupkowski vereinzelten sie aus Samen vorgezogene Tomatenpflanzen. Diese Arbeit nennen Gärtner Pikieren (siehe Kasten).
Kinder lieben Tomaten
Mit „Ran an die Töpfe!“ gab Fachfrau Jen den Startschuss: Voller Eifer topften die kleinen Gärtner ihre eigenen Tomatenpflanzen in die Pflanztöpfchen ein. Auch für Oma, Opa, Mama, Papa und alle Geschwister wurden Keimlinge in die Erde gebracht. Manche Tomate hatte in Gedanken schon einen festen Platz auf dem Balkon, andere an der Wand auf dem Hof. „Kinder lieben Tomaten“, weiß Jen Slupkowski. Favorit beim Nachwuchs sind vor allem die kleinen roten Früchte, aber auch die dicken saftigen Fleischtomaten hatten Fans. Auch die Mütter waren sehr interessiert und lauschten gespannt den Tipps, denn längst nicht alle sind erfahren in der Gartenarbeit. „Ich habe schon einiges ausprobiert, aber oft ist es nichts geworden“, erzählte eine Teilnehmerin. Sie motivierte es zu sehen, dass vieles gar nicht so pingelig zu nehmen ist, wie erwartet.
Die Landfrauen möchten den Kindern mit ihrer Pikierparty Wissen und Wertschätzung für heimische Lebensmittel vermitteln und ihnen zeigen, woher unser Essen stammt – und dass es nicht aus Übersee kommen muss. Die Idee entstand beim Grübeln darüber, wie der Verein auch jüngeren Mitgliedern ein gutes Programm bieten und vor allem neue hinzugewinnen könne. Im vorigen Jahr hatte das Vorstandsteam für diese Zielgruppe einen Ausflug auf einen Biomilchhof organisiert, der ebenfalls gut ankam. „Weitere Aktionen für junge Frauen mit Kindern sind gesetzt“, sind sich Maren Lückemeier und Claudia Südmeyer vom Vorstand nach dieser positiven Resonanz einig.
Fürs Gärtnern begeistern
Den Anfang für ihre ersten Tomatenpflänzchen haben die Kinder gemacht und die Spannung bis zur ersten Ernte steigt. Jetzt geht es an die Pflege – allem voran das regelmäßige Gießen und Ausgeizen der Seitentriebe, damit die Pflanzen nicht zu buschig werden. Das gab Fachfrau Jen ihnen mit auf den Weg. Die gelernte Lehrerin betreibt den YouTube-Kanal „Gartengemüsekiosk“ und versorgt jede Woche rund 200 000 Follower mit Videos zu Gartenthemen, hauptsächlich zum biologischen Gemüseanbau. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie sich auf die Vermehrung und den Vertrieb von samenfestem biologischem Saatgut spezialisiert.
Langsam starten
Gartenexpertin Jen gibt für das Gärtnern mit Kindern folgende Tipps:
- Gute Gemüsepflanzen für den Einstieg sind Zuckererbsen, Tomaten und Kartoffeln, ebenso Pflücksalate, Möhren, Gurken und Bohnen.
- Nicht zu viel auf einmal für den Anfang vornehmen, sondern mit wenig starten und ins Thema hineinwachsen. Sonst schlägt Begeisterung schnell in Frust um.
- Die Kinder dürfen zu Hause mit den Erwachsenen überlegen: Wo kann ich etwas anbauen? Wie sind meine Bedingungen? Wie ist der Sonnenverlauf? Und was esse ich gern?
- Die Entwicklung der Pflanzen mit Fotos oder gemalten Bildern begleiten und ein Pflegetagebuch führen.
- Die Ernte als Familie gemeinsam zubereiten. So findet manches Gemüse Wohlgefallen, was sonst vielleicht abgelehnt worden wäre.
Pikieren bringt den Pflanzen Platz
Pikieren bedeutet, eng stehende Keimlinge zu vereinzeln. Anfangs werden Samen eng ausgesät. Wachsen sie, brauchen sie mehr Luft und Platz, erfuhren die kleinen Teilnehmer von der Gartenkennerin. Sie rät:
- Sobald die ausgesäten Tomatenpflanzen aus der Erde schauen und nach den zwei Keimblättern die für Gemüsekulturen typischen Blätter zeigen, steht das Pikieren an.
- Die Pflanzen einzeln mitsamt der Wurzeln vorsichtig aus der Erde heben. Dabei helfen ein Pikierstäbchen aus Holz, ein chinesisches Essstäbchen oder ein Bleistift.
- Die empfindliche Pflanze nicht an dem dünnen Stängel, sondern oben an den Keimblättern halten.
- Jede Pflanze in ein eigenes Töpfchen geben. Den Stiel zur Stabilität tief in den Topf setzen, rundum Erde einfüllen, andrücken und gießen.
- Den Topf sofort beschriften. Dazu den Namen der Pflanze etwa auf ein Eisstäbchen schreiben und dies in die Erde stecken.
- Nicht wundern, wenn die Pflanze schlapp aussieht. Pikieren ist Stress für sie. Sie richtet sich wieder auf.
- Die pikierten Tomatenpflanzen brauchen es hell. Weniger als 5 °C vertragen sie nicht. Auspflanzen erst nach den Eisheiligen Mitte Mai.
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