Feine schwarze Sweatjacke, ein perfekt getrimmter Kinnbart und Chucks an den Füßen. Auf der Baseballkappe prangt das betriebseigene Logo. Mit dem alten Bild vom Metzger in verschwitztem Hemd und blutverschmierter Schürze hat das wenig zu tun. Lennart Hermstein verkörpert den modernen Typus des Fleischers.
Eigene Marke herausstellen
Der 36-Jährige, der heute Inhaber der Fleischerei Münch in Bielefeld-Ummeln ist, war früher als Modekaufmann tätig. Erst mit Mitte 20 entschied er sich für die Karriere im Fleischgeschäft. Dann ging alles ganz schnell: In Rekordzeit hat er seine Lehre und die Meisterschule absolviert. 2018 übernahm er den Betrieb seines Ausbilders. Ein Jahr später folgte die Auszeichnung zum Fleischsommelier.
„Wer als Metzger erfolgreich sein will, muss heute mehr tun als früher“, ist der Quereinsteiger überzeugt. „Es reicht nicht, nur tolle Produkte zu verkaufen. Man muss auch immer wieder für sich und sein Handwerk werben.“
Das tut der Fleischprofi, der 32 Mitarbeiter an drei Standorten beschäftigt, am liebsten im direkten Kundenkontakt. Ihm ist es wichtig, an den Hauptverkaufstagen Freitag und Samstag selbst hinter der Theke zu stehen. „Wer für ein edles Stück Fleisch tief in die Tasche greift, freut sich zusätzlich, wenn er vom Chef persönlich beraten wurde“, ist er sich sicher.
Damit auch seine Mitarbeiter alle Fragen der Kundschaft professionell beantworten können, schult er diese regelmäßig und gibt sein Fachwissen über Fleisch, dessen Reifung und Zubereitung nach jeder Fortbildung an sie weiter.
"Münchs Steak-Fibel"
Wenn doch einmal die Worte fehlen, hilft „Münchs Steak-Fibel“. Alphabetisch sortiert hat Lennart Hermstein hier alles aufgeschrieben, was es zu den einzelnen Cuts zu sagen gibt – und das in lockerer, authentischer Sprache. Das Heft liegt hinter dem Tresen immer griffbereit zum Nachschlagen aus.
Gerade junge Eltern und Studenten stellen dem Verkaufsteam viele Fragen. Häufig interessieren sie sich auch für die Herkunft von Wurst, Schnitzel und Rouladen. „Dann können wir damit punkten, dass wir noch selbst schlachten und die Schweine und Rinder von Höfen aus der unmittelbaren Umgebung stammen“, sagt der zweifache Familienvater.
Seiner Meinung nach schätzen viele seiner Kunden auch, dass es im Laden nicht immer bierernst zugeht. Ein paar lockere Sprüche und spielerische Reibereien unter den Verkäufern gehören dazu. „Wir wollen positive Stimmung verbreiten. Unser Ziel ist es, jeden Besucher mit einem Lächeln in den Feierabend zu schicken“, betont Hermstein.
Als zusätzliches Standbein für die Fleischerei haben sich Events etabliert. Hermstein bietet pro Jahr etwa zwei Dutzend Veranstaltungen an. Das geht vom Profi-Grillkurs auf dem Bauernhof bis hin zur praktischen Vorführung in der Wurstküche. An bestimmten Terminen dürfen je 16 Teilnehmer hinter die Kulissen der Metzgerei blicken und sogar bei der Zerlegung einer Rinderhälfte dabei sein. „Das schafft Vertrauen“, unterstreicht der Unternehmer.
Um im Gespräch zu bleiben, pflegt Hermstein den Kontakt zur lokalen Presse. So bietet er den örtlichen Tageszeitungen und Radiosendern etwa einmal im Quartal eine „Story“ an. Das kann zum Beispiel ein Tag mit dem Azubi sein oder er verrät die neuesten Trends bei Grillrezepten. „Die Redakteure sind meist dankbar für jede Idee“, lautet seine Erfahrung.
Ein Post pro Tag ist Pflicht
Für den direkten Draht zur jungen Generation und zu potenziellen Azubis setzt Hermstein auf die sozialen Medien. Die Fleischerei Münch ist bei Facebook, Instagram und Youtube aktiv. Ziel ist es, täglich einen Post, also eine Statusmeldung, ein Foto oder ein Video, zu veröffentlichen. Dafür berät sich der Metzger mit seiner Frau und der Verkaufsleiterin. „Wir planen meist eine Woche im Voraus, was wir wie und wann hochladen wollen“, erklärt der Fleischermeister. Der Aufwand zahle sich aus. So war beispielsweise ein Video über die tägliche Arbeit der Filialleiterin ausschlaggebend für drei neue Bewerbungen.
Um am Puls der Zeit zu bleiben, verlässt er sich auf sein stetig wachsendes Netzwerk in der Branche. „Der Austausch hilft, Trends frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.
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