Lassen sich mit Vertical Farming auch Sattmacherpflanzen anbauen? Andreas Ulbrich ist davon überzeugt und hat mit seinem Team kürzlich einen Süßkartoffelversuch abgeschlossen, der Antworten verspricht. „Wir wählten eine Züchtung, die essbares Laub und guten Knollenertrag verspricht“, berichtet Ulbrich. Im Freiland braucht die Sorte rund 90 Tage von der Pflanzung bis zur Ernte.
Im hydroponischen Anbau waren die Süßkartoffeln in der perfekt ausgeleuchteten, temperierten Pflanzenkammer nach 70 Tagen ausgereift. „Mit 2,3 kg Knollen pro Quadratmeter konnte unsere Ernte locker mit Hochertragssorten in China mithalten“, ordnet der Wissenschaftler ein. Planbare Ernten und kurze Vegetationsphasen sind ein Vorteil des Pflanzenanbaus unter kontrollierten Bedingungen.
Entengrütze, Cannabis, Vanille
Seit einem Jahr ist das „Forschungszentrum Agrarsysteme der Zukunft“ auf dem Campus Haste in Betrieb. In den Indoor-Kammern werden zurzeit Salat, Cannabis und Wasserlinsen hydroponisch angebaut.
Die Abwärme der Pflanzenbeleuchtung wird nach oben ins Dachgewächshaus geführt. Dort kultivieren die Gartenbauer auch Gewürzpflanzen, die in ihren Herkunftsländern unter problematischen Bedingungen wachsen: Pfeffer und Vanille. Bis zur ersten Ernte brauchen die Forscher jahrelang Geduld, um die passenden Lebensbedingungen für die Exoten zu schaffen. Werden die Wohlfühl-Algorithmen geknackt, kann die Produktion in Deutschland starten.
Die Aussicht auf solche neuen Produktionsmethoden lockt Studenten an. Den früheren Studiengang Produktionsgartenbau modelte die Hochschule um und bietet einen Schwerpunkt in Pflanzentechnologie an, der gefragt ist. Ausgebucht ist laut Ulbrich auch ein gebührenpflichtiger Studiengang, der Pflanzentechnologie in der Agrarwirtschaft berufsbegleitend vermittelt.
3,50 m hohe Pflanzenkammern
Forscher wie Andreas Ulbrich arbeiten daran, die Produktion praxistauglich zu gestalten. Das fängt bei der Inneneinrichtung der vier Pflanzenkammern an. „Die größte Herausforderung war für uns, Temperatur und Luftfeuchte auf der Raumhöhe von 3,50 m konstant zu halten“, nennt er ein Beispiel.
Gemeinsam mit Planern entwickelte er eine Lochblechkonstruktion, die beim Verteilen der feuchten Luft hilft. Auch in der Düngung gehen Ulbrich und sein Team neue Wege. „Uns interessiert, wann die Pflanze Fotosynthese macht und wie sie das künstliche Licht in Wachstum umsetzt“, erklärt er. Dazu schauen die Fachleute den Pflanzen ständig auf die Blätter, um ihre Aktivität zu messen. Ein Novum im Gartenbau.
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