Nebenerwerb

Voller Familieneinsatz für die Färsenaufzucht

Bis zu 180 Tiere, 65 ha Grünland und 8 ha Acker. Im Nebenerwerb ist das ambitioniert. Deshalb sind auf dem Hof Oskamp in Nienberge-Häger viele helfende Hände gefragt. Das schweißt die Familie zusammen

Noch bis 2006 hielten Ulrich und Marlies Oskamp, heute 62 und 58 Jahre alt, 60 Milchkühe – schon damals im Nebenerwerb. Doch der Stall aus den 70er-Jahren hätte nicht mehr lange gehalten. Die Kinder waren damals zu jung, um über die Hofnachfolge zu entscheiden. So spezialisierten sie sich auf die Aufzucht, bauten mit viel Eigenleistung einen neuen Rinderstall, 2012 dann einen Kälberstall. Und das alles so, dass sich die Hallen ohne Aufstallung im Zweifel schnell wieder umnutzen ließen.

Marlies und Ulrich Oskamp sind stolz auf ihren Familienbetrieb. (Bildquelle: Schulze Lohoff)

Die Färsenaufzucht erfolgt im Lohn für zwei feste Partnerbetriebe. Etwa einmal im Monat verlässt ein Lkw mit bis zu elf tragenden Rindern den Hof. Von den Milchviehbetrieben bringt er die Kälber mit zurück. Die jüngsten bekommen bei Oskamps sogar noch Milch.

Wieder in den Vollerwerb?

Als Sohn Matthias nach dem Studium mit dem Gedanken spielte, wieder voll in die Milchviehhaltung einzusteigen, fiel die Entscheidung schwer. Knappe Futterflächen, hoher Investitionsbedarf und schlechte Milchpreise durch den Wegfall der Quote sprachen aber schließlich dagegen. Mittlerweile arbeitet der 31- Jährige als Produktentwickler für ein Futtermittelunternehmen.

Ob bei der Krankenkasse, als Zimmermann oder als Diözesan-Referent – bis auf Mutter Marlies arbeiten alle noch anderswo. „Die Kenntnisse kann auf dem Hof aber jeder bestens einbringen“, schmunzelt sie. Gemeinsam mit ihrem Bruder hält sie werktags den Betrieb am Laufen. Doch sobald es um strategische Entscheidungen geht, sitzen alle mit am Tisch. Auch Reparaturen, Feld­arbeiten und Aufgaben im Büro übernehmen ihre vier Kinder und deren Partner gern. Die plant sie in der Woche fürs Wochenende vor.

Hofnachfolger Matthias Oskamp entwickelt hauptberuflich Produkte für ein regionales Futtermittelunternehmen. (Bildquelle: Schulze Lohoff)

„Wenn wir silieren, müssen erst mal alle Zeit haben. Schönes Wetter ist dann fast schon ein netter Nebeneffekt“, lacht Matthias.

Zeit sparen durch Technik

Da Zeit der begrenzende Faktor ist, setzen Oskamps auf Technik. Alle Ställe lassen sich mit dem Radlader einstreuen. Bei der Brunsterkennung hilft eine Aktivitätsmessung per Halsband. „Das erleichtert die Arbeit enorm. Früher war fast alles Handarbeit“, erinnert sich Mutter Marlies. „Es ist aber auch der Wahnsinn, wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern. Eine große Investition pro Generation reicht nicht mehr.“ Trotzdem will die Familie am Ball bleiben. „Einen Investitionsstau können wir uns auch als Nebenerwerbsbetrieb nicht leisten“, stellt Matthias Oskamp klar.

Offen bleibt, wie es wird, wenn jeder seine eigene Familie hat. Rückt der Hof dann in den Hintergrund oder bleibt er trotz der Arbeit für alle Oskamps Freizeitziel Nummer eins?


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