Die Idee, neben der Eifel auch einen Nationalpark in Ostwestfalen-Lippe (OWL) einzurichten, ist nicht neu. Bereits vor gut zehn Jahren gab es entsprechende Bestrebungen. Doch die Meinung der Betroffenen in der Region zu diesen Plänen hat sich offenbar nicht geändert.
Die Botschaft auf den Plakaten an den Traktoren und Holztransportern, die am Mittwochabend vergangener Woche entlang des Weges zur Nethehalle in Neuenheerse, Kreis Höxter, standen, war eindeutig: „Unsere Egge – Nationalpark nein danke“ war dort zu lesen. In der voll besetzten Halle waren rund 400 Zuhörer einer Einladung des CDU-Kreisverbandes Höxter zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Nationalpark gefolgt. Auf dem Podium informierten und diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Forst- und Landwirtschaft sowie Politik über mögliche Pläne und Folgen für die Region.
Biosphärenreservat?
Die gesetzlichen Grundlagen erläuterte Heinz-Günter Koßmann (CDU), Vorsitzender des Regionalrates Ostwestfalen-Lippe. Die Mindestgröße eines Nationalparks betrage 10.000 ha mit einer Kern- bzw. Prozessschutzzone von mindestens 75 %. „Diese 7500 ha stünden also zur Nutzung nicht mehr zur Verfügung“, so der Redner.
Um potenzielle Nachteile eines Nationalparks wie die Schwächung der Forst- und Holzwirtschaft sowie den Wegfall von Arbeitsplätzen deutlich zu reduzieren und gleichzeitig mögliche Chancen eines Nationalparks nur unwesentlich zu schmälern, nannte er als Alternative das Biosphärenreservat. Dessen Mindestgröße betrage zwar 30.000 ha. Die Kernzone umfasst aber nur 3 %, also 900 ha. In Biosphärenreservate gehe es um das Zusammenleben von Mensch und Natur. Zugleich würden wertvolle Lebensräume für Mensch und Natur erhalten und entwickelt. „Es wäre das erste Biosphärenreservat in NRW und hätte dadurch ein Alleinstellungsmerkmal“, betonte Koßmann.
Transparente Form der Bürgerbeteiligung
Michael Stolte, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter, forderte eine transparente Form der Bürgerbeteiligung. „Was sind Potenzialgebiete? Gibt es andere Kandidaten zur Egge? Wie ist die Wirtschaft betroffen? Mir fehlen Zahlen, Daten und Fakten“, so Stolte.
Bereits 2012 hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) OWL ein Gutachten zu den damaligen Plänen eines Nationalparks Teutoburger Wald/Egge erstellen lassen. Das Ergebnis: Die Region werde durch die Errichtung eines Nationalparks erhebliche wirtschaftliche Nachteile haben, die durch Tourismus-Effekte nicht ausgeglichen würden. Auch aktuell plant die IHK wieder ein Gutachten und will 2000 Unternehmen im Bereich Holz in OWL befragen.
Damals ging es allerdings noch um die Schädigung des Wirtschaftswaldes. Von den gut 12.000 ha Staatswald im Eggegebirge (Kreis Paderborn: 7500 ha, Kreis Höxter: 3500 ha, Hochsauerlandkreis: 850 ha, Kreis Lippe: 300 ha) seien allerdings nun bereits rund 3600 ha Kalamitätsflächen, erläuterte Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift. Weitere 10 % seien in Form von Wildnisgebieten schon aus der Nutzung genommen worden.
Macht Stilllegung Sinn?
Doch ist die Stilllegung von Wald im Hinblick auf die Klimakrise überhaupt der richtige Weg? Was ist mit Baumarten, die jetzt mit Steuergeldern gefördert werden, in einem möglichen Nationalpark aber als „gebietsfremde Arten“ unerwünscht sind? Woher bekommen Selbstwerber ihren Rohstoff, die teils jüngst erst viel Geld in moderne Holzheizungen investiert haben? Wie würde sich ein Nationalpark auf Wildbestände und Wildschäden auswirken? Fragen über Fragen, auf die das NRW-Umweltministerium mit Minister Oliver Krischer Antworten liefern muss.
Lesen Sie mehr: