Ende November 2021 herrschte weiter eine freundliche Markttendenz an den Getreidemärkten. Besonders an den Exportstandorten Hamburg und Rostock wurde Weizen von Drittländern gut nachgefragt. Abwärtskorrekturen der Weizenernten in Kanada, Russland und Frankreich stützten die gute Marktstimmung. Die heimischen Mühlen waren bis Jahresende 2021 gut mit Backweizen und Brotroggen versorgt, benötigen aber mit Beginn des neuen Jahres erneut Ware. Die Mischfutterhersteller in den Veredlungsregionen Südoldenburg, Westfalen und den Niederlanden signalisieren Kaufbereitschaft für Futterweizen, Futtergerste, Triticale und Körnermais. Zum Jahresende machten Transportschwierigkeiten zu Wasser und auf der Straße zuverlässige Lieferungen immer schwieriger.
Mais, Weizen, Gerste
Die Körnermaisernte in Deutschland überzeugt mit guten Erträgen. Nach Angaben des Deutschen Raiffeisenverbandes soll die Erntemenge für Deutschland bei gut 4,2 Mio. t liegen. Dies wäre ein Plus von rund 5% zum Vorjahr. Grund für das bessere Ergebnis sind höhere Hektarerträge.
Der November-Report des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) sieht die globale Produktion von Weizen bei 775,3 Mio. t. Die Aussicht auf eine größere Weizenernte in Russland (74,5 Mio. t) kann die Kürzungen für die Europäische Union, Großbritannien und die Türkei nicht kompensieren. Bei einem weltweiten Weizenverbrauch in Höhe von 787,4 Mio. t nehmen die weltweiten Endbestände für Weizen zum Stichtag 30. Juni 2022 ab. Das USDA geht von Endbeständen von 275,8 Mio. t aus. Im Wirtschaftsjahr 2019/20 waren es 295,5 Mio. t.
Weltweit kleinere Ernten
Aufgrund der geänderten Ernteprognosen in der Türkei (–0,5 auf 4,5 Mio. t), der EU-27 (–0,4 auf 53,9 Mio. t), Russland (–0,3 auf 17 Mio. t) und der Ukraine (–0,3 auf 10,2 Mio. t) hat das USDA seine weltweite Gerstenschätzung um 1,75 auf 146,2 Mio. t gegenüber dem Vormonat Oktober zurückgenommen. Damit fällt weltweit die Ernte 14,2 Mio. t kleiner aus als 2020/21.
Maisvorräte legen zu
Weltweit soll die Maiserzeugung im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 bei 1204,6 Mio. t liegen. Demgegenüber steht ein globaler Maisverbrauch von 1192,1 Mio. t. Zur weltweiten Maiserzeugung trägt allein die USA mit rund 383 Mio. t bei. In der Folge legen die Maisvorräte weltweit mehr zu, als bislang avisiert. Mit 304,4 Mio. t liegt die Schätzung des USDA 12,5 Mio. t über Vorjahr.
Hochwertige Weizenqualitäten gefragt
Die Weizenproduktion in den wichtigsten Exportstaaten der Welt soll nach Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums so knapp versorgt sein wie noch nie in den vergangenen 20 Jahren. Zudem gab es erhebliche Qualitätsprobleme hinsichtlich Proteingehalt, Fallzahl und Hektolitergewicht. Hochwertige Weizenqualitäten sind im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 weltweit gefragt, insbesondere Deutschland kann hier aufgrund entsprechender Qualitäten punkten. Speziell die internationale Nachfrage nach Getreide, insbesondere Weizen, hat in der Saison 2021/22 stark angezogen. Große Unsicherheit besteht hinsichtlich der Exportpolitik Russlands. Russland will Exportquoten für Weizen einführen und auch die bestehende Exportsteuer weiter anheben.
Insgesamt betrachtet kann man sagen, dass die Preise für Getreide bis zum Frühjahr fest bleiben werden, deutliche Preisrücknahmen sind erst bei einer guten Getreideernte im nächsten Jahr möglich.
Mehr Raps, feste Preise
Der Rapsmarkt ist im laufenden Wirtschaftsjahr 2021/22 noch knapper versorgt. Die Rapsernte ist in Frankreich und Deutschland unterdurchschnittlich ausgefallen. Die deutsche Rapsernte 2021 ist weitgehend vermarktet, die Landwirte schließen Vorkontrakte für die Rapsernte 2022 zu Preisen von 540 bis 570 €/t ab. Marktanalysten erwarten für Deutschland eine Ausweitung der Rapsanbaufläche von 6 % auf 1,06 Mio. ha für die Ernte 2022. Für Frankreich wird eine Ausdehnung um 17 % auf 1,15 Mio. ha prognostiziert.
Ende November war die Geschäftstätigkeit am Rapsmarkt überschaubar. Bis zum Frühjahr 2022 werden die Rapspreise weiter sehr fest bleiben.
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